Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_144.001 §. 206. Jn dem Wesen des Epos liegt denn auch pkl_144.010 §. 207. Je nach der Verschiedenheit des Stoffs pkl_144.020 pkl_144.001 §. 206. Jn dem Wesen des Epos liegt denn auch pkl_144.010 §. 207. Je nach der Verschiedenheit des Stoffs pkl_144.020 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0170" n="144"/><lb n="pkl_144.001"/> in einem freien Gemüthe“ und es ist mehr <hi rendition="#g">Jnteresse,</hi> <lb n="pkl_144.002"/> als <hi rendition="#g">eigentliche Theilnahme,</hi> was wir dem Epos <lb n="pkl_144.003"/> widmen. Und selbst das Jnteresse — sei es nun nach <lb n="pkl_144.004"/> der Eigenthümlichkeit des Stoffs ein <hi rendition="#g">allgemeinmenschliches</hi> <lb n="pkl_144.005"/> oder ein <hi rendition="#g">religiöses</hi> oder ein <hi rendition="#g">nationales</hi> <lb n="pkl_144.006"/> — wird durch den Begriff des Vergangenen, <lb n="pkl_144.007"/> der das Fundament des Epos bildet, sehr gemildert <lb n="pkl_144.008"/> und weniger lebhaft.</p> <lb n="pkl_144.009"/> <p> §. 206. Jn dem Wesen des Epos liegt denn auch <lb n="pkl_144.010"/> die Nothwendigkeit der <hi rendition="#g">metrischen Formen</hi> begründet. <lb n="pkl_144.011"/> Bestimmte Vorschriften existiren über die Art derselben <lb n="pkl_144.012"/> nicht, doch hat man sich vorzugsweise des <lb n="pkl_144.013"/> Hexameters, des Nibelungenverses, der Stanze, des <lb n="pkl_144.014"/> Alexandriners bedient. Auch fünffüßige Jamben und <lb n="pkl_144.015"/> fünffüßige Trochäen, entweder in irgend einer Weise <lb n="pkl_144.016"/> gereimt, oder, was in vielen Fällen noch geeigneter sein <lb n="pkl_144.017"/> dürfte, <hi rendition="#g">ohne</hi> Reim, können füglich die Form eines <lb n="pkl_144.018"/> Epos bilden.</p> <lb n="pkl_144.019"/> <p> §. 207. Je nach der Verschiedenheit des Stoffs <lb n="pkl_144.020"/> theilt man das Epos verschieden ein. <hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Bildet eine <lb n="pkl_144.021"/> außerordentliche, dem heroischen Mythen- und <lb n="pkl_144.022"/> Sagenkreise oder eine der Geschichte angehörende <lb n="pkl_144.023"/> Begebenheit</hi> den Stoff, so heißt das Epos <lb n="pkl_144.024"/> <hi rendition="#g">Epopöe</hi> oder <hi rendition="#g">ernstes Heldengedicht.</hi> Das Großartige <lb n="pkl_144.025"/> der Begebenheit bringt es mit sich, daß die <lb n="pkl_144.026"/> Epopöe durchweg den <hi rendition="#g">Charakter des Erhabenen</hi> <lb n="pkl_144.027"/> trägt. Sofern sich die Epopöe in der Behandlung <lb n="pkl_144.028"/> und Form (Hexameter) den antiken Epopöen der Griechen <lb n="pkl_144.029"/> und Römer anschließt, nennt man sie wohl auch <lb n="pkl_144.030"/> <hi rendition="#g">klassisches</hi> Epos. Neben den <hi rendition="#g">menschlichen</hi> Personen <lb n="pkl_144.031"/> treten im ernsten Heldengedicht auch wohl noch </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0170]
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in einem freien Gemüthe“ und es ist mehr Jnteresse, pkl_144.002
als eigentliche Theilnahme, was wir dem Epos pkl_144.003
widmen. Und selbst das Jnteresse — sei es nun nach pkl_144.004
der Eigenthümlichkeit des Stoffs ein allgemeinmenschliches pkl_144.005
oder ein religiöses oder ein nationales pkl_144.006
— wird durch den Begriff des Vergangenen, pkl_144.007
der das Fundament des Epos bildet, sehr gemildert pkl_144.008
und weniger lebhaft.
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§. 206. Jn dem Wesen des Epos liegt denn auch pkl_144.010
die Nothwendigkeit der metrischen Formen begründet. pkl_144.011
Bestimmte Vorschriften existiren über die Art derselben pkl_144.012
nicht, doch hat man sich vorzugsweise des pkl_144.013
Hexameters, des Nibelungenverses, der Stanze, des pkl_144.014
Alexandriners bedient. Auch fünffüßige Jamben und pkl_144.015
fünffüßige Trochäen, entweder in irgend einer Weise pkl_144.016
gereimt, oder, was in vielen Fällen noch geeigneter sein pkl_144.017
dürfte, ohne Reim, können füglich die Form eines pkl_144.018
Epos bilden.
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§. 207. Je nach der Verschiedenheit des Stoffs pkl_144.020
theilt man das Epos verschieden ein. a. Bildet eine pkl_144.021
außerordentliche, dem heroischen Mythen- und pkl_144.022
Sagenkreise oder eine der Geschichte angehörende pkl_144.023
Begebenheit den Stoff, so heißt das Epos pkl_144.024
Epopöe oder ernstes Heldengedicht. Das Großartige pkl_144.025
der Begebenheit bringt es mit sich, daß die pkl_144.026
Epopöe durchweg den Charakter des Erhabenen pkl_144.027
trägt. Sofern sich die Epopöe in der Behandlung pkl_144.028
und Form (Hexameter) den antiken Epopöen der Griechen pkl_144.029
und Römer anschließt, nennt man sie wohl auch pkl_144.030
klassisches Epos. Neben den menschlichen Personen pkl_144.031
treten im ernsten Heldengedicht auch wohl noch
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