Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.mache. Sintemal es vnderschiedene sachen sein / ohne früchte der busse vnd liebe nicht sein vnd bleiben / sondern allezeit gutes wircken vnd bringen / vnd doch gleichwol alleine gerecht machen. Dann wann man saget / der Glaube sey vnd bleybe nicht allein ohne busse vnd liebe / so handelt man von den früchten oder zeichen / dabey man den rechten Glauben prüfen / vnd von einem erdichten / heuchlischen / blossen wahn vnterscheiden sol / vnd nicht von der Rechtfertigung selbst. Wann man aber spricht / der glau be alleine macht gerecht / so fragt man nicht / was der Glaube an Christum bey sich habe oder nicht / sondern was das jenige sey / oder was das mittel sey / durch welches allein die gerechtigkeit ergriffen vnd angenommen werde / welches alleine der Glaube ist. Dann die andern Tugenden oder gute werck / welche des rechten Glaubens früchte sind / haben andere obiecta, damit sie vmbgehen / aber allein der Glaube ergreifft Christi wolthaten / in der Verheissung vnd Sacramenten angebotten / vnd fasset diesen Schatz / Derwegen auch recht vnd billich gesagt wird / das er allein gerecht mache / oder allein das Mittel sey / durch welchs die gnedige rechtfertigung / oder der gehorsam / verdienst / vnd wolthaten Christi ergriffen vnd angenommen werden. Eben also verhelt sichs auch mit der andern Einrede: Der Glaube ist ein Werck / Ergo, so machen die werck gerecht. Dann menniglich wol weiß / das der Glaub vom H. Geist angezündet / vnd in der Gleubigen hertzen erschaffen / so ferrn er sich nur vbet vnd gebrauchet / in den schweren anfechtungen / damit er zu kempffenhat / mit Gottes zorn / sünd / tyranney des Satans / vnd andern dergleichen vbeln / ein gut werck ist / vnd Gott solcher kampff vnd vbung wolgefellet / vmb Christi witlen / vmb deß willen die gantze Person in gnaden stehet vnd ist / vnd das er also auch gute werck neben sich hat / als gute früchte / welche allezeit dem rechten Glauben folgen / gleichwol aber nicht gerecht machet für Gott / so ferrn vnd als er ein gut werck ist / sondern so fern / dieweil er alleine das mache. Sintemal es vnderschiedene sachen sein / ohne fruͤchte der busse vnd liebe nicht sein vnd bleiben / sondern allezeit gutes wircken vnd bringen / vnd doch gleichwol alleine gerecht machen. Dann wann man saget / der Glaube sey vnd bleybe nicht allein ohne busse vnd liebe / so handelt man von den fruͤchten oder zeichen / dabey man den rechten Glauben pruͤfen / vnd von einem erdichten / heuchlischen / blossen wahn vnterscheiden sol / vnd nicht von der Rechtfertigung selbst. Wann man aber spricht / der glau be alleine macht gerecht / so fragt man nicht / was der Glaube an Christum bey sich habe oder nicht / sondern was das jenige sey / oder was das mittel sey / durch welches allein die gerechtigkeit ergriffen vnd angenommen werde / welches alleine der Glaube ist. Dann die andern Tugenden oder gute werck / welche des rechten Glaubens fruͤchte sind / haben andere obiecta, damit sie vmbgehen / aber allein der Glaube ergreifft Christi wolthaten / in der Verheissung vnd Sacramenten angebotten / vnd fasset diesen Schatz / Derwegen auch recht vnd billich gesagt wird / das er allein gerecht mache / oder allein das Mittel sey / durch welchs die gnedige rechtfertigung / oder der gehorsam / verdienst / vnd wolthaten Christi ergriffen vnd angenommen werden. Eben also verhelt sichs auch mit der andern Einrede: Der Glaube ist ein Werck / Ergo, so machen die werck gerecht. Dann menniglich wol weiß / das der Glaub vom H. Geist angezuͤndet / vnd in der Gleubigen hertzen erschaffen / so ferrn er sich nur vbet vnd gebrauchet / in den schweren anfechtungen / damit er zu kempffenhat / mit Gottes zorn / suͤnd / tyranney des Satans / vñ andern dergleichẽ vbeln / ein gut werck ist / vñ Gott solcher kampff vñ vbung wolgefellet / vmb Christi witlen / vmb deß willen die gantze Person in gnaden stehet vnd ist / vnd das er also auch gute werck neben sich hat / als gute fruͤchte / welche allezeit dem rechten Glauben folgen / gleichwol aber nicht gerecht machet fuͤr Gott / so ferrn vnd als er ein gut werck ist / sondern so fern / dieweil er alleine das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0624"/> mache. Sintemal es vnderschiedene sachen sein / ohne fruͤchte der busse vnd liebe nicht sein vnd bleiben / sondern allezeit gutes wircken vnd bringen / vnd doch gleichwol alleine gerecht machen. Dann wann man saget / der Glaube sey vnd bleybe nicht allein ohne busse vnd liebe / so handelt man von den fruͤchten oder zeichen / dabey man den rechten Glauben pruͤfen / vnd von einem erdichten / heuchlischen / blossen wahn vnterscheiden sol / vnd nicht von der Rechtfertigung selbst. Wann man aber spricht / der glau be alleine macht gerecht / so fragt man nicht / was der Glaube an Christum bey sich habe oder nicht / sondern was das jenige sey / oder was das mittel sey / durch welches allein die gerechtigkeit ergriffen vnd angenommen werde / welches alleine der Glaube ist. Dann die andern Tugenden oder gute werck / welche des rechten Glaubens fruͤchte sind / haben andere obiecta, damit sie vmbgehen / aber allein der Glaube ergreifft Christi wolthaten / in der Verheissung vnd Sacramenten angebotten / vnd fasset diesen Schatz / Derwegen auch recht vnd billich gesagt wird / das er allein gerecht mache / oder allein das Mittel sey / durch welchs die gnedige rechtfertigung / oder der gehorsam / verdienst / vnd wolthaten Christi ergriffen vnd angenommen werden.</p> <p>Eben also verhelt sichs auch mit der andern Einrede: Der Glaube ist ein Werck / Ergo, so machen die werck gerecht. Dann menniglich wol weiß / das der Glaub vom H. 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mache. Sintemal es vnderschiedene sachen sein / ohne fruͤchte der busse vnd liebe nicht sein vnd bleiben / sondern allezeit gutes wircken vnd bringen / vnd doch gleichwol alleine gerecht machen. Dann wann man saget / der Glaube sey vnd bleybe nicht allein ohne busse vnd liebe / so handelt man von den fruͤchten oder zeichen / dabey man den rechten Glauben pruͤfen / vnd von einem erdichten / heuchlischen / blossen wahn vnterscheiden sol / vnd nicht von der Rechtfertigung selbst. Wann man aber spricht / der glau be alleine macht gerecht / so fragt man nicht / was der Glaube an Christum bey sich habe oder nicht / sondern was das jenige sey / oder was das mittel sey / durch welches allein die gerechtigkeit ergriffen vnd angenommen werde / welches alleine der Glaube ist. Dann die andern Tugenden oder gute werck / welche des rechten Glaubens fruͤchte sind / haben andere obiecta, damit sie vmbgehen / aber allein der Glaube ergreifft Christi wolthaten / in der Verheissung vnd Sacramenten angebotten / vnd fasset diesen Schatz / Derwegen auch recht vnd billich gesagt wird / das er allein gerecht mache / oder allein das Mittel sey / durch welchs die gnedige rechtfertigung / oder der gehorsam / verdienst / vnd wolthaten Christi ergriffen vnd angenommen werden.
Eben also verhelt sichs auch mit der andern Einrede: Der Glaube ist ein Werck / Ergo, so machen die werck gerecht. Dann menniglich wol weiß / das der Glaub vom H. Geist angezuͤndet / vnd in der Gleubigen hertzen erschaffen / so ferrn er sich nur vbet vnd gebrauchet / in den schweren anfechtungen / damit er zu kempffenhat / mit Gottes zorn / suͤnd / tyranney des Satans / vñ andern dergleichẽ vbeln / ein gut werck ist / vñ Gott solcher kampff vñ vbung wolgefellet / vmb Christi witlen / vmb deß willen die gantze Person in gnaden stehet vnd ist / vnd das er also auch gute werck neben sich hat / als gute fruͤchte / welche allezeit dem rechten Glauben folgen / gleichwol aber nicht gerecht machet fuͤr Gott / so ferrn vnd als er ein gut werck ist / sondern so fern / dieweil er alleine das
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/624>, abgerufen am 23.07.2024. |