Kirchner, Timotheus: Wider den anhang der genanten Erphurdischen Apologien, der dreyen Menner: Timothei Kirchners, Nicklas Selneckers und Martini Chemnitii. Bremen, 1584.Vrsach ist diese / das die gegenwart vnd gemeinschafft Christi / auch nach seiner Menscheit mit vns / ohne einige vorenderung der stedt vnd ort / auch ohne abtilgung der wesentlichen eigenschafften der waren Menscheit Christi / nicht vnsern eusserlichen sinnen oder gliedmassen vnsers leibs / durch eine allenthalbenheit / oder newe zukunfft vnd darstellung des Leibs Christi / Sondern vnserm gemüth / vnd Hertzen / im wort der verheissung des Euangelij angebothen / durch die sichtbarn gna den zeichen der Heiligen Sacrament vorsichert / vnd von vns durch den Glauben angenommen wird / den der Heilige Geist im rechten brauch der Sacrament inn vns wircket / vnd bekrefftiget. Auff solche weise lauffen freylich die Sprüche der schrifft von dem abwesen / vnd von der gegenwart Christi nach seiner Menscheit im geringsten nicht wieder ein ander / so wenig als es wieder einander ist / das eine trewhertzige Mutter jhren lieben Sohn inn frembden Landen abwesend / vnd doch auch in jhrem hertzen gegenwertig hat / vnd sind diss nicht müssige vnd krafftlose gedancken / sondern sie empfindet vnd fühlet darvon innbrünstige bewegung jhres Mütterlichen Hertzens / wie das Sprichwort lauthet: Animus non est vbi animat, sed vbi amat. Hierzu bedarff man gar nicht / des Neuen concilijrens dieser Theologen / als sey es beydes / eine leibliche gegenwart / doch die eine Natürlicher / sichtbarer vnd empfindtlicher / Die andere vbernatürlicher / vnsichtbarer / vnempfindtlicher weisse. Denn auch die einfeltigen Leyen vorstehen können / das es sich nicht also spielen lasse / das man einer Mutter (wie starck vnd fest sie auch in jhrem gemüte vnd Hertzen / jhres Sons gedechtniß jhr hat ein gebildet) sagen solte / Sie hette jhren Sohn vnsichtbar bey vnd vmb sich an der stedte / da sie wohnet / Von deme sie doch warhafftig weiß / das er / so viel die stedte vnd ort anlanget / vber viel meil wegs abwesend ist: Wie viel weniger wil sichs also spielen lassen / mit den Artickeln des glaubens / das Christi Himmelfahrt vnd hinge - Vrsach ist diese / das die gegenwart vnd gemeinschafft Christi / auch nach seiner Menscheit mit vns / ohne einige vorenderung der stedt vnd ort / auch ohne abtilgung der wesentlichen eigenschafften der waren Menscheit Christi / nicht vnsern eusserlichen sinnen oder gliedmassen vnsers leibs / durch eine allenthalbenheit / oder newe zukunfft vnd darstellung des Leibs Christi / Sondern vnserm gemüth / vnd Hertzen / im wort der verheissung des Euangelij angebothen / durch die sichtbarn gna den zeichen der Heiligen Sacrament vorsichert / vnd von vns durch den Glauben angenommen wird / den der Heilige Geist im rechten brauch der Sacrament inn vns wircket / vnd bekrefftiget. Auff solche weise lauffen freylich die Sprüche der schrifft von dem abwesen / vnd von der gegenwart Christi nach seiner Menscheit im geringsten nicht wieder ein ander / so wenig als es wieder einander ist / das eine trewhertzige Mutter jhren lieben Sohn inn frembden Landen abwesend / vnd doch auch in jhrem hertzen gegenwertig hat / vnd sind diss nicht müssige vnd krafftlose gedanckẽ / sondern sie empfindet vnd fühlet darvon innbrünstige bewegũg jhres Mütterlichen Hertzens / wie das Sprichwort lauthet: Animus non est vbi animat, sed vbi amat. Hierzu bedarff man gar nicht / des Neuen concilijrens dieser Theologen / als sey es beydes / eine leibliche gegenwart / doch die eine Natürlicher / sichtbarer vnd empfindtlicher / Die andere vbernatürlicher / vnsichtbarer / vnempfindtlicher weisse. Denn auch die einfeltigen Leyen vorstehen können / das es sich nicht also spielen lasse / das man einer Mutter (wie starck vnd fest sie auch in jhrem gemüte vnd Hertzen / jhres Sons gedechtniß jhr hat ein gebildet) sagen solte / Sie hette jhren Sohn vnsichtbar bey vnd vmb sich an der stedte / da sie wohnet / Von deme sie doch warhafftig weiß / das er / so viel die stedte vnd ort anlanget / vber viel meil wegs abwesend ist: Wie viel weniger wil sichs also spielen lassen / mit den Artickeln des glaubens / das Christi Himmelfahrt vnd hinge - <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0132"/> <p>Vrsach ist diese / das die gegenwart vnd gemeinschafft Christi / auch nach seiner Menscheit mit vns / ohne einige vorenderung der stedt vnd ort / auch ohne abtilgung der wesentlichen eigenschafften der waren Menscheit Christi / nicht vnsern eusserlichen sinnen oder gliedmassen vnsers leibs / durch eine allenthalbenheit / oder newe zukunfft vnd darstellung des Leibs Christi / Sondern vnserm gemüth / vnd Hertzen / im wort der verheissung des Euangelij angebothen / durch die sichtbarn gna den zeichen der Heiligen Sacrament vorsichert / vnd von vns durch den Glauben angenommen wird / den der Heilige Geist im rechten brauch der Sacrament inn vns wircket / vnd bekrefftiget.</p> <p>Auff solche weise lauffen freylich die Sprüche der schrifft von dem abwesen / vnd von der gegenwart Christi nach seiner Menscheit im geringsten nicht wieder ein ander / so wenig als es wieder einander ist / das eine trewhertzige Mutter jhren lieben Sohn inn frembden Landen abwesend / vnd doch auch in jhrem hertzen gegenwertig hat / vnd sind diss nicht müssige vnd krafftlose gedanckẽ / sondern sie empfindet vnd fühlet darvon innbrünstige bewegũg jhres Mütterlichen Hertzens / wie das Sprichwort lauthet: <hi rendition="#i">Animus non est vbi animat, sed vbi amat.</hi></p> <p>Hierzu bedarff man gar nicht / des Neuen concilijrens dieser Theologen / als sey es beydes / eine leibliche gegenwart / doch die eine Natürlicher / sichtbarer vnd empfindtlicher / Die andere vbernatürlicher / vnsichtbarer / vnempfindtlicher weisse. Denn auch die einfeltigen Leyen vorstehen können / das es sich nicht also spielen lasse / das man einer Mutter (wie starck vnd fest sie auch in jhrem gemüte vnd Hertzen / jhres Sons gedechtniß jhr hat ein gebildet) sagen solte / Sie hette jhren Sohn vnsichtbar bey vnd vmb sich an der stedte / da sie wohnet / Von deme sie doch warhafftig weiß / das er / so viel die stedte vnd ort anlanget / vber viel meil wegs abwesend ist:</p> <p>Wie viel weniger wil sichs also spielen lassen / mit den Artickeln des glaubens / das Christi Himmelfahrt vnd hinge - </p> </div> </body> </text> </TEI> [0132]
Vrsach ist diese / das die gegenwart vnd gemeinschafft Christi / auch nach seiner Menscheit mit vns / ohne einige vorenderung der stedt vnd ort / auch ohne abtilgung der wesentlichen eigenschafften der waren Menscheit Christi / nicht vnsern eusserlichen sinnen oder gliedmassen vnsers leibs / durch eine allenthalbenheit / oder newe zukunfft vnd darstellung des Leibs Christi / Sondern vnserm gemüth / vnd Hertzen / im wort der verheissung des Euangelij angebothen / durch die sichtbarn gna den zeichen der Heiligen Sacrament vorsichert / vnd von vns durch den Glauben angenommen wird / den der Heilige Geist im rechten brauch der Sacrament inn vns wircket / vnd bekrefftiget.
Auff solche weise lauffen freylich die Sprüche der schrifft von dem abwesen / vnd von der gegenwart Christi nach seiner Menscheit im geringsten nicht wieder ein ander / so wenig als es wieder einander ist / das eine trewhertzige Mutter jhren lieben Sohn inn frembden Landen abwesend / vnd doch auch in jhrem hertzen gegenwertig hat / vnd sind diss nicht müssige vnd krafftlose gedanckẽ / sondern sie empfindet vnd fühlet darvon innbrünstige bewegũg jhres Mütterlichen Hertzens / wie das Sprichwort lauthet: Animus non est vbi animat, sed vbi amat.
Hierzu bedarff man gar nicht / des Neuen concilijrens dieser Theologen / als sey es beydes / eine leibliche gegenwart / doch die eine Natürlicher / sichtbarer vnd empfindtlicher / Die andere vbernatürlicher / vnsichtbarer / vnempfindtlicher weisse. Denn auch die einfeltigen Leyen vorstehen können / das es sich nicht also spielen lasse / das man einer Mutter (wie starck vnd fest sie auch in jhrem gemüte vnd Hertzen / jhres Sons gedechtniß jhr hat ein gebildet) sagen solte / Sie hette jhren Sohn vnsichtbar bey vnd vmb sich an der stedte / da sie wohnet / Von deme sie doch warhafftig weiß / das er / so viel die stedte vnd ort anlanget / vber viel meil wegs abwesend ist:
Wie viel weniger wil sichs also spielen lassen / mit den Artickeln des glaubens / das Christi Himmelfahrt vnd hinge -
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_wider_1584 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_wider_1584/132 |
Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Wider den anhang der genanten Erphurdischen Apologien, der dreyen Menner: Timothei Kirchners, Nicklas Selneckers und Martini Chemnitii. Bremen, 1584, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_wider_1584/132>, abgerufen am 16.07.2024. |