Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.

Bild:
<< vorherige Seite

zumessen / verdammen solten / ist vns nicht in sinn komen / Dann wann wir das theten / so würffen wir zu gleich die Scheflein mie den Wolffen: Vnd wie man bey vns Deutschen zu sagen pfleget / das Kind mit dem bat hinweg / welches vnser meinung gantz vnd gar nicht gewesen / auch noch nicht ist. Weßhalben solten wir auch jhre gantze Kirche verdammen / dieweil wir / Gott lob wol wissen / das ein gros vnterscheit vnter den Schefflein vnd Wolffen ist / welche der Herde nicht schonen / Act. 20. Wie wir dann auch dis wissen / das viel tausent Schefflein in jren Kirchen sein / welche diese hohe streit vnd sachen nicht gnugsam verstehen / auch nicht nach notthurfft dauon vnterrichtet sind.

Warumb solten wir dann dieselbige Schefflein so stracks hin / vnd ohne vnterscheit verdammen? Freylich sindt der eine grosse anzahl in jhren Kirchen / welche / wann sie aus GOTtes Wort grüntlich solten vnterrichtet werden / alßbald vmbkeren / von den Wölffen sich absondern / vnd zu vnsern Kirchen sich begeben würden / Diese alle sündigen nicht aus mutwillen / sondern aus vnwissenheit / können demnach oder sollen temere nicht verdampt werden.

Zu dem ist kein zweiffel / das viel vnter jren Kirchen sindt / welche gantz vnd gar nicht Sacramentierisch / noch es mit jhrer lehre in den Artickeln von der Person Christi / vnd Nachtmal des HErrn halten. Dann der HERR Christus behelt jm allwege sein Heufflein / oder seine sieben tausent beuor / welche jre Knye für dem Baal nicht beugen. Darumb man ja nicht ohne vnterscheit gantze Kirchen verdammen kan. Dann wol auff einen Acker Weitzen vnd vnkraut zu gleich wachsen kan / welches auch die Jünger Christi nicht eygentlich zu söndern wusten / Matth. 13. So sind auch vnter den verfürten offt viel dociles & sanabiles, die sich gründtlichem bericht der warheit nicht wiedersetzen / sondern denselben annemen. Es sollen aber gleichwol falsche Lehrer vnd jre Zuhörer / so lang sie sich von jnen leyten / vnd nicht von

zumessen / verdammen solten / ist vns nicht in sinn komen / Dann wann wir das theten / so wuͤrffen wir zu gleich die Scheflein mie den Wolffen: Vnd wie man bey vns Deutschen zu sagen pfleget / das Kind mit dem bat hinweg / welches vnser meinung gantz vnd gar nicht gewesen / auch noch nicht ist. Weßhalben solten wir auch jhre gantze Kirche verdammen / dieweil wir / Gott lob wol wissen / das ein gros vnterscheit vnter den Schefflein vnd Wolffen ist / welche der Herde nicht schonen / Act. 20. Wie wir dann auch dis wissen / das viel tausent Schefflein in jren Kirchen sein / welche diese hohe streit vnd sachen nicht gnugsam verstehen / auch nicht nach notthurfft dauon vnterrichtet sind.

Warumb solten wir dann dieselbige Schefflein so stracks hin / vnd ohne vnterscheit verdammen? Freylich sindt der eine grosse anzahl in jhren Kirchen / welche / wann sie aus GOTtes Wort gruͤntlich solten vnterrichtet werden / alßbald vmbkeren / von den Woͤlffen sich absondern / vnd zu vnsern Kirchen sich begeben wuͤrden / Diese alle suͤndigen nicht aus mutwillen / sondern aus vnwissenheit / koͤnnen demnach oder sollen temeré nicht verdampt werden.

Zu dem ist kein zweiffel / das viel vnter jren Kirchen sindt / welche gantz vnd gar nicht Sacramentierisch / noch es mit jhrer lehre in den Artickeln von der Person Christi / vnd Nachtmal des HErrn halten. Dann der HERR Christus behelt jm allwege sein Heufflein / oder seine sieben tausent beuor / welche jre Knye fuͤr dem Baal nicht beugen. Darumb man ja nicht ohne vnterscheit gantze Kirchen verdammen kan. Dann wol auff einen Acker Weitzen vnd vnkraut zu gleich wachsen kan / welches auch die Juͤnger Christi nicht eygentlich zu soͤndern wusten / Matth. 13. So sind auch vnter den verfuͤrten offt viel dociles & sanabiles, die sich gruͤndtlichem bericht der warheit nicht wiedersetzen / sondern denselben annemen. Es sollen aber gleichwol falsche Lehrer vnd jre Zuhoͤrer / so lang sie sich von jnen leyten / vnd nicht von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0598"/>
zumessen / verdammen solten / ist vns nicht in sinn komen / Dann wann wir das                      theten / so wu&#x0364;rffen wir zu gleich die Scheflein mie den Wolffen: Vnd wie man bey                      vns Deutschen zu sagen pfleget / das Kind mit dem bat hinweg / welches vnser                      meinung gantz vnd gar nicht gewesen / auch noch nicht ist. Weßhalben solten wir                      auch jhre gantze Kirche verdammen / dieweil wir / Gott lob wol wissen / das ein                      gros vnterscheit vnter den Schefflein vnd Wolffen ist / welche der Herde nicht                      schonen / Act. 20. Wie wir dann auch dis wissen / das viel tausent Schefflein in                      jren Kirchen sein / welche diese hohe streit vnd sachen nicht gnugsam verstehen                      / auch nicht nach notthurfft dauon vnterrichtet sind.</p>
        <p>Warumb solten wir dann dieselbige Schefflein so stracks hin / vnd ohne                      vnterscheit verdammen? Freylich sindt der eine grosse anzahl in jhren Kirchen                      / welche / wann sie aus GOTtes Wort gru&#x0364;ntlich solten vnterrichtet werden /                      alßbald vmbkeren / von den Wo&#x0364;lffen sich absondern / vnd zu vnsern Kirchen sich                      begeben wu&#x0364;rden / Diese alle su&#x0364;ndigen nicht aus mutwillen / sondern aus                      vnwissenheit / ko&#x0364;nnen demnach oder sollen temeré nicht verdampt werden.</p>
        <p>Zu dem ist kein zweiffel / das viel vnter jren Kirchen sindt / welche gantz vnd                      gar nicht Sacramentierisch / noch es mit jhrer lehre in den Artickeln von der                      Person Christi / vnd Nachtmal des HErrn halten. Dann der HERR Christus behelt jm                      allwege sein Heufflein / oder seine sieben tausent beuor / welche jre Knye fu&#x0364;r                      dem Baal nicht beugen. Darumb man ja nicht ohne vnterscheit gantze Kirchen                      verdammen kan. Dann wol auff einen Acker Weitzen vnd vnkraut zu gleich wachsen                      kan / welches auch die Ju&#x0364;nger Christi nicht eygentlich zu so&#x0364;ndern wusten /                      Matth. 13. So sind auch vnter den verfu&#x0364;rten offt viel dociles &amp;                      sanabiles, die sich gru&#x0364;ndtlichem bericht der warheit nicht wiedersetzen /                      sondern denselben annemen. Es sollen aber gleichwol falsche Lehrer vnd jre                      Zuho&#x0364;rer / so lang sie sich von jnen leyten / vnd nicht von
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0598] zumessen / verdammen solten / ist vns nicht in sinn komen / Dann wann wir das theten / so wuͤrffen wir zu gleich die Scheflein mie den Wolffen: Vnd wie man bey vns Deutschen zu sagen pfleget / das Kind mit dem bat hinweg / welches vnser meinung gantz vnd gar nicht gewesen / auch noch nicht ist. Weßhalben solten wir auch jhre gantze Kirche verdammen / dieweil wir / Gott lob wol wissen / das ein gros vnterscheit vnter den Schefflein vnd Wolffen ist / welche der Herde nicht schonen / Act. 20. Wie wir dann auch dis wissen / das viel tausent Schefflein in jren Kirchen sein / welche diese hohe streit vnd sachen nicht gnugsam verstehen / auch nicht nach notthurfft dauon vnterrichtet sind. Warumb solten wir dann dieselbige Schefflein so stracks hin / vnd ohne vnterscheit verdammen? Freylich sindt der eine grosse anzahl in jhren Kirchen / welche / wann sie aus GOTtes Wort gruͤntlich solten vnterrichtet werden / alßbald vmbkeren / von den Woͤlffen sich absondern / vnd zu vnsern Kirchen sich begeben wuͤrden / Diese alle suͤndigen nicht aus mutwillen / sondern aus vnwissenheit / koͤnnen demnach oder sollen temeré nicht verdampt werden. Zu dem ist kein zweiffel / das viel vnter jren Kirchen sindt / welche gantz vnd gar nicht Sacramentierisch / noch es mit jhrer lehre in den Artickeln von der Person Christi / vnd Nachtmal des HErrn halten. Dann der HERR Christus behelt jm allwege sein Heufflein / oder seine sieben tausent beuor / welche jre Knye fuͤr dem Baal nicht beugen. Darumb man ja nicht ohne vnterscheit gantze Kirchen verdammen kan. Dann wol auff einen Acker Weitzen vnd vnkraut zu gleich wachsen kan / welches auch die Juͤnger Christi nicht eygentlich zu soͤndern wusten / Matth. 13. So sind auch vnter den verfuͤrten offt viel dociles & sanabiles, die sich gruͤndtlichem bericht der warheit nicht wiedersetzen / sondern denselben annemen. Es sollen aber gleichwol falsche Lehrer vnd jre Zuhoͤrer / so lang sie sich von jnen leyten / vnd nicht von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/598
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/598>, abgerufen am 25.11.2024.