Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.
pkl_100.001 §. 148. Die Cantaten haben, wie fast alle pkl_100.005 VII. Die Elegie. pkl_100.017§. 149. Die Elegie stellt die Gefühle der pkl_100.018
pkl_100.001 §. 148. Die Cantaten haben, wie fast alle pkl_100.005 VII. Die Elegie. pkl_100.017§. 149. Die Elegie stellt die Gefühle der pkl_100.018 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0126" n="100"/><lb n="pkl_100.001"/> tatillen, Cantatinen,</hi> und wenn sie nur für Eine <lb n="pkl_100.002"/> Singstimme mit schwacher Begleitung bestimmt sind, <lb n="pkl_100.003"/> <hi rendition="#g">Cantatilenen.</hi></p> <lb n="pkl_100.004"/> <p> §. 148. Die <hi rendition="#g">Cantaten</hi> haben, wie <hi rendition="#g">fast alle</hi> <lb n="pkl_100.005"/> die Poesien, bei welchen die hinzukommende <hi rendition="#g">Musik</hi> die <lb n="pkl_100.006"/> Hauptrolle spielt, mit geringer Ausnahme, unter den <lb n="pkl_100.007"/> <hi rendition="#g">namhaften</hi> Dichtern nur wenige Bearbeiter gefunden; <lb n="pkl_100.008"/> deshalb ist ihr <hi rendition="#g">poetischer</hi> Werth durchschnittlich <lb n="pkl_100.009"/> sehr gering. Merkwürdig genug haben die <hi rendition="#g">poetischwerthvollen</hi> <lb n="pkl_100.010"/> Cantaten, die wir z. B. von <hi rendition="#g">Herder, <lb n="pkl_100.011"/> Ramler</hi> u. a. besitzen, nur sehr mittelmäßige oder gar <lb n="pkl_100.012"/> <hi rendition="#g">keinen</hi> Componisten gefunden. Die bloß in <hi rendition="#g">musikalischer</hi> <lb n="pkl_100.013"/> Hinsicht ausgezeichneten Cantaten, <hi rendition="#aq">resp</hi>. Oratorien <lb n="pkl_100.014"/> &c. hier aufzuführen, kann nicht unsere Aufgabe <lb n="pkl_100.015"/> sein.</p> <lb n="pkl_100.016"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">VII</hi>. <hi rendition="#g">Die Elegie.</hi></hi> </head> <lb n="pkl_100.017"/> <p> §. 149. Die <hi rendition="#g">Elegie stellt die Gefühle der <lb n="pkl_100.018"/> Wehmuth dar, welche sich, bei Betrachtung <lb n="pkl_100.019"/> von etwas Jdealem oder Jdealisirtem, aus <lb n="pkl_100.020"/> dem Bewußtsein menschlicher Schwäche und <lb n="pkl_100.021"/> Beschränkung erzeugen.</hi> Während die <hi rendition="#g">Ode</hi> das <lb n="pkl_100.022"/> Gemüth über alle Schranken des irdischen Lebens in <lb n="pkl_100.023"/> die Regionen des Unendlichen, Ewigen, Jdealen erhebt, <lb n="pkl_100.024"/> zieht die <hi rendition="#g">Elegie</hi> das Jdeale, Unendliche in den Kreis <lb n="pkl_100.025"/> irdischer Beschränkung und menschlicher Schwäche herab <lb n="pkl_100.026"/> und läßt es nur in diesem Spiegel sehen. — Alles, was <lb n="pkl_100.027"/> uns theuer war, dessen Verlust wir jedoch jetzt beklagen, <lb n="pkl_100.028"/> so wie jedes Gut, nach welchem wir uns heiß, aber <lb n="pkl_100.029"/> vergeblich sehnen, kann Gegenstand der Elegie sein. Es <lb n="pkl_100.030"/> ist dabei nicht nöthig, daß das Beklagte oder Ersehnte </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0126]
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tatillen, Cantatinen, und wenn sie nur für Eine pkl_100.002
Singstimme mit schwacher Begleitung bestimmt sind, pkl_100.003
Cantatilenen.
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§. 148. Die Cantaten haben, wie fast alle pkl_100.005
die Poesien, bei welchen die hinzukommende Musik die pkl_100.006
Hauptrolle spielt, mit geringer Ausnahme, unter den pkl_100.007
namhaften Dichtern nur wenige Bearbeiter gefunden; pkl_100.008
deshalb ist ihr poetischer Werth durchschnittlich pkl_100.009
sehr gering. Merkwürdig genug haben die poetischwerthvollen pkl_100.010
Cantaten, die wir z. B. von Herder, pkl_100.011
Ramler u. a. besitzen, nur sehr mittelmäßige oder gar pkl_100.012
keinen Componisten gefunden. Die bloß in musikalischer pkl_100.013
Hinsicht ausgezeichneten Cantaten, resp. Oratorien pkl_100.014
&c. hier aufzuführen, kann nicht unsere Aufgabe pkl_100.015
sein.
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VII. Die Elegie. pkl_100.017
§. 149. Die Elegie stellt die Gefühle der pkl_100.018
Wehmuth dar, welche sich, bei Betrachtung pkl_100.019
von etwas Jdealem oder Jdealisirtem, aus pkl_100.020
dem Bewußtsein menschlicher Schwäche und pkl_100.021
Beschränkung erzeugen. Während die Ode das pkl_100.022
Gemüth über alle Schranken des irdischen Lebens in pkl_100.023
die Regionen des Unendlichen, Ewigen, Jdealen erhebt, pkl_100.024
zieht die Elegie das Jdeale, Unendliche in den Kreis pkl_100.025
irdischer Beschränkung und menschlicher Schwäche herab pkl_100.026
und läßt es nur in diesem Spiegel sehen. — Alles, was pkl_100.027
uns theuer war, dessen Verlust wir jedoch jetzt beklagen, pkl_100.028
so wie jedes Gut, nach welchem wir uns heiß, aber pkl_100.029
vergeblich sehnen, kann Gegenstand der Elegie sein. Es pkl_100.030
ist dabei nicht nöthig, daß das Beklagte oder Ersehnte
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