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Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

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Anno 1535.sagen / wir hetten vor zu beyden theilen einander nicht verstanden / denn dieser behelff wird in solcher grossen sachen wenig dienstlich sein / weil wir selbst zu beyden theilen solchs nicht für war achten / so würden auch andere gedencken / es were nur zu einem schein erticht / vnd würde also vnser sach nur erger vnd zweiffelhafftiger. Weil es aber ein handel ist / der jedermans gewissen belangt / were es nicht gut / das man eine solche ergernis solte anrichten.

ZVm andern / weil bißher diß der zwiespalt gewesen ist / das sie das Sacrament allein für ein zeichen / wir aber für den waren leib vnsers HErrn Ihesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich sein / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinung wolte stellen / als das sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vnd wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das brod / ich wil jetzund deß gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde.

SO muß man dennoch diß auch bedencken / das die mittel meinung in einem solchen handel / der jederman betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausend fragen vnd opinionen daraus entstehen würden / das es also viel sicherer ist / das sie bey jhrem zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre / noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancherley seltzame gedancken. Darumb ist mir viel lieber / das die Mancherley fragen verursachen den vnglauben.vneinigkeit / in solchen zweyen meinungen / stecken bleibe / denn das man vrsach gebe / zu mancherley vnzelichen fragen / dadurch die Leute dahin zuletzt kemen / das sie gar nichts gleubten.

ZVm dritten / so haben wir auff vnser seiten / erstlich / den klaren hellen text deß Euangelij für vns / welcher nicht allein die frommen / sondern auch andere / nicht ohne vrsache beweget. Darnach haben wir auch für vns viel sprüche der Väter / welche man nicht so leichtlich kan ablehnen / noch mit gutem gewissen anders deuten / denn sie lauten / dieweil die art der sprache so starck mit dem text klingt. Zum dritten / ist auch das für vns / das es sehr fehrlich ist zuschliessen / das die Kirche so viel hundert jahr / durch die gantze Christenheit / den waren verstand von dem Sacrament nicht gehabt habe / weil wir doch alle das bekennen / das die Sacrament vnd das Wort / wiewol sie mit mancherley grewel bedeckt / dennoch blieben sind.

Zeichen.

ZVm vierdten / Die sprüche S. Augustini / von dem zeichen / sind nicht starck gnug / diese drey stück / so jetzt erzehlet / vmbzustossen / sonderlich / weil aus S. Augustini büchern klar angezeigt vnd bewiesen kan werden / das er rede entweder von dem zeichen deß gegenwertigen leibes (Als da er sagt wieder den Adamantium / Der HErr hat es

Anno 1535.sagen / wir hetten vor zu beyden theilen einander nicht verstanden / denn dieser behelff wird in solcher grossen sachen wenig dienstlich sein / weil wir selbst zu beyden theilen solchs nicht für war achten / so würden auch andere gedencken / es were nur zu einem schein erticht / vnd würde also vnser sach nur erger vnd zweiffelhafftiger. Weil es aber ein handel ist / der jedermans gewissen belangt / were es nicht gut / das man eine solche ergernis solte anrichten.

ZVm andern / weil bißher diß der zwiespalt gewesen ist / das sie das Sacrament allein für ein zeichen / wir aber für den waren leib vnsers HErrn Ihesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich sein / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinung wolte stellen / als das sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vnd wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das brod / ich wil jetzund deß gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde.

SO muß man dennoch diß auch bedencken / das die mittel meinung in einem solchen handel / der jederman betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausend fragen vnd opinionen daraus entstehen würden / das es also viel sicherer ist / das sie bey jhrem zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre / noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancherley seltzame gedancken. Darumb ist mir viel lieber / das die Mancherley fragen verursachen den vnglauben.vneinigkeit / in solchen zweyen meinungen / stecken bleibe / denn das man vrsach gebe / zu mancherley vnzelichen fragen / dadurch die Leute dahin zuletzt kemen / das sie gar nichts gleubten.

ZVm dritten / so haben wir auff vnser seiten / erstlich / den klaren hellen text deß Euangelij für vns / welcher nicht allein die frommen / sondern auch andere / nicht ohne vrsache beweget. Darnach haben wir auch für vns viel sprüche der Väter / welche man nicht so leichtlich kan ablehnen / noch mit gutem gewissen anders deuten / denn sie lauten / dieweil die art der sprache so starck mit dem text klingt. Zum dritten / ist auch das für vns / das es sehr fehrlich ist zuschliessen / das die Kirche so viel hundert jahr / durch die gantze Christenheit / den waren verstand von dem Sacrament nicht gehabt habe / weil wir doch alle das bekennen / das die Sacrament vnd das Wort / wiewol sie mit mancherley grewel bedeckt / dennoch blieben sind.

Zeichen.

ZVm vierdten / Die sprüche S. Augustini / von dem zeichen / sind nicht starck gnug / diese drey stück / so jetzt erzehlet / vmbzustossen / sonderlich / weil aus S. Augustini büchern klar angezeigt vnd bewiesen kan werden / das er rede entweder von dem zeichen deß gegenwertigen leibes (Als da er sagt wieder den Adamantium / Der HErr hat es

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[214/0230] sagen / wir hetten vor zu beyden theilen einander nicht verstanden / denn dieser behelff wird in solcher grossen sachen wenig dienstlich sein / weil wir selbst zu beyden theilen solchs nicht für war achten / so würden auch andere gedencken / es were nur zu einem schein erticht / vnd würde also vnser sach nur erger vnd zweiffelhafftiger. Weil es aber ein handel ist / der jedermans gewissen belangt / were es nicht gut / das man eine solche ergernis solte anrichten. Anno 1535. ZVm andern / weil bißher diß der zwiespalt gewesen ist / das sie das Sacrament allein für ein zeichen / wir aber für den waren leib vnsers HErrn Ihesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich sein / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinung wolte stellen / als das sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vnd wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das brod / ich wil jetzund deß gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde. SO muß man dennoch diß auch bedencken / das die mittel meinung in einem solchen handel / der jederman betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausend fragen vnd opinionen daraus entstehen würden / das es also viel sicherer ist / das sie bey jhrem zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre / noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancherley seltzame gedancken. Darumb ist mir viel lieber / das die vneinigkeit / in solchen zweyen meinungen / stecken bleibe / denn das man vrsach gebe / zu mancherley vnzelichen fragen / dadurch die Leute dahin zuletzt kemen / das sie gar nichts gleubten. Mancherley fragen verursachen den vnglauben. ZVm dritten / so haben wir auff vnser seiten / erstlich / den klaren hellen text deß Euangelij für vns / welcher nicht allein die frommen / sondern auch andere / nicht ohne vrsache beweget. Darnach haben wir auch für vns viel sprüche der Väter / welche man nicht so leichtlich kan ablehnen / noch mit gutem gewissen anders deuten / denn sie lauten / dieweil die art der sprache so starck mit dem text klingt. Zum dritten / ist auch das für vns / das es sehr fehrlich ist zuschliessen / das die Kirche so viel hundert jahr / durch die gantze Christenheit / den waren verstand von dem Sacrament nicht gehabt habe / weil wir doch alle das bekennen / das die Sacrament vnd das Wort / wiewol sie mit mancherley grewel bedeckt / dennoch blieben sind. ZVm vierdten / Die sprüche S. Augustini / von dem zeichen / sind nicht starck gnug / diese drey stück / so jetzt erzehlet / vmbzustossen / sonderlich / weil aus S. Augustini büchern klar angezeigt vnd bewiesen kan werden / das er rede entweder von dem zeichen deß gegenwertigen leibes (Als da er sagt wieder den Adamantium / Der HErr hat es

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/230>, abgerufen am 23.11.2024.