pkl_174.001 tung) in einer Weise kämpft, die Ergötzen pkl_174.002 und Belustigung gewährt. -- Das Lustspiel faßt pkl_174.003 das Leben mehr von seiner sinnlichen, oberflächlichen, pkl_174.004 irdischen Seite. An die Handlungen und die Charaktere, pkl_174.005 die es vorführt, kann nur der reale Maaßstab des pkl_174.006 Verstandes, nicht der ideale der Phantasie gelegt pkl_174.007 werden. Alles in ihm muß das Gepräge der Wirklichkeit pkl_174.008 tragen. Der Scherz und das Komischepkl_174.009 bilden die Seele des Lustspiels. Was der Dichter seinen pkl_174.010 Helden und die andern Personen reden und thun läßt, pkl_174.011 kann als Schwäche und Thorheit, kann verkehrtpkl_174.012 und ungereimt erscheinen, darf aber nie sittlichen pkl_174.013 Unwillen erregen. Eben so sollen die widerlichen pkl_174.014 Lagen und Verhältnisse, der Conflikt, in welchen pkl_174.015 die Handelnden (namentlich der Held) gesetzt pkl_174.016 werden, nie wahre Theilnahme erwecken. "Das pkl_174.017 komische Unglück darf nichts anders sein, als eine am pkl_174.018 Ende zu lösende Verlegenheit, es muß als eine lächerliche pkl_174.019 Noth erscheinen, die keine ernstlichen Folgen haben pkl_174.020 wird." (Schlegel.) Deshalb tritt auch an die Stelle pkl_174.021 des ernsten Geschickes der neckende Zufall, und pkl_174.022 es ist eine der Hauptaufgaben des Dichters, "die pkl_174.023 Widersprüche, deren verwirrtes Spiel ergötzt hat, am pkl_174.024 Ende geschickt bei Seite zu schieben; wenn er sie wirklich pkl_174.025 ausgleicht, wenn die Thoren vernünftig, die pkl_174.026 Schlechtgesinnten gebessert oder bestraft werden, so ist pkl_174.027 es um den lustigen Eindruck geschehen."
pkl_174.028
§. 236. Wenn das Lustspiel auch vorzugsweise pkl_174.029 ergötzen, belustigen soll, so kann es doch auch höhere pkl_174.030 Zwecke verfolgen. Das gute Lustspiel wird immer auch pkl_174.031 sittlich wirken; nur wird es sich mehr auf dem Boden
pkl_174.001 tung) in einer Weise kämpft, die Ergötzen pkl_174.002 und Belustigung gewährt. — Das Lustspiel faßt pkl_174.003 das Leben mehr von seiner sinnlichen, oberflächlichen, pkl_174.004 irdischen Seite. An die Handlungen und die Charaktere, pkl_174.005 die es vorführt, kann nur der reale Maaßstab des pkl_174.006 Verstandes, nicht der ideale der Phantasie gelegt pkl_174.007 werden. Alles in ihm muß das Gepräge der Wirklichkeit pkl_174.008 tragen. Der Scherz und das Komischepkl_174.009 bilden die Seele des Lustspiels. Was der Dichter seinen pkl_174.010 Helden und die andern Personen reden und thun läßt, pkl_174.011 kann als Schwäche und Thorheit, kann verkehrtpkl_174.012 und ungereimt erscheinen, darf aber nie sittlichen pkl_174.013 Unwillen erregen. Eben so sollen die widerlichen pkl_174.014 Lagen und Verhältnisse, der Conflikt, in welchen pkl_174.015 die Handelnden (namentlich der Held) gesetzt pkl_174.016 werden, nie wahre Theilnahme erwecken. „Das pkl_174.017 komische Unglück darf nichts anders sein, als eine am pkl_174.018 Ende zu lösende Verlegenheit, es muß als eine lächerliche pkl_174.019 Noth erscheinen, die keine ernstlichen Folgen haben pkl_174.020 wird.“ (Schlegel.) Deshalb tritt auch an die Stelle pkl_174.021 des ernsten Geschickes der neckende Zufall, und pkl_174.022 es ist eine der Hauptaufgaben des Dichters, „die pkl_174.023 Widersprüche, deren verwirrtes Spiel ergötzt hat, am pkl_174.024 Ende geschickt bei Seite zu schieben; wenn er sie wirklich pkl_174.025 ausgleicht, wenn die Thoren vernünftig, die pkl_174.026 Schlechtgesinnten gebessert oder bestraft werden, so ist pkl_174.027 es um den lustigen Eindruck geschehen.“
pkl_174.028
§. 236. Wenn das Lustspiel auch vorzugsweise pkl_174.029 ergötzen, belustigen soll, so kann es doch auch höhere pkl_174.030 Zwecke verfolgen. Das gute Lustspiel wird immer auch pkl_174.031 sittlich wirken; nur wird es sich mehr auf dem Boden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><hirendition="#g"><pbfacs="#f0200"n="174"/><lbn="pkl_174.001"/>
tung) in einer Weise kämpft, die Ergötzen <lbn="pkl_174.002"/>
und Belustigung gewährt.</hi>— Das Lustspiel faßt <lbn="pkl_174.003"/>
das Leben mehr von seiner <hirendition="#g">sinnlichen,</hi> oberflächlichen, <lbn="pkl_174.004"/>
irdischen Seite. An die Handlungen und die Charaktere, <lbn="pkl_174.005"/>
die es vorführt, kann nur der <hirendition="#g">reale</hi> Maaßstab des <lbn="pkl_174.006"/><hirendition="#g">Verstandes,</hi> nicht der <hirendition="#g">ideale</hi> der <hirendition="#g">Phantasie</hi> gelegt <lbn="pkl_174.007"/>
werden. Alles in ihm muß das Gepräge der Wirklichkeit <lbn="pkl_174.008"/>
tragen. Der <hirendition="#g">Scherz</hi> und das <hirendition="#g">Komische</hi><lbn="pkl_174.009"/>
bilden die Seele des Lustspiels. Was der Dichter seinen <lbn="pkl_174.010"/>
Helden und die andern Personen reden und thun läßt, <lbn="pkl_174.011"/>
kann als <hirendition="#g">Schwäche</hi> und <hirendition="#g">Thorheit,</hi> kann <hirendition="#g">verkehrt</hi><lbn="pkl_174.012"/>
und <hirendition="#g">ungereimt</hi> erscheinen, <hirendition="#g">darf aber nie sittlichen <lbn="pkl_174.013"/>
Unwillen erregen.</hi> Eben so sollen die widerlichen <lbn="pkl_174.014"/>
Lagen und Verhältnisse, der <hirendition="#g">Conflikt,</hi> in welchen <lbn="pkl_174.015"/>
die Handelnden (namentlich der Held) gesetzt <lbn="pkl_174.016"/>
werden, <hirendition="#g">nie wahre Theilnahme erwecken.</hi>„Das <lbn="pkl_174.017"/>
komische Unglück darf nichts anders sein, als eine am <lbn="pkl_174.018"/>
Ende zu lösende Verlegenheit, es muß als eine lächerliche <lbn="pkl_174.019"/>
Noth erscheinen, die keine ernstlichen Folgen haben <lbn="pkl_174.020"/>
wird.“ (<hirendition="#g">Schlegel.</hi>) Deshalb tritt auch an die Stelle <lbn="pkl_174.021"/>
des <hirendition="#g">ernsten Geschickes</hi> der <hirendition="#g">neckende Zufall,</hi> und <lbn="pkl_174.022"/>
es ist eine der Hauptaufgaben des Dichters, „die <lbn="pkl_174.023"/>
Widersprüche, deren verwirrtes Spiel ergötzt hat, am <lbn="pkl_174.024"/>
Ende geschickt bei Seite zu schieben; wenn er sie wirklich <lbn="pkl_174.025"/>
ausgleicht, wenn die Thoren vernünftig, die <lbn="pkl_174.026"/>
Schlechtgesinnten gebessert oder bestraft werden, so ist <lbn="pkl_174.027"/>
es um den lustigen Eindruck geschehen.“</p><lbn="pkl_174.028"/><p> §. 236. Wenn das Lustspiel auch vorzugsweise <lbn="pkl_174.029"/>
ergötzen, belustigen soll, so kann es doch auch höhere <lbn="pkl_174.030"/>
Zwecke verfolgen. Das gute Lustspiel wird immer auch <lbn="pkl_174.031"/><hirendition="#g">sittlich</hi> wirken; nur wird es sich mehr auf dem Boden
</p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[174/0200]
pkl_174.001
tung) in einer Weise kämpft, die Ergötzen pkl_174.002
und Belustigung gewährt. — Das Lustspiel faßt pkl_174.003
das Leben mehr von seiner sinnlichen, oberflächlichen, pkl_174.004
irdischen Seite. An die Handlungen und die Charaktere, pkl_174.005
die es vorführt, kann nur der reale Maaßstab des pkl_174.006
Verstandes, nicht der ideale der Phantasie gelegt pkl_174.007
werden. Alles in ihm muß das Gepräge der Wirklichkeit pkl_174.008
tragen. Der Scherz und das Komische pkl_174.009
bilden die Seele des Lustspiels. Was der Dichter seinen pkl_174.010
Helden und die andern Personen reden und thun läßt, pkl_174.011
kann als Schwäche und Thorheit, kann verkehrt pkl_174.012
und ungereimt erscheinen, darf aber nie sittlichen pkl_174.013
Unwillen erregen. Eben so sollen die widerlichen pkl_174.014
Lagen und Verhältnisse, der Conflikt, in welchen pkl_174.015
die Handelnden (namentlich der Held) gesetzt pkl_174.016
werden, nie wahre Theilnahme erwecken. „Das pkl_174.017
komische Unglück darf nichts anders sein, als eine am pkl_174.018
Ende zu lösende Verlegenheit, es muß als eine lächerliche pkl_174.019
Noth erscheinen, die keine ernstlichen Folgen haben pkl_174.020
wird.“ (Schlegel.) Deshalb tritt auch an die Stelle pkl_174.021
des ernsten Geschickes der neckende Zufall, und pkl_174.022
es ist eine der Hauptaufgaben des Dichters, „die pkl_174.023
Widersprüche, deren verwirrtes Spiel ergötzt hat, am pkl_174.024
Ende geschickt bei Seite zu schieben; wenn er sie wirklich pkl_174.025
ausgleicht, wenn die Thoren vernünftig, die pkl_174.026
Schlechtgesinnten gebessert oder bestraft werden, so ist pkl_174.027
es um den lustigen Eindruck geschehen.“
pkl_174.028
§. 236. Wenn das Lustspiel auch vorzugsweise pkl_174.029
ergötzen, belustigen soll, so kann es doch auch höhere pkl_174.030
Zwecke verfolgen. Das gute Lustspiel wird immer auch pkl_174.031
sittlich wirken; nur wird es sich mehr auf dem Boden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/200>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.