Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.VNd ist insonderheit wol zumercken / weil sie vom leibe vnd bluteAnno 1534. deß HErrn im Abendmal nichts hielten / sondern das Volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn brod vnd wein im Abendmal / das sie ein ander Spectackel erdachtTom. 2. Vvit. fol. 496. haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem marckt also versamlet / hart aneinander vnd gedrang stund / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnd leufft oben vber das Volck her / auff hendenKnipperdölling. vnd füssen / vnd blesst einem jeden in den mund / vnd saget: Der Vater hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen. AVch haben sie bey jhrem Abendmal einen Judas wollen haben /Ein Judas bey dem Sacramentirischen Abendmal zu Münster. mit demselben aber haben sie also gespielet / das da der König sich zu letzt gesetzt / Item / die Königin / vnd die mit jhnen zu tisch gedienet hatten / auch die acht vnd viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehen solten vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen vnd ausrichten ein werck / das jhm der Vater befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vater / der König / für grosser hellischer oder teufflischer andacht / den kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wieder an den tisch / vnd gefiel jhm selbst so wol vber diesem mord / das er sein dazu noch lachet. VNd hat der Teuffel sonderlich sein wüstes wesen mit diesem geschmeißDer Wiederteufferischen Sacramentirer grewliche namen / vnd schreckliche thaten. zu Münster anrichten vnd treiben wollen / vnd den Wiederteufferischen / vnd Sacramentirischen geist der welt wol darstellen vnd zeigen / vnd zugreiffen / vnd zufülen in die hende geben / nicht allein mit der that / vnd im werck / sondern auch mit jhren heßlichen scheußlichen namen / als / Leiden / Knipperdölling / Tausendschuer / Rottman / Krechting / Kippenbruch / Riemenschneider / Reininck / Rederacker / Schwerinck / Klopreis / Stralen / Tasschenmacher / Schlachtschaff / Kerchering / Balck / Tripp / Henßgin von der langen strassen / etc. Nomina sunt ipso barbara facta sono. Vnd / wie man sonst pflegt zusagen: Conueniunt rebus nomina saepe suis, Nam vnd that kommen offt miteinander vberein / gleich wie heutigs tags der mehrer teil Sacramentirische namen von bestien / Beern / Böcken / Wölffen / Hasen / Steinen / vnd seltzamen Vogeln genommen sind: Welchs wir allhie an seinen ort stellen. FErner gehöret diß auch hieher / wie der Münsterische KönigTom. 2. Vvitt. fol. 497. Johan von Leiden hernach / wie er aus dem gefengnis gebracht / sich zu den Hessischen abgeschickten Praedicanten / Antonium Coruinum, vnd Iohannem Kymaeum hieuon erkleret hat. VNd ist insonderheit wol zumercken / weil sie vom leibe vnd bluteAnno 1534. deß HErrn im Abendmal nichts hielten / sondern das Volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn brod vnd wein im Abendmal / das sie ein ander Spectackel erdachtTom. 2. Vvit. fol. 496. haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem marckt also versamlet / hart aneinander vnd gedrang stund / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnd leufft oben vber das Volck her / auff hendenKnipperdölling. vnd füssen / vnd blesst einem jeden in den mund / vnd saget: Der Vater hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen. AVch haben sie bey jhrem Abendmal einen Judas wollen habẽ /Ein Judas bey dem Sacramẽtirischen Abendmal zu Münster. mit demselben aber haben sie also gespielet / das da der König sich zu letzt gesetzt / Item / die Königin / vñ die mit jhnen zu tisch gedienet hattẽ / auch die acht vnd viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehen solten vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen vnd ausrichten ein werck / das jhm der Vater befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vater / der König / für grosser hellischer oder teufflischer andacht / den kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wieder an den tisch / vnd gefiel jhm selbst so wol vber diesem mord / das er sein dazu noch lachet. VNd hat der Teuffel sonderlich sein wüstes wesen mit diesem geschmeißDer Wiederteufferischen Sacramẽtirer grewliche namen / vnd schreckliche thaten. zu Münster anrichten vnd treiben wollen / vnd den Wiederteufferischen / vnd Sacramentirischen geist der welt wol darstellen vnd zeigen / vnd zugreiffen / vnd zufülen in die hende geben / nicht allein mit der that / vnd im werck / sondern auch mit jhren heßlichen scheußlichen namen / als / Leiden / Knipperdölling / Tausendschuer / Rottman / Krechting / Kippenbruch / Riemenschneider / Reininck / Rederacker / Schwerinck / Klopreis / Stralen / Tasschenmacher / Schlachtschaff / Kerchering / Balck / Tripp / Henßgin von der langen strassen / etc. Nomina sunt ipso barbara facta sono. Vnd / wie man sonst pflegt zusagen: Conueniunt rebus nomina saepe suis, Nam vnd that kommen offt miteinander vberein / gleich wie heutigs tags der mehrer teil Sacramentirische namen von bestien / Beern / Böcken / Wölffen / Hasen / Steinen / vnd seltzamen Vogeln genommen sind: Welchs wir allhie an seinen ort stellen. FErner gehöret diß auch hieher / wie der Münsterische KönigTom. 2. Vvitt. fol. 497. Johan von Leiden hernach / wie er aus dem gefengnis gebracht / sich zu den Hessischen abgeschickten Praedicanten / Antonium Coruinum, vnd Iohannem Kymaeum hieuon erkleret hat. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0223" n="207"/> <p>VNd ist insonderheit wol zumercken / weil sie vom leibe vnd blute<note place="right">Anno 1534.</note> deß HErrn im Abendmal nichts hielten / sondern das Volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn brod vnd wein im Abendmal / das sie ein ander Spectackel erdacht<note place="right">Tom. 2. Vvit. fol. 496.</note> haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem marckt also versamlet / hart aneinander vnd gedrang stund / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnd leufft oben vber das Volck her / auff henden<note place="right">Knipperdölling.</note> vnd füssen / vnd blesst einem jeden in den mund / vnd saget: Der Vater hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen.</p> <p>AVch haben sie bey jhrem Abendmal einen Judas wollen habẽ /<note place="right">Ein Judas bey dem Sacramẽtirischen Abendmal zu Münster.</note> mit demselben aber haben sie also gespielet / das da der König sich zu letzt gesetzt / Item / die Königin / vñ die mit jhnen zu tisch gedienet hattẽ / auch die acht vnd viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehen solten vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen vnd ausrichten ein werck / das jhm der Vater befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vater / der König / für grosser hellischer oder teufflischer andacht / den kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wieder an den tisch / vnd gefiel jhm selbst so wol vber diesem mord / das er sein dazu noch lachet.</p> <p>VNd hat der Teuffel sonderlich sein wüstes wesen mit diesem geschmeiß<note place="right">Der Wiederteufferischen Sacramẽtirer grewliche namen / vnd schreckliche thaten.</note> zu Münster anrichten vnd treiben wollen / vnd den Wiederteufferischen / vnd Sacramentirischen geist der welt wol darstellen vnd zeigen / vnd zugreiffen / vnd zufülen in die hende geben / nicht allein mit der that / vnd im werck / sondern auch mit jhren heßlichen scheußlichen namen / als / Leiden / Knipperdölling / Tausendschuer / Rottman / Krechting / Kippenbruch / Riemenschneider / Reininck / Rederacker / Schwerinck / Klopreis / Stralen / Tasschenmacher / Schlachtschaff / Kerchering / Balck / Tripp / Henßgin von der langen strassen / etc. Nomina sunt ipso barbara facta sono. Vnd / wie man sonst pflegt zusagen: Conueniunt rebus nomina saepe suis, Nam vnd that kommen offt miteinander vberein / gleich wie heutigs tags der mehrer teil Sacramentirische namen von bestien / Beern / Böcken / Wölffen / Hasen / Steinen / vnd seltzamen Vogeln genommen sind: Welchs wir allhie an seinen ort stellen.</p> <p>FErner gehöret diß auch hieher / wie der Münsterische König<note place="right">Tom. 2. Vvitt. fol. 497.</note> Johan von Leiden hernach / wie er aus dem gefengnis gebracht / sich zu den Hessischen abgeschickten Praedicanten / Antonium Coruinum, vnd Iohannem Kymaeum hieuon erkleret hat.</p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0223]
VNd ist insonderheit wol zumercken / weil sie vom leibe vnd blute deß HErrn im Abendmal nichts hielten / sondern das Volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn brod vnd wein im Abendmal / das sie ein ander Spectackel erdacht haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem marckt also versamlet / hart aneinander vnd gedrang stund / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnd leufft oben vber das Volck her / auff henden vnd füssen / vnd blesst einem jeden in den mund / vnd saget: Der Vater hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen.
Anno 1534.
Tom. 2. Vvit. fol. 496.
Knipperdölling. AVch haben sie bey jhrem Abendmal einen Judas wollen habẽ / mit demselben aber haben sie also gespielet / das da der König sich zu letzt gesetzt / Item / die Königin / vñ die mit jhnen zu tisch gedienet hattẽ / auch die acht vnd viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehen solten vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen vnd ausrichten ein werck / das jhm der Vater befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vater / der König / für grosser hellischer oder teufflischer andacht / den kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wieder an den tisch / vnd gefiel jhm selbst so wol vber diesem mord / das er sein dazu noch lachet.
Ein Judas bey dem Sacramẽtirischen Abendmal zu Münster. VNd hat der Teuffel sonderlich sein wüstes wesen mit diesem geschmeiß zu Münster anrichten vnd treiben wollen / vnd den Wiederteufferischen / vnd Sacramentirischen geist der welt wol darstellen vnd zeigen / vnd zugreiffen / vnd zufülen in die hende geben / nicht allein mit der that / vnd im werck / sondern auch mit jhren heßlichen scheußlichen namen / als / Leiden / Knipperdölling / Tausendschuer / Rottman / Krechting / Kippenbruch / Riemenschneider / Reininck / Rederacker / Schwerinck / Klopreis / Stralen / Tasschenmacher / Schlachtschaff / Kerchering / Balck / Tripp / Henßgin von der langen strassen / etc. Nomina sunt ipso barbara facta sono. Vnd / wie man sonst pflegt zusagen: Conueniunt rebus nomina saepe suis, Nam vnd that kommen offt miteinander vberein / gleich wie heutigs tags der mehrer teil Sacramentirische namen von bestien / Beern / Böcken / Wölffen / Hasen / Steinen / vnd seltzamen Vogeln genommen sind: Welchs wir allhie an seinen ort stellen.
Der Wiederteufferischen Sacramẽtirer grewliche namen / vnd schreckliche thaten. FErner gehöret diß auch hieher / wie der Münsterische König Johan von Leiden hernach / wie er aus dem gefengnis gebracht / sich zu den Hessischen abgeschickten Praedicanten / Antonium Coruinum, vnd Iohannem Kymaeum hieuon erkleret hat.
Tom. 2. Vvitt. fol. 497.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/223 |
Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/223>, abgerufen am 23.07.2024. |