Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Die Erde gleich von diesem Platz verschlänge, Denn aus dem Flaschenfutter trinkt man nicht, Wenn man, wie ich, zufällig nicht im Sacke Den Schlüssel, der gepaßt, gefunden hätte. (laut.) Ich sehe, alter Freund, nunmehr, daß du Die ganze Portion Sosias bist, Die man auf dieser Erde brauchen kann. Ein Mehreres scheint überflüssig mir. Fern sei mir, den Zudringlichen zu spielen, Und gern tret' ich vor dir zurück. Nur habe die Gefälligkeit für mich, und sage mir, Da ich Sosias nicht bin, wer ich bin? Denn etwas, giebst du zu, muß ich doch sein. Merkur. Wenn ich nicht mehr Sosias werde sein, Sei du's, es ist mir recht, ich will'ge drein. Jedoch so lang' ich's bin, wagst du den Hals, Wenn dir der unverschämte Einfall kommt. Sosias. Gut, gut. Mir fängt der Kopf zu schwirren an, Ich sehe jetzt, mein Seel', wie sichs verhält,
Die Erde gleich von dieſem Platz verſchlaͤnge, Denn aus dem Flaſchenfutter trinkt man nicht, Wenn man, wie ich, zufaͤllig nicht im Sacke Den Schluͤſſel, der gepaßt, gefunden haͤtte. (laut.) Ich ſehe, alter Freund, nunmehr, daß du Die ganze Portion Soſias biſt, Die man auf dieſer Erde brauchen kann. Ein Mehreres ſcheint uͤberfluͤſſig mir. Fern ſei mir, den Zudringlichen zu ſpielen, Und gern tret’ ich vor dir zuruͤck. Nur habe die Gefaͤlligkeit fuͤr mich, und ſage mir, Da ich Soſias nicht bin, wer ich bin? Denn etwas, giebſt du zu, muß ich doch ſein. Merkur. Wenn ich nicht mehr Soſias werde ſein, Sei du’s, es iſt mir recht, ich will’ge drein. Jedoch ſo lang’ ich’s bin, wagſt du den Hals, Wenn dir der unverſchaͤmte Einfall kommt. Soſias. Gut, gut. Mir faͤngt der Kopf zu ſchwirren an, Ich ſehe jetzt, mein Seel’, wie ſichs verhaͤlt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SOF"> <p><pb facs="#f0047" n="31"/> Die Erde gleich von dieſem Platz verſchlaͤnge,<lb/> Denn aus dem Flaſchenfutter trinkt man nicht,<lb/> Wenn man, wie ich, zufaͤllig nicht im Sacke<lb/> Den Schluͤſſel, der gepaßt, gefunden haͤtte.</p><lb/> <stage>(laut.)</stage><lb/> <p>Ich ſehe, alter Freund, nunmehr, daß du<lb/> Die ganze Portion Soſias biſt,<lb/> Die man auf dieſer Erde brauchen kann.<lb/> Ein Mehreres ſcheint uͤberfluͤſſig mir.<lb/> Fern ſei mir, den Zudringlichen zu ſpielen,<lb/> Und gern tret’ ich vor dir zuruͤck. Nur habe die<lb/> Gefaͤlligkeit fuͤr mich, und ſage mir,<lb/> Da ich Soſias nicht bin, <hi rendition="#g">wer</hi> ich bin?<lb/> Denn <hi rendition="#g">etwas</hi>, giebſt du zu, muß ich doch ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Merkur</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn ich nicht mehr Soſias werde ſein,<lb/> Sei du’s, es iſt mir recht, ich will’ge drein.<lb/> Jedoch ſo lang’ ich’s bin, wagſt du den Hals,<lb/> Wenn dir der unverſchaͤmte Einfall kommt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>Gut, gut. Mir faͤngt der Kopf zu ſchwirren an,<lb/> Ich ſehe jetzt, mein Seel’, wie ſichs verhaͤlt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0047]
Die Erde gleich von dieſem Platz verſchlaͤnge,
Denn aus dem Flaſchenfutter trinkt man nicht,
Wenn man, wie ich, zufaͤllig nicht im Sacke
Den Schluͤſſel, der gepaßt, gefunden haͤtte.
(laut.)
Ich ſehe, alter Freund, nunmehr, daß du
Die ganze Portion Soſias biſt,
Die man auf dieſer Erde brauchen kann.
Ein Mehreres ſcheint uͤberfluͤſſig mir.
Fern ſei mir, den Zudringlichen zu ſpielen,
Und gern tret’ ich vor dir zuruͤck. Nur habe die
Gefaͤlligkeit fuͤr mich, und ſage mir,
Da ich Soſias nicht bin, wer ich bin?
Denn etwas, giebſt du zu, muß ich doch ſein.
Merkur.
Wenn ich nicht mehr Soſias werde ſein,
Sei du’s, es iſt mir recht, ich will’ge drein.
Jedoch ſo lang’ ich’s bin, wagſt du den Hals,
Wenn dir der unverſchaͤmte Einfall kommt.
Soſias.
Gut, gut. Mir faͤngt der Kopf zu ſchwirren an,
Ich ſehe jetzt, mein Seel’, wie ſichs verhaͤlt,
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