Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.rei signatae, das ist / das von dem gesegneten brod Christus spricht /Anno 1547. 48. & 49. Was vnnd wie Caluinus erstlich vom Abendmal gehalten vnd geschrieben. Das ist mein leib / nicht darumb allein / daß das eine figur oder bedeutung sey / sondern viel mehr darumb / weil es ein Symbolum oder warzeichen ist / Quo res ipsa exhibetur, dadurch oder mit welchem der leib vnd das blut selbst gegeben wird / nicht wie das bild Herculis genennet wird Hercules, da nicht mehr da ist / denn eine blosse ledige bedeutung / sondern wie die Taube / Luc. 3. vnd Joh. 1. genennet wird der heilige Geist / weil sie ist Tessera, ein war kennezeichen / deß vnsichtbaren vnd doch gegenwertigen heiligen Geistes. Item / er sehe auch wol / das die wort deß Testaments Christi nicht allein von seinem Geiste oder von seiner Gottheit / auch nicht allein von dem verdienst / krafft vnd wolthaten seines todes vnd seiner aufferstehung / sondern von der substantz vnd wesen seines leibs vnd bluts reden. Item / daraus schliesse ich (spricht Caluinus) das der leib Christi vns im Abendmal realiter, wesentlich gegeben werde / vnd das verstehe ich also / das mit der substantz deß leibs Christi / vnsere Seelen gespeiset werdenDeudsche redligkeit vnd auffrichtigkeit. / das wir eines mit jhm werden. Solches haben die vnsern als redliche auffrichtige Deudschen / einfeltig / schlecht vnd recht / wie die reden lauten / angenommen / vnd sich keiner hinderlist befaret / vnd haben jhrer viel von den vnsern / sonderlich weil Bucerus den CaluinumCaluinus wird auff die Colloquia zu Wormbs vnd Regenspurg mit genommen. / der dazumal zu Straßburg auch Professor Theologiae gewest / auff das Colloquium gen Wormbs vnd Regenspurg (dauon oben meldung geschehen) mit sich genommen / an jhn / als an vnser lehre / glaubens vnd bekentnis mitgenossen vnd verwandten / freundlich geschrieben. Es haben auch die Zwinglianer / nicht anders gemeinetDie Zwinglianer halten erstlich Caluinum für gut Lutherisch. noch gewust / denn Caluinus hielte es mit den Lutherischen vom heiligen Abendmal / wie sie selbst schreiben / aber weil dazumal die Protestirenden der Augspurgischen Confession / wegen deß Keyserischen siegs / in furcht vnd gefahr stunden / hat Caluinus sich wunderbarlich / vnd wieder alles vorsehen plötzlich gewendet / vnd was erCaluinus bricht mit seinem schwarm herfür. biß daher heimlich in hertzen bey sich vertuschet vnd verborgen gehalten / oder ja wenigen in geheim zu erkennen geben / endlich zu offenbaren angefangen / vnd sich je lenger je mehr herfür gethan / biß er / da das Interim zu Augspurg vom Keyser promulgirt vnd hefftig darauffInterim. gedrungen ward / Anno 49. gen Zürch selbst mit Farello gezogen / vnd sich zu den Zwinglern gentzlich gesellet / der vngezweiffeltenCaluinus begibt sich gen Zürch zu den Zwinglianern. hoffnung / weil die Deudschen dazumal vberweltiget / er würde bey den Schweitzern ein guten starcken rücken vnd hinderhalt haben können. Vber das / weil Lutherus hinweg / ist er in diesen wahn gerahten / es würde vnd dürffte sich niemands leichtlich / sonderlich in solcher der vnsern vngelegenheit vnd mancherley gefahr vnd noth / mit schreiben oder wiedersprechen mit jhme einlassen / oder wieder jhn sein. Hat derhalben sich mit den Zwinglianern beredet / vnd ein mutuum rei signatae, das ist / das von dem gesegneten brod Christus spricht /Anno 1547. 48. & 49. Was vnnd wie Caluinus erstlich vom Abẽdmal gehalten vnd geschrieben. Das ist mein leib / nicht darumb allein / daß das eine figur oder bedeutung sey / sondern viel mehr darumb / weil es ein Symbolum oder warzeichen ist / Quo res ipsa exhibetur, dadurch oder mit welchem der leib vnd das blut selbst gegeben wird / nicht wie das bild Herculis genennet wird Hercules, da nicht mehr da ist / denn eine blosse ledige bedeutung / sondern wie die Taube / Luc. 3. vnd Joh. 1. genennet wird der heilige Geist / weil sie ist Tessera, ein war kennezeichen / deß vnsichtbaren vnd doch gegenwertigen heiligen Geistes. Item / er sehe auch wol / das die wort deß Testaments Christi nicht allein von seinem Geiste oder von seiner Gottheit / auch nicht allein von dem verdienst / krafft vnd wolthaten seines todes vnd seiner aufferstehung / sondern von der substantz vnd wesen seines leibs vnd bluts reden. Item / daraus schliesse ich (spricht Caluinus) das der leib Christi vns im Abendmal realiter, wesentlich gegeben werde / vnd das verstehe ich also / das mit der substantz deß leibs Christi / vnsere Seelen gespeiset werdenDeudsche redligkeit vñ auffrichtigkeit. / das wir eines mit jhm werden. Solches haben die vnsern als redliche auffrichtige Deudschen / einfeltig / schlecht vnd recht / wie die reden lauten / angenommen / vnd sich keiner hinderlist befaret / vnd haben jhrer viel von den vnsern / sonderlich weil Bucerus den CaluinumCaluinus wird auff die Colloquia zu Wormbs vnd Regenspurg mit genommen. / der dazumal zu Straßburg auch Professor Theologiae gewest / auff das Colloquium gen Wormbs vnd Regenspurg (dauon oben meldung geschehen) mit sich genommen / an jhn / als an vnser lehre / glaubens vnd bekentnis mitgenossen vnd verwandten / freundlich geschrieben. Es haben auch die Zwinglianer / nicht anders gemeinetDie Zwinglianer halten erstlich Caluinum für gut Lutherisch. noch gewust / denn Caluinus hielte es mit den Lutherischen vom heiligen Abendmal / wie sie selbst schreiben / aber weil dazumal die Protestirenden der Augspurgischen Confession / wegen deß Keyserischen siegs / in furcht vnd gefahr stunden / hat Caluinus sich wunderbarlich / vnd wieder alles vorsehen plötzlich gewendet / vnd was erCaluinus bricht mit seinem schwarm herfür. biß daher heimlich in hertzen bey sich vertuschet vnd verborgen gehalten / oder ja wenigen in geheim zu erkennen geben / endlich zu offenbaren angefangen / vnd sich je lenger je mehr herfür gethan / biß er / da das Interim zu Augspurg vom Keyser promulgirt vnd hefftig darauffInterim. gedrungen ward / Anno 49. gen Zürch selbst mit Farello gezogen / vnd sich zu den Zwinglern gentzlich gesellet / der vngezweiffeltenCaluinus begibt sich gen Zürch zu den Zwinglianern. hoffnung / weil die Deudschen dazumal vberweltiget / er würde bey den Schweitzern ein guten starcken rücken vnd hinderhalt haben können. Vber das / weil Lutherus hinweg / ist er in diesen wahn gerahten / es würde vnd dürffte sich niemands leichtlich / sonderlich in solcher der vnsern vngelegenheit vnd mancherley gefahr vnd noth / mit schreiben oder wiedersprechen mit jhme einlassen / oder wieder jhn sein. Hat derhalben sich mit den Zwinglianern beredet / vnd ein mutuum <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0371" n="355"/> rei signatae, das ist / das von dem gesegneten brod Christus spricht /<note place="right">Anno 1547. 48. & 49. 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rei signatae, das ist / das von dem gesegneten brod Christus spricht / Das ist mein leib / nicht darumb allein / daß das eine figur oder bedeutung sey / sondern viel mehr darumb / weil es ein Symbolum oder warzeichen ist / Quo res ipsa exhibetur, dadurch oder mit welchem der leib vnd das blut selbst gegeben wird / nicht wie das bild Herculis genennet wird Hercules, da nicht mehr da ist / denn eine blosse ledige bedeutung / sondern wie die Taube / Luc. 3. vnd Joh. 1. genennet wird der heilige Geist / weil sie ist Tessera, ein war kennezeichen / deß vnsichtbaren vnd doch gegenwertigen heiligen Geistes. Item / er sehe auch wol / das die wort deß Testaments Christi nicht allein von seinem Geiste oder von seiner Gottheit / auch nicht allein von dem verdienst / krafft vnd wolthaten seines todes vnd seiner aufferstehung / sondern von der substantz vnd wesen seines leibs vnd bluts reden. Item / daraus schliesse ich (spricht Caluinus) das der leib Christi vns im Abendmal realiter, wesentlich gegeben werde / vnd das verstehe ich also / das mit der substantz deß leibs Christi / vnsere Seelen gespeiset werden / das wir eines mit jhm werden. Solches haben die vnsern als redliche auffrichtige Deudschen / einfeltig / schlecht vnd recht / wie die reden lauten / angenommen / vnd sich keiner hinderlist befaret / vnd haben jhrer viel von den vnsern / sonderlich weil Bucerus den Caluinum / der dazumal zu Straßburg auch Professor Theologiae gewest / auff das Colloquium gen Wormbs vnd Regenspurg (dauon oben meldung geschehen) mit sich genommen / an jhn / als an vnser lehre / glaubens vnd bekentnis mitgenossen vnd verwandten / freundlich geschrieben. Es haben auch die Zwinglianer / nicht anders gemeinet noch gewust / denn Caluinus hielte es mit den Lutherischen vom heiligen Abendmal / wie sie selbst schreiben / aber weil dazumal die Protestirenden der Augspurgischen Confession / wegen deß Keyserischen siegs / in furcht vnd gefahr stunden / hat Caluinus sich wunderbarlich / vnd wieder alles vorsehen plötzlich gewendet / vnd was er biß daher heimlich in hertzen bey sich vertuschet vnd verborgen gehalten / oder ja wenigen in geheim zu erkennen geben / endlich zu offenbaren angefangen / vnd sich je lenger je mehr herfür gethan / biß er / da das Interim zu Augspurg vom Keyser promulgirt vnd hefftig darauff gedrungen ward / Anno 49. gen Zürch selbst mit Farello gezogen / vnd sich zu den Zwinglern gentzlich gesellet / der vngezweiffelten hoffnung / weil die Deudschen dazumal vberweltiget / er würde bey den Schweitzern ein guten starcken rücken vnd hinderhalt haben können. Vber das / weil Lutherus hinweg / ist er in diesen wahn gerahten / es würde vnd dürffte sich niemands leichtlich / sonderlich in solcher der vnsern vngelegenheit vnd mancherley gefahr vnd noth / mit schreiben oder wiedersprechen mit jhme einlassen / oder wieder jhn sein. Hat derhalben sich mit den Zwinglianern beredet / vnd ein mutuum
Anno 1547. 48. & 49. Was vnnd wie Caluinus erstlich vom Abẽdmal gehalten vnd geschrieben.
Deudsche redligkeit vñ auffrichtigkeit.
Caluinus wird auff die Colloquia zu Wormbs vnd Regenspurg mit genommen.
Die Zwinglianer halten erstlich Caluinum für gut Lutherisch.
Caluinus bricht mit seinem schwarm herfür.
Interim.
Caluinus begibt sich gen Zürch zu den Zwinglianern.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/371>, abgerufen am 16.02.2025. |