pkl_176.001 abgelauschter Züge den wirklichen Charakter der Handelnden pkl_176.002 durchscheinen zu lassen. -- Jn der Posse pkl_176.003 herrscht das selbstbewußte oder eingestandene pkl_176.004 Komische, im höhern Lustspiel das Komische der pkl_176.005 Beobachtung.
pkl_176.006
Je nachdem das Komische mehr in die Charaktere pkl_176.007 oder in die verwickelten Lagen der Personen gelegt ist, pkl_176.008 je nachdem ist das Lustspiel mehr Charakter- oder pkl_176.009 mehr Jntriguenstück. "Ein gutes Lustspiel soll immer pkl_176.010 beides zugleich sein, sonst fehlt es entweder an Gehalt pkl_176.011 oder an Bewegung, nur freilich kann bald das eine, pkl_176.012 bald das andere ein Uebergewicht haben." Das Jntriguenstückpkl_176.013 entsteht, "wenn die Charaktere nur leicht pkl_176.014 angedeutet sind, eben so viel als nöthig ist, um Handlungen pkl_176.015 der Personen in dem und jenem Fall zu begründen, pkl_176.016 wenn sich die Vorfälle so häufen und die pkl_176.017 Verwickelung so auf die Spitze gestellt ist, daß sich die pkl_176.018 bunte Verwirrung der Mißverständnisse und Verlegenheiten pkl_176.019 in jedem Augenblicke lösen zu müssen scheint, pkl_176.020 und doch der Knoten immer von neuem geschürzt wird." pkl_176.021 Das Charakterstück sieht es mehr auf Entwickelung pkl_176.022 der Charaktere (namentlich eines Hauptcharakters) ab pkl_176.023 und sucht dieselben deshalb so zu gruppiren, daß einer pkl_176.024 den andern ins Licht stellt.
pkl_176.025
Bezweckt das Lustspiel, ein Gemälde der Zeitpkl_176.026 zu sein, stellt es insonderheit die verkehrten, thörichten pkl_176.027 Richtungen derselben in ihrer Nichtigkeit und Lächerlichkeit pkl_176.028 dar, so heißt es Sittenstück. Schließt es sich pkl_176.029 dabei in Rücksicht der Charaktere und Tendenz genau pkl_176.030 dem geselligen Leben der Gegenwart an, sucht es namentlich pkl_176.031 den, in den Unterhaltungen der Gebildeten
pkl_176.001 abgelauschter Züge den wirklichen Charakter der Handelnden pkl_176.002 durchscheinen zu lassen. — Jn der Posse pkl_176.003 herrscht das selbstbewußte oder eingestandene pkl_176.004 Komische, im höhern Lustspiel das Komische der pkl_176.005 Beobachtung.
pkl_176.006
Je nachdem das Komische mehr in die Charaktere pkl_176.007 oder in die verwickelten Lagen der Personen gelegt ist, pkl_176.008 je nachdem ist das Lustspiel mehr Charakter- oder pkl_176.009 mehr Jntriguenstück. „Ein gutes Lustspiel soll immer pkl_176.010 beides zugleich sein, sonst fehlt es entweder an Gehalt pkl_176.011 oder an Bewegung, nur freilich kann bald das eine, pkl_176.012 bald das andere ein Uebergewicht haben.“ Das Jntriguenstückpkl_176.013 entsteht, „wenn die Charaktere nur leicht pkl_176.014 angedeutet sind, eben so viel als nöthig ist, um Handlungen pkl_176.015 der Personen in dem und jenem Fall zu begründen, pkl_176.016 wenn sich die Vorfälle so häufen und die pkl_176.017 Verwickelung so auf die Spitze gestellt ist, daß sich die pkl_176.018 bunte Verwirrung der Mißverständnisse und Verlegenheiten pkl_176.019 in jedem Augenblicke lösen zu müssen scheint, pkl_176.020 und doch der Knoten immer von neuem geschürzt wird.“ pkl_176.021 Das Charakterstück sieht es mehr auf Entwickelung pkl_176.022 der Charaktere (namentlich eines Hauptcharakters) ab pkl_176.023 und sucht dieselben deshalb so zu gruppiren, daß einer pkl_176.024 den andern ins Licht stellt.
pkl_176.025
Bezweckt das Lustspiel, ein Gemälde der Zeitpkl_176.026 zu sein, stellt es insonderheit die verkehrten, thörichten pkl_176.027 Richtungen derselben in ihrer Nichtigkeit und Lächerlichkeit pkl_176.028 dar, so heißt es Sittenstück. Schließt es sich pkl_176.029 dabei in Rücksicht der Charaktere und Tendenz genau pkl_176.030 dem geselligen Leben der Gegenwart an, sucht es namentlich pkl_176.031 den, in den Unterhaltungen der Gebildeten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0202"n="176"/><lbn="pkl_176.001"/>
abgelauschter Züge den wirklichen Charakter der Handelnden <lbn="pkl_176.002"/>
durchscheinen zu lassen. — Jn der Posse <lbn="pkl_176.003"/>
herrscht das <hirendition="#g">selbstbewußte</hi> oder <hirendition="#g">eingestandene <lbn="pkl_176.004"/>
Komische,</hi> im höhern Lustspiel das <hirendition="#g">Komische der <lbn="pkl_176.005"/>
Beobachtung.</hi></p><lbn="pkl_176.006"/><p> Je nachdem das Komische mehr in die Charaktere <lbn="pkl_176.007"/>
oder in die verwickelten Lagen der Personen gelegt ist, <lbn="pkl_176.008"/>
je nachdem ist das Lustspiel mehr <hirendition="#g">Charakter-</hi> oder <lbn="pkl_176.009"/>
mehr <hirendition="#g">Jntriguenstück.</hi>„Ein gutes Lustspiel soll immer <lbn="pkl_176.010"/>
beides zugleich sein, sonst fehlt es entweder an Gehalt <lbn="pkl_176.011"/>
oder an Bewegung, nur freilich kann bald das eine, <lbn="pkl_176.012"/>
bald das andere ein Uebergewicht haben.“ Das <hirendition="#g">Jntriguenstück</hi><lbn="pkl_176.013"/>
entsteht, „wenn die Charaktere nur leicht <lbn="pkl_176.014"/>
angedeutet sind, eben so viel als nöthig ist, um Handlungen <lbn="pkl_176.015"/>
der Personen in dem und jenem Fall zu begründen, <lbn="pkl_176.016"/>
wenn sich die Vorfälle so häufen und die <lbn="pkl_176.017"/>
Verwickelung so auf die Spitze gestellt ist, daß sich die <lbn="pkl_176.018"/>
bunte Verwirrung der Mißverständnisse und Verlegenheiten <lbn="pkl_176.019"/>
in jedem Augenblicke lösen zu müssen scheint, <lbn="pkl_176.020"/>
und doch der Knoten immer von neuem geschürzt wird.“<lbn="pkl_176.021"/>
Das <hirendition="#g">Charakterstück</hi> sieht es mehr auf Entwickelung <lbn="pkl_176.022"/>
der Charaktere (namentlich eines Hauptcharakters) ab <lbn="pkl_176.023"/>
und sucht dieselben deshalb so zu gruppiren, daß einer <lbn="pkl_176.024"/>
den andern ins Licht stellt.</p><lbn="pkl_176.025"/><p> Bezweckt das Lustspiel, ein <hirendition="#g">Gemälde der Zeit</hi><lbn="pkl_176.026"/>
zu sein, stellt es insonderheit die verkehrten, thörichten <lbn="pkl_176.027"/>
Richtungen derselben in ihrer Nichtigkeit und Lächerlichkeit <lbn="pkl_176.028"/>
dar, so heißt es <hirendition="#g">Sittenstück.</hi> Schließt es sich <lbn="pkl_176.029"/>
dabei in Rücksicht der Charaktere und Tendenz genau <lbn="pkl_176.030"/>
dem geselligen Leben der Gegenwart an, sucht es namentlich <lbn="pkl_176.031"/>
den, in den Unterhaltungen der Gebildeten
</p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0202]
pkl_176.001
abgelauschter Züge den wirklichen Charakter der Handelnden pkl_176.002
durchscheinen zu lassen. — Jn der Posse pkl_176.003
herrscht das selbstbewußte oder eingestandene pkl_176.004
Komische, im höhern Lustspiel das Komische der pkl_176.005
Beobachtung.
pkl_176.006
Je nachdem das Komische mehr in die Charaktere pkl_176.007
oder in die verwickelten Lagen der Personen gelegt ist, pkl_176.008
je nachdem ist das Lustspiel mehr Charakter- oder pkl_176.009
mehr Jntriguenstück. „Ein gutes Lustspiel soll immer pkl_176.010
beides zugleich sein, sonst fehlt es entweder an Gehalt pkl_176.011
oder an Bewegung, nur freilich kann bald das eine, pkl_176.012
bald das andere ein Uebergewicht haben.“ Das Jntriguenstück pkl_176.013
entsteht, „wenn die Charaktere nur leicht pkl_176.014
angedeutet sind, eben so viel als nöthig ist, um Handlungen pkl_176.015
der Personen in dem und jenem Fall zu begründen, pkl_176.016
wenn sich die Vorfälle so häufen und die pkl_176.017
Verwickelung so auf die Spitze gestellt ist, daß sich die pkl_176.018
bunte Verwirrung der Mißverständnisse und Verlegenheiten pkl_176.019
in jedem Augenblicke lösen zu müssen scheint, pkl_176.020
und doch der Knoten immer von neuem geschürzt wird.“ pkl_176.021
Das Charakterstück sieht es mehr auf Entwickelung pkl_176.022
der Charaktere (namentlich eines Hauptcharakters) ab pkl_176.023
und sucht dieselben deshalb so zu gruppiren, daß einer pkl_176.024
den andern ins Licht stellt.
pkl_176.025
Bezweckt das Lustspiel, ein Gemälde der Zeit pkl_176.026
zu sein, stellt es insonderheit die verkehrten, thörichten pkl_176.027
Richtungen derselben in ihrer Nichtigkeit und Lächerlichkeit pkl_176.028
dar, so heißt es Sittenstück. Schließt es sich pkl_176.029
dabei in Rücksicht der Charaktere und Tendenz genau pkl_176.030
dem geselligen Leben der Gegenwart an, sucht es namentlich pkl_176.031
den, in den Unterhaltungen der Gebildeten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/202>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.