Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Von Kopf zu Fuß ihn auf und niederführend, Und sagt mir an, und sprecht, und steht mir Rede: Wer bin ich? Das Volk. Wer du bist? Amphitryon! Amphitryon. Wohlan. Amphitryon. Es gilt. Wenn nun- mehr Dort jener Sohn der Finsterniß erscheint, Der ungeheure Mensch, auf dessen Haupte Jedwedes Haar sich, wie auf meinem, krümmt; Wenn euren trugverwirrten Sinnen jetzt Nicht so viel Merkmal wird, als Mütter brauchen, Um ihre jüngsten Kinder zu erkennen; Wenn ihr jetzt zwischen mir und ihm, wie zwischen Zwei Wassertropfen, euch entscheiden müßt, Der Eine süß und rein und ächt und silbern, Gift, Trug, und List, und Mord, und Tod der Andre: Alsdann erinnert euch, daß ich Amphitryon,
Von Kopf zu Fuß ihn auf und niederfuͤhrend, Und ſagt mir an, und ſprecht, und ſteht mir Rede: Wer bin ich? Das Volk. Wer du biſt? Amphitryon! Amphitryon. Wohlan. Amphitryon. Es gilt. Wenn nun- mehr Dort jener Sohn der Finſterniß erſcheint, Der ungeheure Menſch, auf deſſen Haupte Jedwedes Haar ſich, wie auf meinem, kruͤmmt; Wenn euren trugverwirrten Sinnen jetzt Nicht ſo viel Merkmal wird, als Muͤtter brauchen, Um ihre juͤngſten Kinder zu erkennen; Wenn ihr jetzt zwiſchen mir und ihm, wie zwiſchen Zwei Waſſertropfen, euch entſcheiden muͤßt, Der Eine ſuͤß und rein und aͤcht und ſilbern, Gift, Trug, und Liſt, und Mord, und Tod der Andre: Alsdann erinnert euch, daß ich Amphitryon, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#AMP"> <p><pb facs="#f0180" n="164"/> Von Kopf zu Fuß ihn auf und niederfuͤhrend,<lb/> Und ſagt mir an, und ſprecht, und ſteht mir<lb/> Rede:<lb/> Wer bin ich?</p> </sp><lb/> <sp who="#VOLK"> <speaker><hi rendition="#g">Das Volk</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer du biſt? Amphitryon!</p> </sp><lb/> <sp who="#AMP"> <speaker><hi rendition="#g">Amphitryon</hi>.</speaker><lb/> <p>Wohlan. Amphitryon. Es gilt. Wenn nun-<lb/> mehr<lb/> Dort jener Sohn der Finſterniß erſcheint,<lb/> Der ungeheure Menſch, auf deſſen Haupte<lb/> Jedwedes Haar ſich, wie auf meinem, kruͤmmt;<lb/> Wenn euren trugverwirrten Sinnen jetzt<lb/> Nicht ſo viel Merkmal wird, als Muͤtter brauchen,<lb/> Um ihre juͤngſten Kinder zu erkennen;<lb/> Wenn ihr jetzt zwiſchen mir und ihm, wie zwiſchen<lb/> Zwei Waſſertropfen, euch entſcheiden muͤßt,<lb/> Der Eine ſuͤß und rein und aͤcht und ſilbern,<lb/> Gift, Trug, und Liſt, und Mord, und Tod der<lb/> Andre:<lb/> Alsdann erinnert euch, daß ich Amphitryon,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0180]
Von Kopf zu Fuß ihn auf und niederfuͤhrend,
Und ſagt mir an, und ſprecht, und ſteht mir
Rede:
Wer bin ich?
Das Volk.
Wer du biſt? Amphitryon!
Amphitryon.
Wohlan. Amphitryon. Es gilt. Wenn nun-
mehr
Dort jener Sohn der Finſterniß erſcheint,
Der ungeheure Menſch, auf deſſen Haupte
Jedwedes Haar ſich, wie auf meinem, kruͤmmt;
Wenn euren trugverwirrten Sinnen jetzt
Nicht ſo viel Merkmal wird, als Muͤtter brauchen,
Um ihre juͤngſten Kinder zu erkennen;
Wenn ihr jetzt zwiſchen mir und ihm, wie zwiſchen
Zwei Waſſertropfen, euch entſcheiden muͤßt,
Der Eine ſuͤß und rein und aͤcht und ſilbern,
Gift, Trug, und Liſt, und Mord, und Tod der
Andre:
Alsdann erinnert euch, daß ich Amphitryon,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/180 |
Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/180>, abgerufen am 16.02.2025. |