§. 1. Die Poesie (als Kunst) oder die Dichtkunstpkl_001.004 gehört zu den schönen Künsten. Die pkl_001.005 schönen Künste haben die Darstellung des Schönenpkl_001.006 zum Gegenstand. (Schön heißt das, was durch die pkl_001.007 Verhältnißmäßigkeit und Vollkommenheit aller Theile, pkl_001.008 und insofern es eine höhere Jdee veranschaulicht, dem pkl_001.009 gebildeten Geschmacke Genuß bereitet.) Sie unterscheiden pkl_001.010 sich von einander in den Stoffen, durch pkl_001.011 welche diese Darstellung bewirkt, vermittelt wird. Der pkl_001.012 Stoff, das Darstellungsmittel der Dichtkunstpkl_001.013 ist die Sprache. Demnach wäre die Dichtkunst die pkl_001.014 ausgebildete Anlage, das Schöne sprachlich darzustellen,pkl_001.015 oder die Fertigkeit, das Schöne mittelst pkl_001.016 der Sprache regelrecht zur Anschauung zu bringen.
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Anmerkung. Das Wort Poesie bezeichnet mehrere pkl_001.018 Begriffe, nämlich: 1) wie oben, die Kunst des Dichtens; 2) die pkl_001.019 angeborne Anlage, die Naturgabe zum Dichten; 3) die pkl_001.020 Produkte dieser Naturgabe und die der Dichtkunst; 4) Momentepkl_001.021 im Leben, und Gegenstände der innern und äußern pkl_001.022 Welt, sofern sie ähnliche Eindrücke machen, wie ein gutes Gedicht. pkl_001.023 -- Auch zu der eigentlichen Dichtkunst, wenn sie nicht zur pkl_001.024 bloßen Verskunst herabsinken soll, ist die erwähnte Naturgabe pkl_001.025 (die poetische Ader) nöthig. Wird aber letztere ohne die erstere, pkl_001.026 d. h. ohne Bewußtsein der Regeln der Kunst, und ohne Nachahmung pkl_001.027 anderer poetischer Produkte, angewendet, so entsteht die
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Einleitung. pkl_001.002
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§. 1. Die Poesie (als Kunst) oder die Dichtkunstpkl_001.004 gehört zu den schönen Künsten. Die pkl_001.005 schönen Künste haben die Darstellung des Schönenpkl_001.006 zum Gegenstand. (Schön heißt das, was durch die pkl_001.007 Verhältnißmäßigkeit und Vollkommenheit aller Theile, pkl_001.008 und insofern es eine höhere Jdee veranschaulicht, dem pkl_001.009 gebildeten Geschmacke Genuß bereitet.) Sie unterscheiden pkl_001.010 sich von einander in den Stoffen, durch pkl_001.011 welche diese Darstellung bewirkt, vermittelt wird. Der pkl_001.012 Stoff, das Darstellungsmittel der Dichtkunstpkl_001.013 ist die Sprache. Demnach wäre die Dichtkunst die pkl_001.014 ausgebildete Anlage, das Schöne sprachlich darzustellen,pkl_001.015 oder die Fertigkeit, das Schöne mittelst pkl_001.016 der Sprache regelrecht zur Anschauung zu bringen.
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Anmerkung. Das Wort Poesie bezeichnet mehrere pkl_001.018 Begriffe, nämlich: 1) wie oben, die Kunst des Dichtens; 2) die pkl_001.019 angeborne Anlage, die Naturgabe zum Dichten; 3) die pkl_001.020 Produkte dieser Naturgabe und die der Dichtkunst; 4) Momentepkl_001.021 im Leben, und Gegenstände der innern und äußern pkl_001.022 Welt, sofern sie ähnliche Eindrücke machen, wie ein gutes Gedicht. pkl_001.023 — Auch zu der eigentlichen Dichtkunst, wenn sie nicht zur pkl_001.024 bloßen Verskunst herabsinken soll, ist die erwähnte Naturgabe pkl_001.025 (die poetische Ader) nöthig. Wird aber letztere ohne die erstere, pkl_001.026 d. h. ohne Bewußtsein der Regeln der Kunst, und ohne Nachahmung pkl_001.027 anderer poetischer Produkte, angewendet, so entsteht die
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gehört zu den schönen Künsten. Die pkl_001.005
schönen Künste haben die Darstellung des Schönen pkl_001.006
zum Gegenstand. (Schön heißt das, was durch die pkl_001.007
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ist die Sprache. Demnach wäre die Dichtkunst die pkl_001.014
ausgebildete Anlage, das Schöne sprachlich darzustellen, pkl_001.015
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der Sprache regelrecht zur Anschauung zu bringen.
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Anmerkung. Das Wort Poesie bezeichnet mehrere pkl_001.018
Begriffe, nämlich: 1) wie oben, die Kunst des Dichtens; 2) die pkl_001.019
angeborne Anlage, die Naturgabe zum Dichten; 3) die pkl_001.020
Produkte dieser Naturgabe und die der Dichtkunst; 4) Momente pkl_001.021
im Leben, und Gegenstände der innern und äußern pkl_001.022
Welt, sofern sie ähnliche Eindrücke machen, wie ein gutes Gedicht. pkl_001.023
— Auch zu der eigentlichen Dichtkunst, wenn sie nicht zur pkl_001.024
bloßen Verskunst herabsinken soll, ist die erwähnte Naturgabe pkl_001.025
(die poetische Ader) nöthig. Wird aber letztere ohne die erstere, pkl_001.026
d. h. ohne Bewußtsein der Regeln der Kunst, und ohne Nachahmung pkl_001.027
anderer poetischer Produkte, angewendet, so entsteht die
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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. E1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/27>, abgerufen am 23.07.2024.
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