Reime wie "es macht sich" und "achtzig," "das pkl_054.002 bedaur' ich" und "schaurig" &c. kann man sich immerhin pkl_054.003 gefallen lassen, wogegen z. B. K. Simrock's Reim pkl_054.004 "ging er" und "Finger," so wie der Freiligrath'sche pkl_054.005 "daß er" und "Wasser" &c., wenn man von der beabsichtigten pkl_054.006 komischen Wirkung absieht, durchaus verwerflich pkl_054.007 erscheint.
pkl_054.008
c. Der Reim darf nicht eine Trennung pkl_054.009 des Reimwortes (am Ende der Verse) veranlassen;pkl_054.010 außer etwa auch, wenn dadurch eine komische Wirkung pkl_054.011 beabsichtigt wird; wie in dem bekannten:
pkl_054.012
Hans Sachs war ein Schuh- pkl_054.013 Macher und Poet dazu.
pkl_054.014
d. Die Reimwörter müssen, auch abgesehen pkl_054.015 von ihrer Uebereinstimmung, möglichst wohl- und pkl_054.016 vollklingend sein. Unter den Vokalen sind offenbar pkl_054.017 e und ä matter und weniger schön, als die übrigen, pkl_054.018 besonders u, o, ö, ü, eu, au u. s. w. Unter den, dem pkl_054.019 reimenden Vokal folgenden Consonanten scheinen l, m, pkl_054.020 n und r den Vorzug zu verdienen. Wenn zwei dieser pkl_054.021 vier Consonanten auf einen volltönenden Vokal folgen, pkl_054.022 dürfte der Reim in dieser Hinsicht am vollkommensten pkl_054.023 sein, z. B. Sturm und Thurm, Palmen und Psalmen pkl_054.024 u. s. w. Jndeß sind natürlich auch anders gebaute pkl_054.025 Reimwörter nicht zu vermeiden. Sogar solche, in pkl_054.026 denen auf den reimenden Vokal gar kein Consonant pkl_054.027 folgt, gehen mit durch, z. B. ja, da; -- obgleich ihnen pkl_054.028 eine gewisse Unvollständigkeit des Klanges nicht abzusprechen pkl_054.029 ist.
pkl_054.030
§. 72. Wir dürfen nie vergessen, daß der Reim nur pkl_054.031 dem Formellen der Poesie angehört, daß er den Genuß
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Reime wie „es macht sich“ und „achtzig,“ „das pkl_054.002 bedaur' ich“ und „schaurig“ &c. kann man sich immerhin pkl_054.003 gefallen lassen, wogegen z. B. K. Simrock's Reim pkl_054.004 „ging er“ und „Finger,“ so wie der Freiligrath'sche pkl_054.005 „daß er“ und „Wasser“ &c., wenn man von der beabsichtigten pkl_054.006 komischen Wirkung absieht, durchaus verwerflich pkl_054.007 erscheint.
pkl_054.008
c. Der Reim darf nicht eine Trennung pkl_054.009 des Reimwortes (am Ende der Verse) veranlassen;pkl_054.010 außer etwa auch, wenn dadurch eine komische Wirkung pkl_054.011 beabsichtigt wird; wie in dem bekannten:
pkl_054.012
Hans Sachs war ein Schuh- pkl_054.013 Macher und Poet dazu.
pkl_054.014
d. Die Reimwörter müssen, auch abgesehen pkl_054.015 von ihrer Uebereinstimmung, möglichst wohl- und pkl_054.016 vollklingend sein. Unter den Vokalen sind offenbar pkl_054.017 e und ä matter und weniger schön, als die übrigen, pkl_054.018 besonders u, o, ö, ü, eu, au u. s. w. Unter den, dem pkl_054.019 reimenden Vokal folgenden Consonanten scheinen l, m, pkl_054.020 n und r den Vorzug zu verdienen. Wenn zwei dieser pkl_054.021 vier Consonanten auf einen volltönenden Vokal folgen, pkl_054.022 dürfte der Reim in dieser Hinsicht am vollkommensten pkl_054.023 sein, z. B. Sturm und Thurm, Palmen und Psalmen pkl_054.024 u. s. w. Jndeß sind natürlich auch anders gebaute pkl_054.025 Reimwörter nicht zu vermeiden. Sogar solche, in pkl_054.026 denen auf den reimenden Vokal gar kein Consonant pkl_054.027 folgt, gehen mit durch, z. B. ja, da; — obgleich ihnen pkl_054.028 eine gewisse Unvollständigkeit des Klanges nicht abzusprechen pkl_054.029 ist.
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Reime wie „es macht sich“ und „achtzig,“ „das pkl_054.002
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gefallen lassen, wogegen z. B. K. Simrock's Reim pkl_054.004
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„daß er“ und „Wasser“ &c., wenn man von der beabsichtigten pkl_054.006
komischen Wirkung absieht, durchaus verwerflich pkl_054.007
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c. Der Reim darf nicht eine Trennung pkl_054.009
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außer etwa auch, wenn dadurch eine komische Wirkung pkl_054.011
beabsichtigt wird; wie in dem bekannten:
pkl_054.012
Hans Sachs war ein Schuh- pkl_054.013
Macher und Poet dazu.
pkl_054.014
d. Die Reimwörter müssen, auch abgesehen pkl_054.015
von ihrer Uebereinstimmung, möglichst wohl- und pkl_054.016
vollklingend sein. Unter den Vokalen sind offenbar pkl_054.017
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besonders u, o, ö, ü, eu, au u. s. w. Unter den, dem pkl_054.019
reimenden Vokal folgenden Consonanten scheinen l, m, pkl_054.020
n und r den Vorzug zu verdienen. Wenn zwei dieser pkl_054.021
vier Consonanten auf einen volltönenden Vokal folgen, pkl_054.022
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u. s. w. Jndeß sind natürlich auch anders gebaute pkl_054.025
Reimwörter nicht zu vermeiden. Sogar solche, in pkl_054.026
denen auf den reimenden Vokal gar kein Consonant pkl_054.027
folgt, gehen mit durch, z. B. ja, da; — obgleich ihnen pkl_054.028
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dem Formellen der Poesie angehört, daß er den Genuß
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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/80>, abgerufen am 23.07.2024.
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