Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Und was mir übrig bleibt, das heb' ich auf. Den wollt ich lehren, bei den großen Göttern, Der mit der Hand mir auf den Teller käme. Sosias. So dulde mich als deinen Schatten mindstens, Der hintern Stuhl entlang fällt, wo du ißt. Merkur. Auch nicht als meine Spur im Sande! Fort! Sosias. O du barbarisch Herz! Du Mensch von Erz, Auf einem Amboß keilend ausgeprägt! Merkur. Was denkst du, soll ich wie ein wandernder Geselle vor dem Thor ins Gras mich legen, Und von der blauen Luft des Himmels leben? Ein reichlich zugemeßnes Mahl hat heut Bei Gott! kein Pferd so gut verdient, als ich. Kam ich zu Nacht nicht aus dem Lager an? Mußt ich zurück nicht wieder mit dem Morgen, Um Gäste für die Tafel aufzutreiben?
Und was mir uͤbrig bleibt, das heb’ ich auf. Den wollt ich lehren, bei den großen Goͤttern, Der mit der Hand mir auf den Teller kaͤme. Soſias. So dulde mich als deinen Schatten mindſtens, Der hintern Stuhl entlang faͤllt, wo du ißt. Merkur. Auch nicht als meine Spur im Sande! Fort! Soſias. O du barbariſch Herz! Du Menſch von Erz, Auf einem Amboß keilend ausgepraͤgt! Merkur. Was denkſt du, ſoll ich wie ein wandernder Geſelle vor dem Thor ins Gras mich legen, Und von der blauen Luft des Himmels leben? Ein reichlich zugemeßnes Mahl hat heut Bei Gott! kein Pferd ſo gut verdient, als ich. Kam ich zu Nacht nicht aus dem Lager an? Mußt ich zuruͤck nicht wieder mit dem Morgen, Um Gaͤſte fuͤr die Tafel aufzutreiben? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MER"> <p><pb facs="#f0172" n="156"/> Und was mir uͤbrig bleibt, das heb’ ich auf.<lb/> Den wollt ich lehren, bei den großen Goͤttern,<lb/> Der mit der Hand mir auf den Teller kaͤme.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>So dulde mich als deinen Schatten mindſtens,<lb/> Der hintern Stuhl entlang faͤllt, wo du ißt.</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Merkur</hi>.</speaker><lb/> <p>Auch nicht als meine Spur im Sande! Fort!</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>O du barbariſch Herz! Du Menſch von Erz,<lb/> Auf einem Amboß keilend ausgepraͤgt!</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Merkur</hi>.</speaker><lb/> <p>Was denkſt du, ſoll ich wie ein wandernder<lb/> Geſelle vor dem Thor ins Gras mich legen,<lb/> Und von der blauen Luft des Himmels leben?<lb/> Ein reichlich zugemeßnes Mahl hat heut<lb/> Bei Gott! kein Pferd ſo gut verdient, als ich.<lb/> Kam ich zu Nacht nicht aus dem Lager an?<lb/> Mußt ich zuruͤck nicht wieder mit dem Morgen,<lb/> Um Gaͤſte fuͤr die Tafel aufzutreiben?<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0172]
Und was mir uͤbrig bleibt, das heb’ ich auf.
Den wollt ich lehren, bei den großen Goͤttern,
Der mit der Hand mir auf den Teller kaͤme.
Soſias.
So dulde mich als deinen Schatten mindſtens,
Der hintern Stuhl entlang faͤllt, wo du ißt.
Merkur.
Auch nicht als meine Spur im Sande! Fort!
Soſias.
O du barbariſch Herz! Du Menſch von Erz,
Auf einem Amboß keilend ausgepraͤgt!
Merkur.
Was denkſt du, ſoll ich wie ein wandernder
Geſelle vor dem Thor ins Gras mich legen,
Und von der blauen Luft des Himmels leben?
Ein reichlich zugemeßnes Mahl hat heut
Bei Gott! kein Pferd ſo gut verdient, als ich.
Kam ich zu Nacht nicht aus dem Lager an?
Mußt ich zuruͤck nicht wieder mit dem Morgen,
Um Gaͤſte fuͤr die Tafel aufzutreiben?
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/172>, abgerufen am 18.07.2024. |