Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.

Bild:
<< vorherige Seite

der Blinde / der nun sehendt war: HErr / ich glanbe / vnd betet jn an. Auß diesem Exempel sihet es ja ein jeder Christ / wer vnd was das obtectum sey / darauff wir im Glauben vnd im Gebet vnnd Anruffung sehen sollen. Es saget der HERR Christus / Er sey Gottes Son / an den der arme Mensche / dem seine Augen geöffnet waren / glauben sol / vnd setzet dazu: Der ist es / den du sihest / vnd der mit dir redet. Nun sahe aber er mit den leiblichen Augen nicht die ewige Gottheit / sondern den Menschen Christum mit seinem Leibe / der da sichtiglich stunde / vnd mit jme redet / vnd an den gläubet er / vnd betet jn an. Da ist das obiectum, das die Gläubigen anbeten / der Mensche ansihet / nicht nur die Göttliche vnsichtbare Natur in Christo / sondern eben das er mit seinen Augen ansehen / mit Händen greiffen / vnd mit seinen Ohren hören kan / vnd dz da Gegenwertig vnd Sichtig für jhm stehet / vnd mit jm redet / das ist das Fleisch oder die Menschliche Natur Christi / wie dann derwegen auch 1. Johan. 1. geschrieben stehet: Das wir gehöret haben / das wir gesehen haben mit vnsern Augen / vnd das vnsere Hände betastet haben / vom wort des Lebens / welchs erschienen ist / vnd wir es gesehen haben / Nemblich in seiner angenommenen Menschheit / das verkündigen wir euch. Matth. 14. Gehet Jesus mit seinem Leibe auff dem Meer zu seinen Jüngern / vnnd verschafft / das Petrus auch auff dem Meer jhm entgegen gehet / vnd da er in das schiff kömpt / fallen sie für jhm nieder / vnd sprechen: Du bist warlich Gottes Sohn. Was haben aber die Jünger allhie für ein obtectum suae fidei & adorationis gehabt? Warauff haben sie gesehen? Nemblich auff den / der mit seinem Leib auff dem Wasser gehet / der sein Handt außrecket / der Petrum angreifft / den sie mit Augen für sich sehen stehen / der mit jhnen redet / der zu jhnen ins Schiff tritt / für dem sie niderfallen. Solches alles ist nicht nur die Gottheit Christi / sondern sein Fleisch / Leib oder Menschliche Natur / welche sie ansehen / vnd bekennen / das dieser Mensch / wie er da bey jnen im Schiff ist / mit Leib vnd Seel / mit

der Blinde / der nun sehendt war: HErr / ich glanbe / vnd betet jn an. Auß diesem Exempel sihet es ja ein jeder Christ / wer vnd was das obtectum sey / darauff wir im Glauben vnd im Gebet vnnd Anruffung sehen sollen. Es saget der HERR Christus / Er sey Gottes Son / an den der arme Mensche / dem seine Augen geoͤffnet waren / glaubẽ sol / vnd setzet dazu: Der ist es / den du sihest / vnd der mit dir redet. Nun sahe aber er mit den leiblichen Augen nicht die ewige Gottheit / sondern den Menschen Christum mit seinem Leibe / der da sichtiglich stunde / vnd mit jme redet / vnd an den glaͤubet er / vnd betet jn an. Da ist das obiectum, das die Glaͤubigen anbeten / der Mensche ansihet / nicht nur die Goͤttliche vnsichtbare Natur in Christo / sondern eben das er mit seinen Augen ansehen / mit Haͤnden greiffen / vnd mit seinen Ohren hoͤren kan / vnd dz da Gegenwertig vnd Sichtig fuͤr jhm stehet / vnd mit jm redet / das ist das Fleisch oder die Menschliche Natur Christi / wie dann derwegen auch 1. Johan. 1. geschrieben stehet: Das wir gehoͤret haben / das wir gesehen haben mit vnsern Augen / vnd das vnsere Haͤnde betastet haben / vom wort des Lebens / welchs erschienẽ ist / vnd wir es gesehen haben / Nemblich in seiner angenommenen Menschheit / das verkuͤndigen wir euch. Matth. 14. Gehet Jesus mit seinem Leibe auff dem Meer zu seinen Juͤngern / vnnd verschafft / das Petrus auch auff dem Meer jhm entgegen gehet / vnd da er in das schiff koͤmpt / fallen sie fuͤr jhm nieder / vnd sprechen: Du bist warlich Gottes Sohn. Was haben aber die Juͤnger allhie fuͤr ein obtectum suae fidei & adorationis gehabt? Warauff haben sie gesehen? Nemblich auff den / der mit seinem Leib auff dem Wasser gehet / der sein Handt außrecket / der Petrum angreifft / den sie mit Augen fuͤr sich sehen stehen / der mit jhnen redet / der zu jhnen ins Schiff tritt / fuͤr dem sie niderfallen. Solches alles ist nicht nur die Gottheit Christi / sondern sein Fleisch / Leib oder Menschliche Natur / welche sie ansehen / vnd bekennen / das dieser Mensch / wie er da bey jnen im Schiff ist / mit Leib vnd Seel / mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0088"/>
der Blinde / der nun sehendt war: HErr / ich glanbe                      / vnd betet jn an. Auß diesem Exempel sihet es ja ein jeder Christ / wer vnd was                      das <hi rendition="#i">obtectum</hi> sey / darauff wir im Glauben vnd im Gebet                      vnnd Anruffung sehen sollen. Es saget der HERR Christus / Er sey Gottes Son / an                      den der arme Mensche / dem seine Augen geo&#x0364;ffnet waren / glaube&#x0303;                      sol / vnd setzet dazu: Der ist es / den du sihest / vnd der mit dir redet. Nun                      sahe aber er mit den leiblichen Augen nicht die ewige Gottheit / sondern den                      Menschen Christum mit seinem Leibe / der da sichtiglich stunde / vnd mit jme                      redet / vnd an den gla&#x0364;ubet er / vnd betet jn an. Da ist das <hi rendition="#i">obiectum</hi>, das die Gla&#x0364;ubigen anbeten / der Mensche ansihet / nicht nur                      die Go&#x0364;ttliche vnsichtbare Natur in Christo / sondern eben das er mit seinen                      Augen ansehen / mit Ha&#x0364;nden greiffen / vnd mit seinen Ohren ho&#x0364;ren kan / vnd dz da                      Gegenwertig vnd Sichtig fu&#x0364;r jhm stehet / vnd mit jm redet / das ist das Fleisch                      oder die Menschliche Natur Christi / wie dann derwegen auch 1. Johan. 1.                      geschrieben stehet: Das wir geho&#x0364;ret haben / das wir gesehen haben mit vnsern                      Augen / vnd das vnsere Ha&#x0364;nde betastet haben / vom wort des Lebens / welchs                          erschiene&#x0303; ist / vnd wir es gesehen haben / Nemblich in seiner                      angenommenen Menschheit / das verku&#x0364;ndigen wir euch. Matth. 14. Gehet Jesus mit                      seinem Leibe auff dem Meer zu seinen Ju&#x0364;ngern / vnnd verschafft / das Petrus auch                      auff dem Meer jhm entgegen gehet / vnd da er in das schiff ko&#x0364;mpt / fallen sie                      fu&#x0364;r jhm nieder / vnd sprechen: Du bist warlich Gottes Sohn. Was haben aber die                      Ju&#x0364;nger allhie fu&#x0364;r ein <hi rendition="#i">obtectum suae fidei &amp;                          adorationis</hi> gehabt? Warauff haben sie gesehen? Nemblich auff den / der                      mit seinem Leib auff dem Wasser gehet / der sein Handt außrecket / der Petrum                      angreifft / den sie mit Augen fu&#x0364;r sich sehen stehen / der mit jhnen redet / der                      zu jhnen ins Schiff tritt / fu&#x0364;r dem sie niderfallen. Solches alles ist nicht nur                      die Gottheit Christi / sondern sein Fleisch / Leib oder Menschliche Natur /                      welche sie ansehen / vnd bekennen / das dieser Mensch / wie er da bey jnen im                      Schiff ist / mit Leib vnd Seel / mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0088] der Blinde / der nun sehendt war: HErr / ich glanbe / vnd betet jn an. Auß diesem Exempel sihet es ja ein jeder Christ / wer vnd was das obtectum sey / darauff wir im Glauben vnd im Gebet vnnd Anruffung sehen sollen. Es saget der HERR Christus / Er sey Gottes Son / an den der arme Mensche / dem seine Augen geoͤffnet waren / glaubẽ sol / vnd setzet dazu: Der ist es / den du sihest / vnd der mit dir redet. Nun sahe aber er mit den leiblichen Augen nicht die ewige Gottheit / sondern den Menschen Christum mit seinem Leibe / der da sichtiglich stunde / vnd mit jme redet / vnd an den glaͤubet er / vnd betet jn an. Da ist das obiectum, das die Glaͤubigen anbeten / der Mensche ansihet / nicht nur die Goͤttliche vnsichtbare Natur in Christo / sondern eben das er mit seinen Augen ansehen / mit Haͤnden greiffen / vnd mit seinen Ohren hoͤren kan / vnd dz da Gegenwertig vnd Sichtig fuͤr jhm stehet / vnd mit jm redet / das ist das Fleisch oder die Menschliche Natur Christi / wie dann derwegen auch 1. Johan. 1. geschrieben stehet: Das wir gehoͤret haben / das wir gesehen haben mit vnsern Augen / vnd das vnsere Haͤnde betastet haben / vom wort des Lebens / welchs erschienẽ ist / vnd wir es gesehen haben / Nemblich in seiner angenommenen Menschheit / das verkuͤndigen wir euch. Matth. 14. Gehet Jesus mit seinem Leibe auff dem Meer zu seinen Juͤngern / vnnd verschafft / das Petrus auch auff dem Meer jhm entgegen gehet / vnd da er in das schiff koͤmpt / fallen sie fuͤr jhm nieder / vnd sprechen: Du bist warlich Gottes Sohn. Was haben aber die Juͤnger allhie fuͤr ein obtectum suae fidei & adorationis gehabt? Warauff haben sie gesehen? Nemblich auff den / der mit seinem Leib auff dem Wasser gehet / der sein Handt außrecket / der Petrum angreifft / den sie mit Augen fuͤr sich sehen stehen / der mit jhnen redet / der zu jhnen ins Schiff tritt / fuͤr dem sie niderfallen. Solches alles ist nicht nur die Gottheit Christi / sondern sein Fleisch / Leib oder Menschliche Natur / welche sie ansehen / vnd bekennen / das dieser Mensch / wie er da bey jnen im Schiff ist / mit Leib vnd Seel / mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/88
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/88>, abgerufen am 23.11.2024.