Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.

Bild:
<< vorherige Seite

Wesen vnnd wesentlichen Eigenschafften GOtt selbs durchaus gleich / vnnd bliebe kein Vnderscheidt zwischen dem Schöpffer vnd Geschöpffe. Hette auch Gott / als der Schöpffer aller Creaturen / nichts vberal zu voraus für den Creaturen. Dauon sagen beyde Cyrillus vnd Athanasius recht: Das Gott solcher Gestallt keiner Creatur seine Ehre mittheile / Vnd eben das bekennen vnd lehren wir auch.

Das aber mit diesem Spruch Esaie / Cyrilli vnd Athanasij Erklärung das solte gemeynet sein / das die Gottheit des Sons jrer persönlich angenommenen Menschlichen Natur / von wegen vnnd nach Art der persönlichen Vereinigung / jhre Allmechtige Gewalt nicht solle noch könne mittheilen / vnd das der Prophet vnd die beyde Patres eben die Mittheilung der Maiestet in der Person Christi solten mit diesen jhren Worten vnd Sprüchen verworffen haben / das ist des Gegentheils Gedicht. Dann wann der Sohn Gottes seiner angenommenen Menschlichen Natur solche seine Göttliche Gewalt mittheilet / so theilet er keiner andern oder fremb den Creatur / ausserhalb seiner Person / seine Göttliche Maiestet mit / sintemal in Christo non est alter & alter, ist kein ander vnd ander / sondern eine andere Natur / das ist die Menschliche / welche er in Einigkeit seiner Person vnzertrennlich in der Zeit einmal auff vnd angenommen / vnnd nimmermehr / wie Damascenus recht redet / von sich wider ableget. Theilet demnach keinem andern seine Göttliche Ehre mit: sonder seiner Menschlichen Natur / die er jm selbs zu eygen gemacht / zu seinem eygen Tempel angenommen / vnd jhme persönlich vnd vnzertrennlich in sein Person vereiniget hat. Gehet also dieser Spruch des Propheten nicht auff Christum vnd auff seine angenommene Menschliche Natur / sonder auff die sculptilia oder auff andere commentitia numina, wie der Text Esaie am 42. eygentlich lautet: Et laudem meam sculptilibus. Ist auch freilich eine grosse Gotteslästerung gemelten Spruch / der doch vom Propheten / ja von Gott dem HERRN selbst / nicht der angenom -

Wesen vnnd wesentlichen Eigenschafften GOtt selbs durchaus gleich / vnnd bliebe kein Vnderscheidt zwischen dem Schoͤpffer vnd Geschoͤpffe. Hette auch Gott / als der Schoͤpffer aller Creaturen / nichts vberal zu voraus fuͤr den Creaturen. Dauon sagen beyde Cyrillus vnd Athanasius recht: Das Gott solcher Gestallt keiner Creatur seine Ehre mittheile / Vnd eben das bekennen vnd lehren wir auch.

Das aber mit diesem Spruch Esaie / Cyrilli vnd Athanasij Erklaͤrung das solte gemeynet sein / das die Gottheit des Sons jrer persoͤnlich angenommenen Menschlichen Natur / von wegen vnnd nach Art der persoͤnlichen Vereinigung / jhre Allmechtige Gewalt nicht solle noch koͤnne mittheilen / vnd das der Prophet vñ die beyde Patres eben die Mittheilung der Maiestet in der Person Christi solten mit diesen jhren Worten vnd Spruͤchen verworffen haben / das ist des Gegentheils Gedicht. Dann wann der Sohn Gottes seiner angenommenen Menschlichen Natur solche seine Goͤttliche Gewalt mittheilet / so theilet er keiner andern oder fremb den Creatur / ausserhalb seiner Person / seine Goͤttliche Maiestet mit / sintemal in Christo non est alter & alter, ist kein ander vñ ander / sondern eine andere Natur / das ist die Menschliche / welche er in Einigkeit seiner Person vnzertrennlich in der Zeit einmal auff vnd angenommen / vnnd nimmermehr / wie Damascenus recht redet / von sich wider ableget. Theilet demnach keinem andern seine Goͤttliche Ehre mit: sonder seiner Menschlichen Natur / die er jm selbs zu eygen gemacht / zu seinem eygen Tempel angenom̃en / vnd jhme persoͤnlich vnd vnzertrennlich in sein Person vereiniget hat. Gehet also dieser Spruch des Propheten nicht auff Christum vnd auff seine angenommene Menschliche Natur / sonder auff die sculptilia oder auff andere commentitia numina, wie der Text Esaie am 42. eygentlich lautet: Et laudem meam sculptilibus. Ist auch freilich eine grosse Gotteslaͤsterũg gemeltẽ Spruch / der doch vom Prophetẽ / ja von Gott dem HERRN selbst / nicht der angenom -

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0283" n="132"/>
Wesen vnnd wesentlichen Eigenschafften GOtt selbs                      durchaus gleich / vnnd bliebe kein Vnderscheidt zwischen dem Scho&#x0364;pffer vnd                      Gescho&#x0364;pffe. Hette auch Gott / als der Scho&#x0364;pffer aller Creaturen / nichts vberal                      zu voraus fu&#x0364;r den Creaturen. Dauon sagen beyde Cyrillus vnd Athanasius recht:                      Das Gott solcher Gestallt keiner Creatur seine Ehre mittheile / Vnd eben das                      bekennen vnd lehren wir auch.</p>
        <p>Das aber mit diesem Spruch Esaie / Cyrilli vnd Athanasij Erkla&#x0364;rung das solte                      gemeynet sein / das die Gottheit des Sons jrer perso&#x0364;nlich angenommenen                      Menschlichen Natur / von wegen vnnd nach Art der perso&#x0364;nlichen Vereinigung / jhre                      Allmechtige Gewalt nicht solle noch ko&#x0364;nne mittheilen / vnd das der Prophet vn&#x0303; die beyde <hi rendition="#i">Patres</hi> eben die Mittheilung                      der Maiestet in der Person Christi solten mit diesen jhren Worten vnd Spru&#x0364;chen                      verworffen haben / das ist des Gegentheils Gedicht. Dann wann der Sohn Gottes                      seiner angenommenen Menschlichen Natur solche seine Go&#x0364;ttliche Gewalt mittheilet                      / so theilet er keiner andern oder fremb den Creatur / ausserhalb seiner Person                      / seine Go&#x0364;ttliche Maiestet mit / sintemal in Christo <hi rendition="#i">non est                          alter &amp; alter,</hi> ist kein ander vn&#x0303; ander / sondern                      eine andere Natur / das ist die Menschliche / welche er in Einigkeit seiner                      Person vnzertrennlich in der Zeit einmal auff vnd angenommen / vnnd nimmermehr /                      wie Damascenus recht redet / von sich wider ableget. Theilet demnach keinem                      andern seine Go&#x0364;ttliche Ehre mit: sonder seiner Menschlichen Natur / die er jm                      selbs zu eygen gemacht / zu seinem eygen Tempel angenom&#x0303;en / vnd                      jhme perso&#x0364;nlich vnd vnzertrennlich in sein Person vereiniget hat. Gehet also                      dieser Spruch des Propheten nicht auff Christum vnd auff seine angenommene                      Menschliche Natur / sonder auff die <hi rendition="#i">sculptilia</hi> oder auff                      andere <hi rendition="#i">commentitia numina,</hi> wie der Text Esaie am 42.                      eygentlich lautet: <hi rendition="#i">Et laudem meam sculptilibus.</hi> Ist auch                      freilich eine grosse Gottesla&#x0364;steru&#x0303;g gemelte&#x0303; Spruch                      / der doch vom Prophete&#x0303; / ja von Gott dem HERRN selbst / nicht                      der angenom -
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0283] Wesen vnnd wesentlichen Eigenschafften GOtt selbs durchaus gleich / vnnd bliebe kein Vnderscheidt zwischen dem Schoͤpffer vnd Geschoͤpffe. Hette auch Gott / als der Schoͤpffer aller Creaturen / nichts vberal zu voraus fuͤr den Creaturen. Dauon sagen beyde Cyrillus vnd Athanasius recht: Das Gott solcher Gestallt keiner Creatur seine Ehre mittheile / Vnd eben das bekennen vnd lehren wir auch. Das aber mit diesem Spruch Esaie / Cyrilli vnd Athanasij Erklaͤrung das solte gemeynet sein / das die Gottheit des Sons jrer persoͤnlich angenommenen Menschlichen Natur / von wegen vnnd nach Art der persoͤnlichen Vereinigung / jhre Allmechtige Gewalt nicht solle noch koͤnne mittheilen / vnd das der Prophet vñ die beyde Patres eben die Mittheilung der Maiestet in der Person Christi solten mit diesen jhren Worten vnd Spruͤchen verworffen haben / das ist des Gegentheils Gedicht. Dann wann der Sohn Gottes seiner angenommenen Menschlichen Natur solche seine Goͤttliche Gewalt mittheilet / so theilet er keiner andern oder fremb den Creatur / ausserhalb seiner Person / seine Goͤttliche Maiestet mit / sintemal in Christo non est alter & alter, ist kein ander vñ ander / sondern eine andere Natur / das ist die Menschliche / welche er in Einigkeit seiner Person vnzertrennlich in der Zeit einmal auff vnd angenommen / vnnd nimmermehr / wie Damascenus recht redet / von sich wider ableget. Theilet demnach keinem andern seine Goͤttliche Ehre mit: sonder seiner Menschlichen Natur / die er jm selbs zu eygen gemacht / zu seinem eygen Tempel angenom̃en / vnd jhme persoͤnlich vnd vnzertrennlich in sein Person vereiniget hat. Gehet also dieser Spruch des Propheten nicht auff Christum vnd auff seine angenommene Menschliche Natur / sonder auff die sculptilia oder auff andere commentitia numina, wie der Text Esaie am 42. eygentlich lautet: Et laudem meam sculptilibus. Ist auch freilich eine grosse Gotteslaͤsterũg gemeltẽ Spruch / der doch vom Prophetẽ / ja von Gott dem HERRN selbst / nicht der angenom -

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/283
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/283>, abgerufen am 24.11.2024.