Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Steht alten Weibern gut; ich, für mein Theil, Bin für die kürzesten Prozesse stets; In solchen Fällen fängt man damit an, Dem Widersacher, ohne Federlesens, Den Degen queerhin durch den Leib zu jagen. Argatiphontidas, mit einem Worte, Wird heute Haare auf den Zähnen zeigen, Und nicht von einer andern Hand, beim Ares, Beißt dieser Schelm ins Gras, ihr seht's, als meiner. Amphitryon. Auf denn! Sosias. Hier leg' ich mich zu euren Füßen, Mein ächter, edler und verfolgter Herr. Gekommen bin ich völlig zur Erkenntniß, Und warte jetzt auf meines Frevels Lohn. Schlagt, ohrfeigt, prügelt, stoßt mich, tretet mich, Gebt mir den Tod, mein Seel ich muckse nicht.
Steht alten Weibern gut; ich, fuͤr mein Theil, Bin fuͤr die kuͤrzeſten Prozeſſe ſtets; In ſolchen Faͤllen faͤngt man damit an, Dem Widerſacher, ohne Federleſens, Den Degen queerhin durch den Leib zu jagen. Argatiphontidas, mit einem Worte, Wird heute Haare auf den Zaͤhnen zeigen, Und nicht von einer andern Hand, beim Ares, Beißt dieſer Schelm ins Gras, ihr ſeht’s, als meiner. Amphitryon. Auf denn! Soſias. Hier leg’ ich mich zu euren Fuͤßen, Mein aͤchter, edler und verfolgter Herr. Gekommen bin ich voͤllig zur Erkenntniß, Und warte jetzt auf meines Frevels Lohn. Schlagt, ohrfeigt, pruͤgelt, ſtoßt mich, tretet mich, Gebt mir den Tod, mein Seel ich muckſe nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ERSOBER"> <p><pb facs="#f0182" n="166"/> Steht alten Weibern gut; ich, fuͤr mein Theil,<lb/> Bin fuͤr die kuͤrzeſten Prozeſſe ſtets;<lb/> In ſolchen Faͤllen faͤngt man damit an,<lb/> Dem Widerſacher, ohne Federleſens,<lb/> Den Degen queerhin durch den Leib zu jagen.<lb/> Argatiphontidas, mit einem Worte,<lb/> Wird heute Haare auf den Zaͤhnen zeigen,<lb/> Und nicht von einer andern Hand, beim Ares,<lb/> Beißt dieſer Schelm ins Gras, ihr ſeht’s, als<lb/> meiner.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMP"> <speaker><hi rendition="#g">Amphitryon</hi>.</speaker><lb/> <p>Auf denn!</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>Hier leg’ ich mich zu euren Fuͤßen,<lb/> Mein aͤchter, edler und verfolgter Herr.<lb/> Gekommen bin ich voͤllig zur Erkenntniß,<lb/> Und warte jetzt auf meines Frevels Lohn.<lb/> Schlagt, ohrfeigt, pruͤgelt, ſtoßt mich, tretet<lb/> mich,<lb/> Gebt mir den Tod, mein Seel ich muckſe nicht.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0182]
Steht alten Weibern gut; ich, fuͤr mein Theil,
Bin fuͤr die kuͤrzeſten Prozeſſe ſtets;
In ſolchen Faͤllen faͤngt man damit an,
Dem Widerſacher, ohne Federleſens,
Den Degen queerhin durch den Leib zu jagen.
Argatiphontidas, mit einem Worte,
Wird heute Haare auf den Zaͤhnen zeigen,
Und nicht von einer andern Hand, beim Ares,
Beißt dieſer Schelm ins Gras, ihr ſeht’s, als
meiner.
Amphitryon.
Auf denn!
Soſias.
Hier leg’ ich mich zu euren Fuͤßen,
Mein aͤchter, edler und verfolgter Herr.
Gekommen bin ich voͤllig zur Erkenntniß,
Und warte jetzt auf meines Frevels Lohn.
Schlagt, ohrfeigt, pruͤgelt, ſtoßt mich, tretet
mich,
Gebt mir den Tod, mein Seel ich muckſe nicht.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/182>, abgerufen am 16.02.2025. |