Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.cerus vnd Capito allein / wouon sie aber in dem ersten Congress geredAnno 1536. / das ist darnach aus der haudlung offenbar worden. Vmb drey vhr nach mittag / sind auff vnsere seiten in D. Lutheri behausung zusammen kommen / Lutherus, Pomeranus, Ionas, Gru ciger, Philippus, Menius, vnd ich. Dabey ist auch gewesen Wellerus / sampt M. Georgio Rorario Diacono. Auff der andern seiten / sind allein Bucerus vnd Capito gewesen: Da man sich nu gesetzt / hat Bucerus antworten sollen auff das / dauon Lutherus frü mit jhm geredet. Der anfang seiner rede ist lang vnd weitleufftig gewest / das er nemlich sich für sein Person / vnd auch von wegen anderer / höchlich frewe vber dieser zusammenkunfft / weil sie sonderlch zu Wittenberg numehr / vnd nicht anderßwo angestellet vnd gehalten werde. Darnach hat er erzehlet / wie er nun in das vierde jhar dahin gearbeitet / das wir alle möchten einig werden / vnd eine meinung mit einander vom Abendmal / zusammen brechten vnd lehreten. Item / das wir auch eine gleiche form vnd weis der Kirchenordnung anrichteten. Lutherus hat hierauff geantwortet / Er begere nicht mehr / dennD. Luth. wil entweder ein rechte / standhaffte Concordiam haben / oder sich gar nit in schlüpfferige vngewisse handlung begeben. das eine ware / standhaffte / rechte einigkeit / vnter vns möchte widerumb angerichtet werden / aber weil newlich mit wissen vnd willen Buceri / die Episteln Zwingels vnd Oecolampads in Druck außgangen / dadurch viel gar Gottlose / grewliche falsche lere außgebreitet werden / dafür auch des Bucers Epistel gedruckt / vnd vber das noch andere Büchlein herfür kommen / darin die lehr / die wir mit den Aposteln vnd mit der Kirchen vertheidigen / verworffen wird: So könne er nicht sehen / wie eine bestendige / rechte einigkeit möge gestifftet werden / vnter denen / die so gantz widerwertige dinge lehren vnd treiben / da wir nemlich allhie gegenwertig ein anders musten hören vnd reden / vnd widerumb ein anders / vnd gar ein widerwertiges in den Büchern handlen. Ob sie nun solches der vrsache halben thun / weil sie ja mit vns in der Lehre / von der gegenwart deß leibs Christi im Abendmal nicht einig / oder ob sie daheime wegen der vnruhe deß gemeinen Pöbels / das durch sie verführet / nicht anders dürffen reden / da mögen sie zusehen. Er hielts aber dafür / es were besser / man liesse die sache im vorigem stande / darin sie jtzt sey / beruhenvnd bleiben / Denn das man durch ein gedichte / geferbte Concordi / den handel / der zwar arg vnd böß / hundert mahl erger machete. So würden auch die Nachkommen so blind vnd stumm nicht sein / das sie diesen betrug nicht mercken vnd entdecken solten. Vnd wenn wir gleich die Welt betriegen köndten / so würde man doch die augen vnd ohren des HErrn / der alle ding höret / nicht betriegen. DIese rede hat Bucerum hefftig bestürtzt vnd erschreckt / darauffBucerus wird bestörtzt / vnnd antwortet zitterlich vnd vngewis. er auch angefangen weitleufftig / aber sehr vnordentlich oder vngerad zu antworten / nemlich / es sey da kein fucus noch betrug / sin- cerus vnd Capito allein / wouon sie aber in dem ersten Congress geredAnno 1536. / das ist darnach aus der haudlung offenbar worden. Vmb drey vhr nach mittag / sind auff vnsere seiten in D. Lutheri behausung zusammen kommen / Lutherus, Pomeranus, Ionas, Gru ciger, Philippus, Menius, vnd ich. Dabey ist auch gewesen Wellerus / sampt M. Georgio Rorario Diacono. Auff der andern seiten / sind allein Bucerus vnd Capito gewesen: Da man sich nu gesetzt / hat Bucerus antworten sollen auff das / dauon Lutherus frü mit jhm geredet. Der anfang seiner rede ist lang vnd weitleufftig gewest / das er nemlich sich für sein Person / vnd auch von wegen anderer / höchlich frewe vber dieser zusammenkunfft / weil sie sonderlch zu Wittenberg numehr / vnd nicht anderßwo angestellet vnd gehalten werde. Darnach hat er erzehlet / wie er nun in das vierde jhar dahin gearbeitet / das wir alle möchten einig werden / vnd eine meinung mit einander vom Abendmal / zusammen brechten vnd lehreten. Item / das wir auch eine gleiche form vnd weis der Kirchenordnung anrichteten. Lutherus hat hierauff geantwortet / Er begere nicht mehr / dennD. Luth. wil entweder ein rechte / stãdhaffte Concordiam haben / oder sich gar nit in schlüpfferige vngewisse handlung begeben. das eine ware / standhaffte / rechte einigkeit / vnter vns möchte widerumb angerichtet werden / aber weil newlich mit wissen vnd willen Buceri / die Episteln Zwingels vnd Oecolampads in Druck außgangen / dadurch viel gar Gottlose / grewliche falsche lere außgebreitet werden / dafür auch des Bucers Epistel gedruckt / vnd vber das noch andere Büchlein herfür kommen / darin die lehr / die wir mit den Aposteln vnd mit der Kirchen vertheidigen / verworffen wird: So könne er nicht sehen / wie eine bestendige / rechte einigkeit möge gestifftet werden / vnter denen / die so gantz widerwertige dinge lehren vnd treiben / da wir nemlich allhie gegenwertig ein anders musten hören vnd reden / vnd widerumb ein anders / vnd gar ein widerwertiges in den Büchern handlen. Ob sie nun solches der vrsache halben thun / weil sie ja mit vns in der Lehre / von der gegenwart deß leibs Christi im Abendmal nicht einig / oder ob sie daheime wegen der vnruhe deß gemeinen Pöbels / das durch sie verführet / nicht anders dürffen reden / da mögen sie zusehen. Er hielts aber dafür / es were besser / man liesse die sache im vorigem stande / darin sie jtzt sey / beruhenvnd bleiben / Denn das man durch ein gedichte / geferbte Concordi / den handel / der zwar arg vnd böß / hundert mahl erger machete. So würden auch die Nachkom̃en so blind vnd stum̃ nicht sein / das sie diesen betrug nicht mercken vnd entdecken solten. Vnd wenn wir gleich die Welt betriegen köndten / so würde man doch die augen vnd ohren des HErrn / der alle ding höret / nicht betriegen. DIese rede hat Bucerum hefftig bestürtzt vnd erschreckt / darauffBucerus wird bestörtzt / vnnd antwortet zitterlich vnd vngewis. er auch angefangen weitleufftig / aber sehr vnordentlich oder vngerad zu antworten / nemlich / es sey da kein fucus noch betrug / sin- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0239" n="223"/> cerus vnd Capito allein / wouon sie aber in dem ersten Congress gered<note place="right">Anno 1536.</note> / das ist darnach aus der haudlung offenbar worden.</p> <p>Vmb drey vhr nach mittag / sind auff vnsere seiten in D. Lutheri behausung zusammen kommen / Lutherus, Pomeranus, Ionas, Gru ciger, Philippus, Menius, vnd ich. Dabey ist auch gewesen Wellerus / sampt M. Georgio Rorario Diacono. Auff der andern seiten / sind allein Bucerus vnd Capito gewesen: Da man sich nu gesetzt / hat Bucerus antworten sollen auff das / dauon Lutherus frü mit jhm geredet. Der anfang seiner rede ist lang vnd weitleufftig gewest / das er nemlich sich für sein Person / vnd auch von wegen anderer / höchlich frewe vber dieser zusammenkunfft / weil sie sonderlch zu Wittenberg numehr / vnd nicht anderßwo angestellet vnd gehalten werde. Darnach hat er erzehlet / wie er nun in das vierde jhar dahin gearbeitet / das wir alle möchten einig werden / vnd eine meinung mit einander vom Abendmal / zusammen brechten vnd lehreten. Item / das wir auch eine gleiche form vnd weis der Kirchenordnung anrichteten.</p> <p>Lutherus hat hierauff geantwortet / Er begere nicht mehr / denn<note place="right">D. Luth. wil entweder ein rechte / stãdhaffte Concordiam haben / oder sich gar nit in schlüpfferige vngewisse handlung begeben.</note> das eine ware / standhaffte / rechte einigkeit / vnter vns möchte widerumb angerichtet werden / aber weil newlich mit wissen vnd willen Buceri / die Episteln Zwingels vnd Oecolampads in Druck außgangen / dadurch viel gar Gottlose / grewliche falsche lere außgebreitet werden / dafür auch des Bucers Epistel gedruckt / vnd vber das noch andere Büchlein herfür kommen / darin die lehr / die wir mit den Aposteln vnd mit der Kirchen vertheidigen / verworffen wird: So könne er nicht sehen / wie eine bestendige / rechte einigkeit möge gestifftet werden / vnter denen / die so gantz widerwertige dinge lehren vnd treiben / da wir nemlich allhie gegenwertig ein anders musten hören vnd reden / vnd widerumb ein anders / vnd gar ein widerwertiges in den Büchern handlen. Ob sie nun solches der vrsache halben thun / weil sie ja mit vns in der Lehre / von der gegenwart deß leibs Christi im Abendmal nicht einig / oder ob sie daheime wegen der vnruhe deß gemeinen Pöbels / das durch sie verführet / nicht anders dürffen reden / da mögen sie zusehen. Er hielts aber dafür / es were besser / man liesse die sache im vorigem stande / darin sie jtzt sey / beruhenvnd bleiben / Denn das man durch ein gedichte / geferbte Concordi / den handel / der zwar arg vnd böß / hundert mahl erger machete. So würden auch die Nachkom̃en so blind vnd stum̃ nicht sein / das sie diesen betrug nicht mercken vnd entdecken solten. Vnd wenn wir gleich die Welt betriegen köndten / so würde man doch die augen vnd ohren des HErrn / der alle ding höret / nicht betriegen.</p> <p>DIese rede hat Bucerum hefftig bestürtzt vnd erschreckt / darauff<note place="right">Bucerus wird bestörtzt / vnnd antwortet zitterlich vnd vngewis.</note> er auch angefangen weitleufftig / aber sehr vnordentlich oder vngerad zu antworten / nemlich / es sey da kein fucus noch betrug / sin- </p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0239]
cerus vnd Capito allein / wouon sie aber in dem ersten Congress gered / das ist darnach aus der haudlung offenbar worden.
Anno 1536. Vmb drey vhr nach mittag / sind auff vnsere seiten in D. Lutheri behausung zusammen kommen / Lutherus, Pomeranus, Ionas, Gru ciger, Philippus, Menius, vnd ich. Dabey ist auch gewesen Wellerus / sampt M. Georgio Rorario Diacono. Auff der andern seiten / sind allein Bucerus vnd Capito gewesen: Da man sich nu gesetzt / hat Bucerus antworten sollen auff das / dauon Lutherus frü mit jhm geredet. Der anfang seiner rede ist lang vnd weitleufftig gewest / das er nemlich sich für sein Person / vnd auch von wegen anderer / höchlich frewe vber dieser zusammenkunfft / weil sie sonderlch zu Wittenberg numehr / vnd nicht anderßwo angestellet vnd gehalten werde. Darnach hat er erzehlet / wie er nun in das vierde jhar dahin gearbeitet / das wir alle möchten einig werden / vnd eine meinung mit einander vom Abendmal / zusammen brechten vnd lehreten. Item / das wir auch eine gleiche form vnd weis der Kirchenordnung anrichteten.
Lutherus hat hierauff geantwortet / Er begere nicht mehr / denn das eine ware / standhaffte / rechte einigkeit / vnter vns möchte widerumb angerichtet werden / aber weil newlich mit wissen vnd willen Buceri / die Episteln Zwingels vnd Oecolampads in Druck außgangen / dadurch viel gar Gottlose / grewliche falsche lere außgebreitet werden / dafür auch des Bucers Epistel gedruckt / vnd vber das noch andere Büchlein herfür kommen / darin die lehr / die wir mit den Aposteln vnd mit der Kirchen vertheidigen / verworffen wird: So könne er nicht sehen / wie eine bestendige / rechte einigkeit möge gestifftet werden / vnter denen / die so gantz widerwertige dinge lehren vnd treiben / da wir nemlich allhie gegenwertig ein anders musten hören vnd reden / vnd widerumb ein anders / vnd gar ein widerwertiges in den Büchern handlen. Ob sie nun solches der vrsache halben thun / weil sie ja mit vns in der Lehre / von der gegenwart deß leibs Christi im Abendmal nicht einig / oder ob sie daheime wegen der vnruhe deß gemeinen Pöbels / das durch sie verführet / nicht anders dürffen reden / da mögen sie zusehen. Er hielts aber dafür / es were besser / man liesse die sache im vorigem stande / darin sie jtzt sey / beruhenvnd bleiben / Denn das man durch ein gedichte / geferbte Concordi / den handel / der zwar arg vnd böß / hundert mahl erger machete. So würden auch die Nachkom̃en so blind vnd stum̃ nicht sein / das sie diesen betrug nicht mercken vnd entdecken solten. Vnd wenn wir gleich die Welt betriegen köndten / so würde man doch die augen vnd ohren des HErrn / der alle ding höret / nicht betriegen.
D. Luth. wil entweder ein rechte / stãdhaffte Concordiam haben / oder sich gar nit in schlüpfferige vngewisse handlung begeben. DIese rede hat Bucerum hefftig bestürtzt vnd erschreckt / darauff er auch angefangen weitleufftig / aber sehr vnordentlich oder vngerad zu antworten / nemlich / es sey da kein fucus noch betrug / sin-
Bucerus wird bestörtzt / vnnd antwortet zitterlich vnd vngewis.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |