Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.NVn war aber einer zu Bern mit namen Caspar Megander /Anno 1537. von Zürch bürtig / den man vor dieser zeit für des Cinglij Affen gehaltenCaspar Megander des Zwingels Aff. / von welchem er auch vor zehen Jaren / aus Zürch gen Bern / zum Predigampt eingeschleifft worden: der war ein vnleidenlicher prechtiger Mensch / in freyen künsten vnd Philosophischen Disciplinen nit so abgericht / als frech er sonst an jhm selbst war. Dieser Megander / als zur selben zeit / durch trewen fleis vnd beystand / derer von Straßburg vnd Basel aller Menschen gemüter / zur einigkeit (Concordi) lust hetten / weis ich nicht / von welchem er gehetzt worden / das er diesen Sacramentskrieg wider anzuzetteln sich vnterstehet: Nimmt den Catechismum / den er als ein oberster Gewaltsman / aus eignem willen vnd wolgefallen in druck verfertiget / wider vnter die hand / erhöcht vnd lobt denselbigen / in welchem zwar nicht alles vnrecht vnd bose / aber was zur einigkeit der Kirchen fürnemlich dienen solte / als das heilige Predigampt / vnd die krafft der heiligen Sacramenten / da hat er nichts volkomliches gehandelt: Ist demnach daran / das dieser Catechismus von newem wider gedruckt / welchen er also bald offentlich vnd heimlich hartneckig vertheidigt: lest sich schier in allenEselsgeschrey auff der Cantzel Megandrt. Predigten / die gar vngestumm / ja vnsinnig waren / mit seinem Esels geschrey vernemen: Es seyen schon in dieser gegend gesellen verhanden / welche newe vnd vngebreuchliche wörter der kirchen aufftrechten wollen / die ein Brodgott / als der eine lange zeit vnter der Banck gelegen / wider auff die Ban bringen / die auch endlich dem Bapsthumb platz zugeben / den weg vorbereiten. Als er nun solche vnd dergleichen abschewliche wort / gegen vns / stichßweis fahren lies / vnd sich aber keines weges gebüren wolte / das wirs vnwidersprochen lassen solten / was er vns vnschuldigen / für grewliche lesterung zuzumessen pflegte / in ansehung / das die gemeine / so den reinen Lehrern vber die massen anhengig / durch solche vnsere vneinigkeit nicht wenig möchte betrübet werden / solches / sprich ich / machte vns grosse anfechtung. Dann was solten wir thun? Etliche lesterung wolten wir ableinen / das vberig aber vbersehen / vnd das thaten wir auch. Es ist aber Megander ob solcher vnser lindigkeit / nichts desto gütiger worden. Denn wir höreten allgemach teglich / das er mit seinem mutwilligen lestern / beharlich fortführe. HIerauff wird bald ein murmel vnterm Volck gehöret: allenthalben wurden zweiffelhafftige reden ausgebreitet / ja es war schier nirgends den leuten mehr zu trawen. Als nun der raht sahe / das allerley seltzame reden vnd meinung bey menniglichen fürlieffen / lies er als so bald / grösserem tumult vnd zerrüttung für zukommen / eine versamlung anstellen. Da hebt diese tragoedj erst recht an. Man kempfft miteinander / bis an dritten tag / da je eine parthey wider die ander grosse klag einfüret. Es stund aber der HErr auff vnser seiten gar NVn war aber einer zu Bern mit namen Caspar Megander /Anno 1537. von Zürch bürtig / den man vor dieser zeit für des Cinglij Affen gehaltenCaspar Megander des Zwingels Aff. / von welchem er auch vor zehen Jaren / aus Zürch gen Bern / zum Predigampt eingeschleifft worden: der war ein vnleidenlicher prechtiger Mensch / in freyen künsten vnd Philosophischen Disciplinen nit so abgericht / als frech er sonst an jhm selbst war. Dieser Megander / als zur selben zeit / durch trewen fleis vnd beystand / derer von Straßburg vnd Basel aller Menschen gemüter / zur einigkeit (Concordi) lust hetten / weis ich nicht / von welchem er gehetzt worden / das er diesen Sacramentskrieg wider anzuzetteln sich vnterstehet: Nim̃t den Catechismum / den er als ein oberster Gewaltsman / aus eignem willen vnd wolgefallen in druck verfertiget / wider vnter die hand / erhöcht vnd lobt denselbigen / in welchem zwar nicht alles vnrecht vnd bose / aber was zur einigkeit der Kirchen fürnemlich dienen solte / als das heilige Predigampt / vnd die krafft der heiligen Sacramenten / da hat er nichts volkomliches gehandelt: Ist demnach daran / das dieser Catechismus von newem wider gedruckt / welchen er also bald offentlich vnd heimlich hartneckig vertheidigt: lest sich schier in allenEselsgeschrey auff der Cantzel Megandrt. Predigten / die gar vngestum̃ / ja vnsinnig waren / mit seinem Esels geschrey vernemẽ: Es seyen schon in dieser gegend gesellen verhanden / welche newe vnd vngebreuchliche wörter der kirchen aufftrechten wollen / die ein Brodgott / als der eine lange zeit vnter der Banck gelegen / wider auff die Ban bringen / die auch endlich dem Bapsthumb platz zugeben / den weg vorbereiten. Als er nun solche vnd dergleichen abschewliche wort / gegen vns / stichßweis fahren lies / vnd sich aber keines weges gebüren wolte / das wirs vnwidersprochen lassen solten / was er vns vnschuldigen / für grewliche lesterũg zuzumessen pflegte / in ansehung / das die gemeine / so den reinen Lehrern vber die massen anhengig / durch solche vnsere vneinigkeit nicht wenig möchte betrübet werden / solches / sprich ich / machte vns grosse anfechtung. Dann was solten wir thun? Etliche lesterung wolten wir ableinen / das vberig aber vbersehen / vnd das thaten wir auch. Es ist aber Megander ob solcher vnser lindigkeit / nichts desto gütiger worden. Denn wir höreten allgemach teglich / das er mit seinem mutwilligen lestern / beharlich fortführe. HIerauff wird bald ein murmel vnterm Volck gehöret: allenthalben wurden zweiffelhafftige reden ausgebreitet / ja es war schier nirgends den leuten mehr zu trawen. Als nun der raht sahe / das allerley seltzame reden vnd meinung bey menniglichen fürlieffen / lies er als so bald / grösserem tumult vnd zerrüttung für zukommen / eine versamlung anstellen. Da hebt diese tragoedj erst recht an. Man kempfft miteinander / bis an dritten tag / da je eine parthey wider die ander grosse klag einfüret. 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Dieser Megander / als zur selben zeit / durch trewen fleis vnd beystand / derer von Straßburg vnd Basel aller Menschen gemüter / zur einigkeit (Concordi) lust hetten / weis ich nicht / von welchem er gehetzt worden / das er diesen Sacramentskrieg wider anzuzetteln sich vnterstehet: Nim̃t den Catechismum / den er als ein oberster Gewaltsman / aus eignem willen vnd wolgefallen in druck verfertiget / wider vnter die hand / erhöcht vnd lobt denselbigen / in welchem zwar nicht alles vnrecht vnd bose / aber was zur einigkeit der Kirchen fürnemlich dienen solte / als das heilige Predigampt / vnd die krafft der heiligen Sacramenten / da hat er nichts volkomliches gehandelt: Ist demnach daran / das dieser Catechismus von newem wider gedruckt / welchen er also bald offentlich vnd heimlich hartneckig vertheidigt: lest sich schier in allen<note place="right">Eselsgeschrey auff der Cantzel Megandrt.</note> Predigten / die gar vngestum̃ / ja vnsinnig waren / mit seinem Esels geschrey vernemẽ: Es seyen schon in dieser gegend gesellen verhanden / welche newe vnd vngebreuchliche wörter der kirchen aufftrechten wollen / die ein Brodgott / als der eine lange zeit vnter der Banck gelegen / wider auff die Ban bringen / die auch endlich dem Bapsthumb platz zugeben / den weg vorbereiten.</p> <p>Als er nun solche vnd dergleichen abschewliche wort / gegen vns / stichßweis fahren lies / vnd sich aber keines weges gebüren wolte / das wirs vnwidersprochen lassen solten / was er vns vnschuldigen / für grewliche lesterũg zuzumessen pflegte / in ansehung / das die gemeine / so den reinen Lehrern vber die massen anhengig / durch solche vnsere vneinigkeit nicht wenig möchte betrübet werden / solches / sprich ich / machte vns grosse anfechtung. Dann was solten wir thun? Etliche lesterung wolten wir ableinen / das vberig aber vbersehen / vnd das thaten wir auch. Es ist aber Megander ob solcher vnser lindigkeit / nichts desto gütiger worden. Denn wir höreten allgemach teglich / das er mit seinem mutwilligen lestern / beharlich fortführe.</p> <p>HIerauff wird bald ein murmel vnterm Volck gehöret: allenthalben wurden zweiffelhafftige reden ausgebreitet / ja es war schier nirgends den leuten mehr zu trawen. Als nun der raht sahe / das allerley seltzame reden vnd meinung bey menniglichen fürlieffen / lies er als so bald / grösserem tumult vnd zerrüttung für zukommen / eine versamlung anstellen. Da hebt diese tragoedj erst recht an. Man kempfft miteinander / bis an dritten tag / da je eine parthey wider die ander grosse klag einfüret. Es stund aber der HErr auff vnser seiten gar </p> </div> </body> </text> </TEI> [279/0295]
NVn war aber einer zu Bern mit namen Caspar Megander / von Zürch bürtig / den man vor dieser zeit für des Cinglij Affen gehalten / von welchem er auch vor zehen Jaren / aus Zürch gen Bern / zum Predigampt eingeschleifft worden: der war ein vnleidenlicher prechtiger Mensch / in freyen künsten vnd Philosophischen Disciplinen nit so abgericht / als frech er sonst an jhm selbst war. Dieser Megander / als zur selben zeit / durch trewen fleis vnd beystand / derer von Straßburg vnd Basel aller Menschen gemüter / zur einigkeit (Concordi) lust hetten / weis ich nicht / von welchem er gehetzt worden / das er diesen Sacramentskrieg wider anzuzetteln sich vnterstehet: Nim̃t den Catechismum / den er als ein oberster Gewaltsman / aus eignem willen vnd wolgefallen in druck verfertiget / wider vnter die hand / erhöcht vnd lobt denselbigen / in welchem zwar nicht alles vnrecht vnd bose / aber was zur einigkeit der Kirchen fürnemlich dienen solte / als das heilige Predigampt / vnd die krafft der heiligen Sacramenten / da hat er nichts volkomliches gehandelt: Ist demnach daran / das dieser Catechismus von newem wider gedruckt / welchen er also bald offentlich vnd heimlich hartneckig vertheidigt: lest sich schier in allen Predigten / die gar vngestum̃ / ja vnsinnig waren / mit seinem Esels geschrey vernemẽ: Es seyen schon in dieser gegend gesellen verhanden / welche newe vnd vngebreuchliche wörter der kirchen aufftrechten wollen / die ein Brodgott / als der eine lange zeit vnter der Banck gelegen / wider auff die Ban bringen / die auch endlich dem Bapsthumb platz zugeben / den weg vorbereiten.
Anno 1537.
Caspar Megander des Zwingels Aff.
Eselsgeschrey auff der Cantzel Megandrt. Als er nun solche vnd dergleichen abschewliche wort / gegen vns / stichßweis fahren lies / vnd sich aber keines weges gebüren wolte / das wirs vnwidersprochen lassen solten / was er vns vnschuldigen / für grewliche lesterũg zuzumessen pflegte / in ansehung / das die gemeine / so den reinen Lehrern vber die massen anhengig / durch solche vnsere vneinigkeit nicht wenig möchte betrübet werden / solches / sprich ich / machte vns grosse anfechtung. Dann was solten wir thun? Etliche lesterung wolten wir ableinen / das vberig aber vbersehen / vnd das thaten wir auch. Es ist aber Megander ob solcher vnser lindigkeit / nichts desto gütiger worden. Denn wir höreten allgemach teglich / das er mit seinem mutwilligen lestern / beharlich fortführe.
HIerauff wird bald ein murmel vnterm Volck gehöret: allenthalben wurden zweiffelhafftige reden ausgebreitet / ja es war schier nirgends den leuten mehr zu trawen. Als nun der raht sahe / das allerley seltzame reden vnd meinung bey menniglichen fürlieffen / lies er als so bald / grösserem tumult vnd zerrüttung für zukommen / eine versamlung anstellen. Da hebt diese tragoedj erst recht an. Man kempfft miteinander / bis an dritten tag / da je eine parthey wider die ander grosse klag einfüret. Es stund aber der HErr auff vnser seiten gar
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/295>, abgerufen am 16.02.2025. |