Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_172.001 Jn Rücksicht der Wahl des Stoffs lassen sich beschränkende pkl_172.014 §. 233. Die Form der Tragödie ist fast immer pkl_172.027 §. 234. Erst durch Lessing's Leistungen ist der pkl_172.001 Jn Rücksicht der Wahl des Stoffs lassen sich beschränkende pkl_172.014 §. 233. Die Form der Tragödie ist fast immer pkl_172.027 §. 234. Erst durch Lessing's Leistungen ist der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0198" n="172"/><lb n="pkl_172.001"/> Gefühl der Nichtigkeit unseres irdischen Strebens und <lb n="pkl_172.002"/> Lebens muß uns durchdringen und niederdrücken, zugleich <lb n="pkl_172.003"/> aber das Bewußtsein, daß der sittliche Wille des <lb n="pkl_172.004"/> Menschen auch im Mißgeschick und bis in den Tod vor <lb n="pkl_172.005"/> keiner Macht der Welt sich zu beugen braucht, uns <lb n="pkl_172.006"/> halten, stärken und erheben. Jn dieser Stimmung, <lb n="pkl_172.007"/> worin die wahre Tragödie den nicht gar zu verhärteten <lb n="pkl_172.008"/> Zuschauer versetzt, pflegt derselbe denn auch unwillkührlich <lb n="pkl_172.009"/> seinen Blick auf das bessere Jenseits zu richten, <lb n="pkl_172.010"/> das für die Widerwärtigkeiten dieses Lebens entschädigen <lb n="pkl_172.011"/> und Alles, was hier dunkel ist, in hellem Lichte zeigen <lb n="pkl_172.012"/> soll.</p> <lb n="pkl_172.013"/> <p> Jn Rücksicht der <hi rendition="#g">Wahl</hi> des Stoffs lassen sich beschränkende <lb n="pkl_172.014"/> Vorschriften zwar nicht aufstellen, doch <lb n="pkl_172.015"/> möchte es im Allgemeinen immer zweckmäßiger sein, <lb n="pkl_172.016"/> wenn der Dichter seinen Helden den <hi rendition="#g">höheren</hi> Kreisen <lb n="pkl_172.017"/> der Gesellschaft entnimmt und die Handlung in deren <lb n="pkl_172.018"/> Bereich vor sich gehen läßt. Hier finden sich im Ganzen <lb n="pkl_172.019"/> immer schärfer ausgeprägte Jndividualitäten, die <lb n="pkl_172.020"/> überdieß nicht, wie die Menschen niederer Klassen, durch <lb n="pkl_172.021"/> kleinliche Verhältnisse eingeengt und gebunden werden. <lb n="pkl_172.022"/> Deshalb konnte das sogenannte <hi rendition="#g">bürgerliche Trauerspiel,</hi> <lb n="pkl_172.023"/> das sich in den <hi rendition="#g">niederern Lebenskreisen</hi> <lb n="pkl_172.024"/> oder in dem <hi rendition="#g">engen Bezirk der Familie</hi> bewegt, <lb n="pkl_172.025"/> kein dauerndes Glück machen.</p> <lb n="pkl_172.026"/> <p> §. 233. Die <hi rendition="#g">Form</hi> der Tragödie ist fast immer <lb n="pkl_172.027"/> <hi rendition="#g">metrisch;</hi> und zwar ist größtentheils der <hi rendition="#g">fünffüßige <lb n="pkl_172.028"/> Jambus</hi> gebraucht. Jndeß finden sich auch Tragödien <lb n="pkl_172.029"/> in Prosa, in vierfüßigen Trochäen und in gemischten <lb n="pkl_172.030"/> Versarten.</p> <lb n="pkl_172.031"/> <p> §. 234. Erst durch <hi rendition="#g">Lessing's</hi> Leistungen ist der </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0198]
pkl_172.001
Gefühl der Nichtigkeit unseres irdischen Strebens und pkl_172.002
Lebens muß uns durchdringen und niederdrücken, zugleich pkl_172.003
aber das Bewußtsein, daß der sittliche Wille des pkl_172.004
Menschen auch im Mißgeschick und bis in den Tod vor pkl_172.005
keiner Macht der Welt sich zu beugen braucht, uns pkl_172.006
halten, stärken und erheben. Jn dieser Stimmung, pkl_172.007
worin die wahre Tragödie den nicht gar zu verhärteten pkl_172.008
Zuschauer versetzt, pflegt derselbe denn auch unwillkührlich pkl_172.009
seinen Blick auf das bessere Jenseits zu richten, pkl_172.010
das für die Widerwärtigkeiten dieses Lebens entschädigen pkl_172.011
und Alles, was hier dunkel ist, in hellem Lichte zeigen pkl_172.012
soll.
pkl_172.013
Jn Rücksicht der Wahl des Stoffs lassen sich beschränkende pkl_172.014
Vorschriften zwar nicht aufstellen, doch pkl_172.015
möchte es im Allgemeinen immer zweckmäßiger sein, pkl_172.016
wenn der Dichter seinen Helden den höheren Kreisen pkl_172.017
der Gesellschaft entnimmt und die Handlung in deren pkl_172.018
Bereich vor sich gehen läßt. Hier finden sich im Ganzen pkl_172.019
immer schärfer ausgeprägte Jndividualitäten, die pkl_172.020
überdieß nicht, wie die Menschen niederer Klassen, durch pkl_172.021
kleinliche Verhältnisse eingeengt und gebunden werden. pkl_172.022
Deshalb konnte das sogenannte bürgerliche Trauerspiel, pkl_172.023
das sich in den niederern Lebenskreisen pkl_172.024
oder in dem engen Bezirk der Familie bewegt, pkl_172.025
kein dauerndes Glück machen.
pkl_172.026
§. 233. Die Form der Tragödie ist fast immer pkl_172.027
metrisch; und zwar ist größtentheils der fünffüßige pkl_172.028
Jambus gebraucht. Jndeß finden sich auch Tragödien pkl_172.029
in Prosa, in vierfüßigen Trochäen und in gemischten pkl_172.030
Versarten.
pkl_172.031
§. 234. Erst durch Lessing's Leistungen ist der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |