Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_146.001 §. 210. Wesentlicher, als die obige Eintheilung pkl_146.010 §. 211. Das Epos ist bei uns schon frühe gepflegt pkl_146.020 I. ernste. a. die älteren: 1) Herzog Ernst und pkl_146.023 pkl_146.001 §. 210. Wesentlicher, als die obige Eintheilung pkl_146.010 §. 211. Das Epos ist bei uns schon frühe gepflegt pkl_146.020 I. ernste. a. die älteren: 1) Herzog Ernst und pkl_146.023 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0172" n="146"/><lb n="pkl_146.001"/> desselben (siehe §. 196!) Gegenstand des Epos, so nennt <lb n="pkl_146.002"/> man es <hi rendition="#g">idyllisches Epos.</hi> Das idyllische Epos erscheint <lb n="pkl_146.003"/> immer als eine Jdylle in größerem Maaßstabe. <lb n="pkl_146.004"/> Es verträgt weder eine Beimischung des Wunderbaren, <lb n="pkl_146.005"/> noch große Verwickelungen. Mehrere der Dichtungen, <lb n="pkl_146.006"/> welche wir in §. 197 als lobenswerthe Jdyllen <lb n="pkl_146.007"/> namhaft machten, gehören mit gleichem Recht auch <lb n="pkl_146.008"/> <hi rendition="#g">hieher.</hi></p> <lb n="pkl_146.009"/> <p> §. 210. Wesentlicher, als die obige Eintheilung <lb n="pkl_146.010"/> des Epos, ist die Unterscheidung in das <hi rendition="#g">ernste</hi> und in <lb n="pkl_146.011"/> das <hi rendition="#g">komische.</hi> Das komische Epos ist immer nur als <lb n="pkl_146.012"/> <hi rendition="#g">Parodie</hi> des ernsten anzusehen. Es soll das Gefühl <lb n="pkl_146.013"/> des Lächerlichen erregen und erreicht seinen Zweck durch <lb n="pkl_146.014"/> die Charakterzeichnung des Helden, durch die Verhältnisse, <lb n="pkl_146.015"/> welche es vorführt, oder auch durch die Darstellung. <lb n="pkl_146.016"/> Statt der menschlichen Personen treten in mehreren <lb n="pkl_146.017"/> der besten unserer komischen Heldengedichte sprechende <lb n="pkl_146.018"/> <hi rendition="#g">Thiere</hi> auf, wie in der Fabel.</p> <lb n="pkl_146.019"/> <p> §. 211. Das Epos ist bei uns schon frühe gepflegt <lb n="pkl_146.020"/> worden, in der neuern Zeit jedoch weniger, als <lb n="pkl_146.021"/> in der ältern. Die vorzüglichsten Werke der Art sind:</p> <lb n="pkl_146.022"/> <p><hi rendition="#aq">I</hi>. <hi rendition="#g">ernste.</hi><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">die älteren:</hi> 1) Herzog Ernst und <lb n="pkl_146.023"/> die Aeneide von <hi rendition="#g">Heinrich von Veldeck,</hi> 2) Jwein <lb n="pkl_146.024"/> von <hi rendition="#g">Hartmann von der Aue,</hi> 3) Tristan und <lb n="pkl_146.025"/> Jsolde von <hi rendition="#g">Gottfr. von Straßburg,</hi> 4) Parzival <lb n="pkl_146.026"/> von <hi rendition="#g">Wolfram von Eschenbach,</hi> 5) das Nibelungenlied, <lb n="pkl_146.027"/> 6) Gudrun, 7) Teuerdank; <hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">die neuern:</hi> <lb n="pkl_146.028"/> 1) der <hi rendition="#g">Messias</hi> von <hi rendition="#g">Klopstock,</hi> 2) der <hi rendition="#g">Oberon</hi> <lb n="pkl_146.029"/> von <hi rendition="#g">Wieland,</hi> 3) Donatoa von <hi rendition="#g">Sonnenberg,</hi> <lb n="pkl_146.030"/> 4) Richard Löwenherz von F. A. <hi rendition="#g">Müller,</hi> 5) die <lb n="pkl_146.031"/> Makkabäer, die Rudolphiade und die Tunisias von </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0172]
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desselben (siehe §. 196!) Gegenstand des Epos, so nennt pkl_146.002
man es idyllisches Epos. Das idyllische Epos erscheint pkl_146.003
immer als eine Jdylle in größerem Maaßstabe. pkl_146.004
Es verträgt weder eine Beimischung des Wunderbaren, pkl_146.005
noch große Verwickelungen. Mehrere der Dichtungen, pkl_146.006
welche wir in §. 197 als lobenswerthe Jdyllen pkl_146.007
namhaft machten, gehören mit gleichem Recht auch pkl_146.008
hieher.
pkl_146.009
§. 210. Wesentlicher, als die obige Eintheilung pkl_146.010
des Epos, ist die Unterscheidung in das ernste und in pkl_146.011
das komische. Das komische Epos ist immer nur als pkl_146.012
Parodie des ernsten anzusehen. Es soll das Gefühl pkl_146.013
des Lächerlichen erregen und erreicht seinen Zweck durch pkl_146.014
die Charakterzeichnung des Helden, durch die Verhältnisse, pkl_146.015
welche es vorführt, oder auch durch die Darstellung. pkl_146.016
Statt der menschlichen Personen treten in mehreren pkl_146.017
der besten unserer komischen Heldengedichte sprechende pkl_146.018
Thiere auf, wie in der Fabel.
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§. 211. Das Epos ist bei uns schon frühe gepflegt pkl_146.020
worden, in der neuern Zeit jedoch weniger, als pkl_146.021
in der ältern. Die vorzüglichsten Werke der Art sind:
pkl_146.022
I. ernste. a. die älteren: 1) Herzog Ernst und pkl_146.023
die Aeneide von Heinrich von Veldeck, 2) Jwein pkl_146.024
von Hartmann von der Aue, 3) Tristan und pkl_146.025
Jsolde von Gottfr. von Straßburg, 4) Parzival pkl_146.026
von Wolfram von Eschenbach, 5) das Nibelungenlied, pkl_146.027
6) Gudrun, 7) Teuerdank; b. die neuern: pkl_146.028
1) der Messias von Klopstock, 2) der Oberon pkl_146.029
von Wieland, 3) Donatoa von Sonnenberg, pkl_146.030
4) Richard Löwenherz von F. A. Müller, 5) die pkl_146.031
Makkabäer, die Rudolphiade und die Tunisias von
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