Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_062.001 I. Die dem Jtalienischen entnommenen, pkl_062.002 a. Stanzen mit zwei gekreuzten Reimen. Die pkl_062.006 b. Stanzen mit drei Reimen. abababcc. Die pkl_062.015 §. 93. II. Unregelmäßige Stanzen. pkl_062.024a. Die deutschen Dichter haben sich mancherlei Abweichungen pkl_062.025 pkl_062.001 I. Die dem Jtalienischen entnommenen, pkl_062.002 a. Stanzen mit zwei gekreuzten Reimen. Die pkl_062.006 b. Stanzen mit drei Reimen. abababcc. Die pkl_062.015 §. 93. II. Unregelmäßige Stanzen. pkl_062.024a. Die deutschen Dichter haben sich mancherlei Abweichungen pkl_062.025 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0088" n="62"/> <lb n="pkl_062.001"/> <p><hi rendition="#aq">I</hi>. <hi rendition="#g">Die dem Jtalienischen entnommenen, <lb n="pkl_062.002"/> regelmäßigen.</hi> Diesen liegt der vollständige oder <lb n="pkl_062.003"/> überzählige fünffüßige Jambus zu Grunde; sie unterscheiden <lb n="pkl_062.004"/> sich durch die Art und Zahl ihrer Reime.</p> <lb n="pkl_062.005"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Stanzen mit zwei gekreuzten Reimen.</hi> Die <lb n="pkl_062.006"/> aus acht überzählig-fünffüßigen Jamben bestehende, <lb n="pkl_062.007"/> also nur weibliche Reime enthaltende Stanze, <hi rendition="#aq">Siciliano</hi> <lb n="pkl_062.008"/> genannt, kommt im Deutschen selten oder <lb n="pkl_062.009"/> gar nicht vor. Jn männlichen und weiblichen Reimen <lb n="pkl_062.010"/> wechselnde musterhafte Octaven hat uns <lb n="pkl_062.011"/> <hi rendition="#g">Rückert</hi> in seiner <hi rendition="#g">Rose Siciliano</hi> geboten. <lb n="pkl_062.012"/> Der Wechsel hat nach folgendem Schema statt: <lb n="pkl_062.013"/> 1) <hi rendition="#aq">ab, ab, ab, ab, 2) ab, ab, ab, ab</hi> u. s. w.</hi> </p> <lb n="pkl_062.014"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Stanzen mit drei Reimen.</hi><hi rendition="#aq">abababcc</hi>. Die <lb n="pkl_062.015"/> drei Reime sind entweder durchaus weiblich oder <lb n="pkl_062.016"/> es wechseln männliche und weibliche ab (der männliche <lb n="pkl_062.017"/> Reim fällt dann gewöhnlich auf den zweiten, <lb n="pkl_062.018"/> vierten und sechsten Vers). Die Octaven der letztern <lb n="pkl_062.019"/> Art verdienen im Deutschen den Vorzug, da <lb n="pkl_062.020"/> der ausschließliche Gebrauch weiblicher Reime leicht <lb n="pkl_062.021"/> eine, der Natur unsrer Sprache widerstrebende <lb n="pkl_062.022"/> Mattigkeit mit sich führt.</hi> </p> <lb n="pkl_062.023"/> <p>§. 93. <hi rendition="#aq">II</hi>. <hi rendition="#g">Unregelmäßige Stanzen.</hi></p> <lb n="pkl_062.024"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>. Die deutschen Dichter haben sich mancherlei Abweichungen <lb n="pkl_062.025"/> von den unter 1) angeführten Formen <lb n="pkl_062.026"/> erlaubt. Sie haben sich weder streng an die Zahl <lb n="pkl_062.027"/> der Versfüße, noch an die Zahl und Art der Reime <lb n="pkl_062.028"/> gebunden, sondern fünffüßige Jamben mit vierfüßigen <lb n="pkl_062.029"/> wechseln, ferner bald bloß gekreuzte, bald <lb n="pkl_062.030"/> ungetrennte, bald drei, bald vier Reime eintreten <lb n="pkl_062.031"/> lassen. Ja sogar die Versart hat man vertauscht </hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0088]
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I. Die dem Jtalienischen entnommenen, pkl_062.002
regelmäßigen. Diesen liegt der vollständige oder pkl_062.003
überzählige fünffüßige Jambus zu Grunde; sie unterscheiden pkl_062.004
sich durch die Art und Zahl ihrer Reime.
pkl_062.005
a. Stanzen mit zwei gekreuzten Reimen. Die pkl_062.006
aus acht überzählig-fünffüßigen Jamben bestehende, pkl_062.007
also nur weibliche Reime enthaltende Stanze, Siciliano pkl_062.008
genannt, kommt im Deutschen selten oder pkl_062.009
gar nicht vor. Jn männlichen und weiblichen Reimen pkl_062.010
wechselnde musterhafte Octaven hat uns pkl_062.011
Rückert in seiner Rose Siciliano geboten. pkl_062.012
Der Wechsel hat nach folgendem Schema statt: pkl_062.013
1) ab, ab, ab, ab, 2) ab, ab, ab, ab u. s. w.
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b. Stanzen mit drei Reimen. abababcc. Die pkl_062.015
drei Reime sind entweder durchaus weiblich oder pkl_062.016
es wechseln männliche und weibliche ab (der männliche pkl_062.017
Reim fällt dann gewöhnlich auf den zweiten, pkl_062.018
vierten und sechsten Vers). Die Octaven der letztern pkl_062.019
Art verdienen im Deutschen den Vorzug, da pkl_062.020
der ausschließliche Gebrauch weiblicher Reime leicht pkl_062.021
eine, der Natur unsrer Sprache widerstrebende pkl_062.022
Mattigkeit mit sich führt.
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§. 93. II. Unregelmäßige Stanzen.
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a. Die deutschen Dichter haben sich mancherlei Abweichungen pkl_062.025
von den unter 1) angeführten Formen pkl_062.026
erlaubt. Sie haben sich weder streng an die Zahl pkl_062.027
der Versfüße, noch an die Zahl und Art der Reime pkl_062.028
gebunden, sondern fünffüßige Jamben mit vierfüßigen pkl_062.029
wechseln, ferner bald bloß gekreuzte, bald pkl_062.030
ungetrennte, bald drei, bald vier Reime eintreten pkl_062.031
lassen. Ja sogar die Versart hat man vertauscht
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