Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

Wasser geworffen vnnd erseufft worden / Exod. 1. Cap. sind auch in grosser anzahl gewest / welche der Erbsünde vnd jhrer Eltern mißhandlung mit haben entgelten müssen. Wer wil erzehlen oder aussprechen / was für ein grosser hauff alter vnd Junger Leute vnnd kinderlein in beiden zerstörungen der Sadt Jerusalem auffm Platz blieben / vnd jemmerlich gestorben sind.

Fragstu / aus was vrsach aber dieses numehr selige Herrlein / da zu entgegen / so bezeit sein Leben geschlossen / vnnd durch den Todt dahin gerissen sey? So antwortet Moyses / vmb seiner Erbsünde vnnd missethat willen.

Ey sprichstu / es hat ja das liebe selige Herrlein noch nicht sündigen können? Antwort / der Erbsünde wegen ist es des Todes schüldig gewest Gene. 3. Rom. 5. für eins. Fürs ander / ob es wol seines alters halben nicht also hat sündigen können / wie wir alten / so ist dennoch die Erbsünde / so in seinem fleisch gewonet / Ro. 7. in jhm auch krefftig gewest. So haben auch sonder allen zweiffel vnsere / das ist / herrschaft vnd vnterhanen sünde nicht wenig vrsach darzu gegeben / das das liebe Herrlein / welches Gott gefallen hat / desto ehe hinweggerafft / damit sein verstand nicht verkehret / noch seine Seele in diesen geferlichen zeiten Sapient: 4. durch falsche lehre / so itzo mit gewalt allenthalben einreisset / verführet würde. Wir auch dessen so sehr nicht erschrecken sollen / wenn er vnsere liebe würmlein in der blüte so jemmerlich durch den Todt hinweg reisset / Sintemal sie als denn viel besser bey dem lieben Gott denn bey vns selbst / versorget.

Diese beide vrsachen / sage ich / sollen wir heute mit vleis erwegen / damit wir nicht in diese gedancken gerathen / als thue vns Gott vnrecht / oder als fare er zu geschwinde mit vns vnd vnsern kinderlein / wenn er sie so kleglich oder plötzlich durch den zeitlichen todt hinweg nimpt.

Wasser geworffen vnnd erseufft worden / Exod. 1. Cap. sind auch in grosser anzahl gewest / welche der Erbsünde vnd jhrer Eltern mißhandlung mit haben entgelten müssen. Wer wil erzehlen oder aussprechen / was für ein grosser hauff alter vnd Junger Leute vnnd kinderlein in beiden zerstörungen der Sadt Jerusalem auffm Platz blieben / vnd jemmerlich gestorben sind.

Fragstu / aus was vrsach aber dieses numehr selige Herrlein / da zu entgegen / so bezeit sein Leben geschlossen / vnnd durch den Todt dahin gerissen sey? So antwortet Moyses / vmb seiner Erbsünde vnnd missethat willen.

Ey sprichstu / es hat ja das liebe selige Herrlein noch nicht sündigen können? Antwort / der Erbsünde wegen ist es des Todes schüldig gewest Gene. 3. Rom. 5. für eins. Fürs ander / ob es wol seines alters halben nicht also hat sündigen können / wie wir alten / so ist dennoch die Erbsünde / so in seinem fleisch gewonet / Ro. 7. in jhm auch krefftig gewest. So haben auch sonder allen zweiffel vnsere / das ist / herrschaft vñ vnterhanen sünde nicht wenig vrsach darzu gegeben / das das liebe Herrlein / welches Gott gefallen hat / desto ehe hinweggerafft / damit sein verstand nicht verkehret / noch seine Seele in diesen geferlichen zeiten Sapient: 4. durch falsche lehre / so itzo mit gewalt allenthalben einreisset / verführet würde. Wir auch dessen so sehr nicht erschrecken sollen / wenn er vnsere liebe würmlein in der blüte so jemmerlich durch den Todt hinweg reisset / Sintemal sie als denn viel besser bey dem lieben Gott denn bey vns selbst / versorget.

Diese beide vrsachen / sage ich / sollen wir heute mit vleis erwegen / damit wir nicht in diese gedancken gerathen / als thue vns Gott vnrecht / oder als fare er zu geschwinde mit vns vnd vnsern kinderlein / wenn er sie so kleglich oder plötzlich durch den zeitlichen todt hinweg nimpt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0021"/>
Wasser geworffen vnnd erseufft worden / Exod. 1. Cap. sind auch in            grosser anzahl gewest / welche der Erbsünde vnd jhrer Eltern mißhandlung mit haben            entgelten müssen. Wer wil erzehlen oder aussprechen / was für ein grosser hauff alter vnd            Junger Leute vnnd kinderlein in beiden zerstörungen der Sadt Jerusalem auffm Platz blieben            / vnd jemmerlich gestorben sind.</p>
        <p>Fragstu / aus was vrsach aber dieses numehr selige Herrlein / da zu entgegen / so bezeit            sein Leben geschlossen / vnnd durch den Todt dahin gerissen sey? So antwortet Moyses / vmb            seiner Erbsünde vnnd missethat willen.</p>
        <p>Ey sprichstu / es hat ja das liebe selige Herrlein noch nicht sündigen können? Antwort /            der Erbsünde wegen ist es des Todes schüldig gewest Gene. 3. Rom. 5. für eins. Fürs ander            / ob es wol seines alters halben nicht also hat sündigen können / wie wir alten / so ist            dennoch die Erbsünde / so in seinem fleisch gewonet / Ro. 7. in jhm auch krefftig gewest.            So haben auch sonder allen zweiffel vnsere / das ist / herrschaft vn&#x0303; vnterhanen            sünde nicht wenig vrsach darzu gegeben / das das liebe Herrlein / welches Gott gefallen            hat / desto ehe hinweggerafft / damit sein verstand nicht verkehret / noch seine Seele in            diesen geferlichen zeiten Sapient: 4. durch falsche lehre / so itzo mit gewalt            allenthalben einreisset / verführet würde. Wir auch dessen so sehr nicht erschrecken            sollen / wenn er vnsere liebe würmlein in der blüte so jemmerlich durch den Todt hinweg            reisset / Sintemal sie als denn viel besser bey dem lieben Gott denn bey vns selbst /            versorget.</p>
        <p>Diese beide vrsachen / sage ich / sollen wir heute mit vleis erwegen / damit wir nicht in            diese gedancken gerathen / als thue vns Gott vnrecht / oder als fare er zu geschwinde mit            vns vnd vnsern kinderlein / wenn er sie so kleglich oder plötzlich durch den zeitlichen            todt hinweg nimpt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0021] Wasser geworffen vnnd erseufft worden / Exod. 1. Cap. sind auch in grosser anzahl gewest / welche der Erbsünde vnd jhrer Eltern mißhandlung mit haben entgelten müssen. Wer wil erzehlen oder aussprechen / was für ein grosser hauff alter vnd Junger Leute vnnd kinderlein in beiden zerstörungen der Sadt Jerusalem auffm Platz blieben / vnd jemmerlich gestorben sind. Fragstu / aus was vrsach aber dieses numehr selige Herrlein / da zu entgegen / so bezeit sein Leben geschlossen / vnnd durch den Todt dahin gerissen sey? So antwortet Moyses / vmb seiner Erbsünde vnnd missethat willen. Ey sprichstu / es hat ja das liebe selige Herrlein noch nicht sündigen können? Antwort / der Erbsünde wegen ist es des Todes schüldig gewest Gene. 3. Rom. 5. für eins. Fürs ander / ob es wol seines alters halben nicht also hat sündigen können / wie wir alten / so ist dennoch die Erbsünde / so in seinem fleisch gewonet / Ro. 7. in jhm auch krefftig gewest. So haben auch sonder allen zweiffel vnsere / das ist / herrschaft vñ vnterhanen sünde nicht wenig vrsach darzu gegeben / das das liebe Herrlein / welches Gott gefallen hat / desto ehe hinweggerafft / damit sein verstand nicht verkehret / noch seine Seele in diesen geferlichen zeiten Sapient: 4. durch falsche lehre / so itzo mit gewalt allenthalben einreisset / verführet würde. Wir auch dessen so sehr nicht erschrecken sollen / wenn er vnsere liebe würmlein in der blüte so jemmerlich durch den Todt hinweg reisset / Sintemal sie als denn viel besser bey dem lieben Gott denn bey vns selbst / versorget. Diese beide vrsachen / sage ich / sollen wir heute mit vleis erwegen / damit wir nicht in diese gedancken gerathen / als thue vns Gott vnrecht / oder als fare er zu geschwinde mit vns vnd vnsern kinderlein / wenn er sie so kleglich oder plötzlich durch den zeitlichen todt hinweg nimpt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/21
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/21>, abgerufen am 22.11.2024.