Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Geliebte von dem Gatten dich, Und unterscheide zwischen mir und ihm. Sie schmerzt mich, diese schmölige Verwechslung, Und der Gedanke ist mir unerträglich, Daß du den Laffen bloß empfangen hast, Der kalt ein Recht auf dich zu haben wähnt. Ich möchte dir, mein süßes Licht, Dies Wesen eigner Art erschienen sein, Besieger dein, weil über dich zu siegen, Die Kunst, die großen Götter mich gelehrt. Wozu den eitlen Feldherrn der Thebaner Einmischen hier, der für ein großes Haus Jüngst eine reiche Fürstentochter freite? Was sagst du? Sieh', ich möchte deine Tugend Ihm, jenem öffentlichen Gecken, lassen, Und mir, mir deine Liebe vorbehalten. Alkmene. Amphitryon! Du scherzest. Wenn das Volk hier Auf den Amphitryon dich schmähen hörte, Es müßte doch dich einen Andern wähnen, Ich weiß nicht wen? Nicht, daß es mir ent- schlüpft
Geliebte von dem Gatten dich, Und unterſcheide zwiſchen mir und ihm. Sie ſchmerzt mich, dieſe ſchmoͤlige Verwechslung, Und der Gedanke iſt mir unertraͤglich, Daß du den Laffen bloß empfangen haſt, Der kalt ein Recht auf dich zu haben waͤhnt. Ich moͤchte dir, mein ſuͤßes Licht, Dies Weſen eigner Art erſchienen ſein, Beſieger dein, weil uͤber dich zu ſiegen, Die Kunſt, die großen Goͤtter mich gelehrt. Wozu den eitlen Feldherrn der Thebaner Einmiſchen hier, der fuͤr ein großes Haus Juͤngſt eine reiche Fuͤrſtentochter freite? Was ſagſt du? Sieh’, ich moͤchte deine Tugend Ihm, jenem oͤffentlichen Gecken, laſſen, Und mir, mir deine Liebe vorbehalten. Alkmene. Amphitryon! Du ſcherzeſt. Wenn das Volk hier Auf den Amphitryon dich ſchmaͤhen hoͤrte, Es muͤßte doch dich einen Andern waͤhnen, Ich weiß nicht wen? Nicht, daß es mir ent- ſchluͤpft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#JUP"> <p><pb facs="#f0053" n="37"/> Geliebte von dem Gatten dich,<lb/> Und unterſcheide zwiſchen mir und ihm.<lb/> Sie ſchmerzt mich, dieſe ſchmoͤlige Verwechslung,<lb/> Und der Gedanke iſt mir unertraͤglich,<lb/> Daß du den Laffen bloß empfangen haſt,<lb/> Der kalt ein Recht auf dich zu haben waͤhnt.<lb/><hi rendition="#g">Ich</hi> moͤchte dir, mein ſuͤßes Licht,<lb/> Dies Weſen eigner Art erſchienen ſein,<lb/> Beſieger dein, weil uͤber dich zu ſiegen,<lb/> Die Kunſt, die großen Goͤtter mich gelehrt.<lb/> Wozu den eitlen Feldherrn der Thebaner<lb/> Einmiſchen hier, der fuͤr ein großes Haus<lb/> Juͤngſt eine reiche Fuͤrſtentochter freite?<lb/> Was ſagſt du? Sieh’, ich moͤchte deine Tugend<lb/> Ihm, jenem oͤffentlichen Gecken, laſſen,<lb/> Und mir, mir deine Liebe vorbehalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Amphitryon! Du ſcherzeſt. Wenn das Volk hier<lb/> Auf den Amphitryon dich ſchmaͤhen hoͤrte,<lb/> Es muͤßte doch dich einen Andern waͤhnen,<lb/> Ich weiß nicht wen? Nicht, daß es mir ent-<lb/> ſchluͤpft<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0053]
Geliebte von dem Gatten dich,
Und unterſcheide zwiſchen mir und ihm.
Sie ſchmerzt mich, dieſe ſchmoͤlige Verwechslung,
Und der Gedanke iſt mir unertraͤglich,
Daß du den Laffen bloß empfangen haſt,
Der kalt ein Recht auf dich zu haben waͤhnt.
Ich moͤchte dir, mein ſuͤßes Licht,
Dies Weſen eigner Art erſchienen ſein,
Beſieger dein, weil uͤber dich zu ſiegen,
Die Kunſt, die großen Goͤtter mich gelehrt.
Wozu den eitlen Feldherrn der Thebaner
Einmiſchen hier, der fuͤr ein großes Haus
Juͤngſt eine reiche Fuͤrſtentochter freite?
Was ſagſt du? Sieh’, ich moͤchte deine Tugend
Ihm, jenem oͤffentlichen Gecken, laſſen,
Und mir, mir deine Liebe vorbehalten.
Alkmene.
Amphitryon! Du ſcherzeſt. Wenn das Volk hier
Auf den Amphitryon dich ſchmaͤhen hoͤrte,
Es muͤßte doch dich einen Andern waͤhnen,
Ich weiß nicht wen? Nicht, daß es mir ent-
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/53>, abgerufen am 20.07.2024. |