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Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.

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Mörner.
In diesem Augenblick, dem Staub' entrückt,
Bemerken wir den Herrn, der, bei den Fahnen,
Des Truchß'schen Corps, dem Feind entgegenreitet;
Auf einem Schimmel, herrlich saß er da
Im Sonnenstrahl, die Bahn des Siegs erleuchtend.
Wir Alle sammeln uns, bei diesem Anblick,
Auf eines Hügels Abhang, schwer besorgt,
In Mitten ihn des Feuers zu erblicken:
Als plötzlich jetzt der Kurfürst, Roß und Reiter,
In Staub vor unsern Augen niedersinkt;
Zwei Fahnenträger fielen über ihn,
Und deckten ihn mit ihren Fahnen zu.
Natalie.
O meine Mutter!
Erste Hofdame.
Himmel!
Kurfürstin.
Weiter! Weiter!
Mörner.
Drauf faßt, bei diesem schreckenvollen Anblick,
Schmerz, unermeßlicher, des Prinzen Herz;
Dem Bären gleich, von Wuth gespornt und Rache,
Bricht er mit uns auf die Verschanzung los:
Der Graben wird, der Erdwall, der sie deckt,
Im Anlauf überflogen, die Besatzung
Geworfen, auf das Feld zerstreut, vernichtet,
Kanonen, Fahnen, Pauken und Standarten,
Der Schweden ganzes Kriegsgepäck, erbeutet:
Und hätte nicht der Brückenkopf am Rhyn
Im Würgen uns gehemmt, so wäre keiner,
Der, an dem Heerd der Väter, sagen könnte:
Bei Fehrbellin sah ich den Helden fallen!
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Mörner.
In dieſem Augenblick, dem Staub’ entrückt,
Bemerken wir den Herrn, der, bei den Fahnen,
Des Truchß’ſchen Corps, dem Feind entgegenreitet;
Auf einem Schimmel, herrlich ſaß er da
Im Sonnenſtrahl, die Bahn des Siegs erleuchtend.
Wir Alle ſammeln uns, bei dieſem Anblick,
Auf eines Hügels Abhang, ſchwer beſorgt,
In Mitten ihn des Feuers zu erblicken:
Als plötzlich jetzt der Kurfürſt, Roß und Reiter,
In Staub vor unſern Augen niederſinkt;
Zwei Fahnenträger fielen über ihn,
Und deckten ihn mit ihren Fahnen zu.
Natalie.
O meine Mutter!
Erſte Hofdame.
Himmel!
Kurfürſtin.
Weiter! Weiter!
Mörner.
Drauf faßt, bei dieſem ſchreckenvollen Anblick,
Schmerz, unermeßlicher, des Prinzen Herz;
Dem Bären gleich, von Wuth geſpornt und Rache,
Bricht er mit uns auf die Verſchanzung los:
Der Graben wird, der Erdwall, der ſie deckt,
Im Anlauf überflogen, die Beſatzung
Geworfen, auf das Feld zerſtreut, vernichtet,
Kanonen, Fahnen, Pauken und Standarten,
Der Schweden ganzes Kriegsgepäck, erbeutet:
Und hätte nicht der Brückenkopf am Rhyn
Im Würgen uns gehemmt, ſo wäre keiner,
Der, an dem Heerd der Väter, ſagen könnte:
Bei Fehrbellin ſah ich den Helden fallen!
C 2
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[35/0048] Mörner. In dieſem Augenblick, dem Staub’ entrückt, Bemerken wir den Herrn, der, bei den Fahnen, Des Truchß’ſchen Corps, dem Feind entgegenreitet; Auf einem Schimmel, herrlich ſaß er da Im Sonnenſtrahl, die Bahn des Siegs erleuchtend. Wir Alle ſammeln uns, bei dieſem Anblick, Auf eines Hügels Abhang, ſchwer beſorgt, In Mitten ihn des Feuers zu erblicken: Als plötzlich jetzt der Kurfürſt, Roß und Reiter, In Staub vor unſern Augen niederſinkt; Zwei Fahnenträger fielen über ihn, Und deckten ihn mit ihren Fahnen zu. Natalie. O meine Mutter! Erſte Hofdame. Himmel! Kurfürſtin. Weiter! Weiter! Mörner. Drauf faßt, bei dieſem ſchreckenvollen Anblick, Schmerz, unermeßlicher, des Prinzen Herz; Dem Bären gleich, von Wuth geſpornt und Rache, Bricht er mit uns auf die Verſchanzung los: Der Graben wird, der Erdwall, der ſie deckt, Im Anlauf überflogen, die Beſatzung Geworfen, auf das Feld zerſtreut, vernichtet, Kanonen, Fahnen, Pauken und Standarten, Der Schweden ganzes Kriegsgepäck, erbeutet: Und hätte nicht der Brückenkopf am Rhyn Im Würgen uns gehemmt, ſo wäre keiner, Der, an dem Heerd der Väter, ſagen könnte: Bei Fehrbellin ſah ich den Helden fallen! C 2

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/48>, abgerufen am 23.11.2024.