Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Verfolgten sich und kreuzten sich die Fragen. Wir setzten uns -- und jetzt erzähltest du Mit kriegerischer Rede mir, was bei Pharissa jüngst geschehn, mir von dem Labdakus, Und wie er in die ew'ge Nacht gesunken -- und jeden blut'gen Auftritt des Gefechts. Drauf -- ward das prächt'ge Diadem mir zum Geschenk, das einen Kuß mich kostete; Viel bei dem Schein der Kerze ward's betrachtet -- Und einem Gürtel gleich verband ich es, Den deine Hand mir um den Busen schlang. Amphitryon. (für sich.) Kann man, frag' ich, den Dolch lebhafter fühlen? Alkmene. Jetzt ward das Abendessen aufgetragen, Doch weder du noch ich beschäftigten Uns mit dem Ortolan, der vor uns stand, Noch mit der Flasche viel, du sagtest scherzend, Daß du von meiner Liebe Nektar lebtest,
Verfolgten ſich und kreuzten ſich die Fragen. Wir ſetzten uns — und jetzt erzaͤhlteſt du Mit kriegeriſcher Rede mir, was bei Phariſſa juͤngſt geſchehn, mir von dem Labdakus, Und wie er in die ew’ge Nacht geſunken — und jeden blut’gen Auftritt des Gefechts. Drauf — ward das praͤcht’ge Diadem mir zum Geſchenk, das einen Kuß mich koſtete; Viel bei dem Schein der Kerze ward’s betrachtet — Und einem Guͤrtel gleich verband ich es, Den deine Hand mir um den Buſen ſchlang. Amphitryon. (für ſich.) Kann man, frag’ ich, den Dolch lebhafter fuͤhlen? Alkmene. Jetzt ward das Abendeſſen aufgetragen, Doch weder du noch ich beſchaͤftigten Uns mit dem Ortolan, der vor uns ſtand, Noch mit der Flaſche viel, du ſagteſt ſcherzend, Daß du von meiner Liebe Nektar lebteſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ALK"> <p><pb facs="#f0089" n="73"/> Verfolgten ſich und kreuzten ſich die Fragen.<lb/> Wir ſetzten uns — und jetzt erzaͤhlteſt du<lb/> Mit kriegeriſcher Rede mir, was bei<lb/> Phariſſa juͤngſt geſchehn, mir von dem Labdakus,<lb/> Und wie er in die ew’ge Nacht geſunken<lb/> — und jeden blut’gen Auftritt des Gefechts.<lb/> Drauf — ward das praͤcht’ge Diadem mir zum<lb/> Geſchenk, das einen Kuß mich koſtete;<lb/> Viel bei dem Schein der Kerze ward’s betrachtet<lb/> — Und einem Guͤrtel gleich verband ich es,<lb/> Den deine Hand mir um den Buſen ſchlang.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMP"> <speaker><hi rendition="#g">Amphitryon</hi>.</speaker> <stage>(für ſich.)</stage><lb/> <p>Kann man, frag’ ich, den Dolch lebhafter<lb/> fuͤhlen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Jetzt ward das Abendeſſen aufgetragen,<lb/> Doch weder du noch ich beſchaͤftigten<lb/> Uns mit dem Ortolan, der vor uns ſtand,<lb/> Noch mit der Flaſche viel, du ſagteſt ſcherzend,<lb/> Daß du von meiner Liebe Nektar lebteſt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0089]
Verfolgten ſich und kreuzten ſich die Fragen.
Wir ſetzten uns — und jetzt erzaͤhlteſt du
Mit kriegeriſcher Rede mir, was bei
Phariſſa juͤngſt geſchehn, mir von dem Labdakus,
Und wie er in die ew’ge Nacht geſunken
— und jeden blut’gen Auftritt des Gefechts.
Drauf — ward das praͤcht’ge Diadem mir zum
Geſchenk, das einen Kuß mich koſtete;
Viel bei dem Schein der Kerze ward’s betrachtet
— Und einem Guͤrtel gleich verband ich es,
Den deine Hand mir um den Buſen ſchlang.
Amphitryon. (für ſich.)
Kann man, frag’ ich, den Dolch lebhafter
fuͤhlen?
Alkmene.
Jetzt ward das Abendeſſen aufgetragen,
Doch weder du noch ich beſchaͤftigten
Uns mit dem Ortolan, der vor uns ſtand,
Noch mit der Flaſche viel, du ſagteſt ſcherzend,
Daß du von meiner Liebe Nektar lebteſt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/89 |
Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/89>, abgerufen am 17.07.2024. |