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Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

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Anno 1530.vnserm munde nicht gegessen werde / hat er selbst geleret / da er den Jüden / die von dem leiblichen essen seines fleisches zancketen / also sagt: Das fleisch ist gar nichts nütz / ja natürlich zu essen / aber Geistlich zu essen ists viel nütze / dann es bringet das leben.

Was aus dem fleisch geborn ist / das ist fleisch / vnd was aus dem Geist geborn ist / das ist Geist. Wenn nun der natürliche leib Christi mit vnserm mund gessen würde / was solte aus dem fleisch / das natürlich geessen wird / anders / weder fleisch werden? Vnd damit diese rechnung niemand leicht düncke (ne leue videatur alicui argumentum) so höre den andern theil / was aus dem Geist geboren wird / das ist Geist. Daraus folget das / was Geist ist / das mus aus Geist geboren sein. Ist nun das fleisch Christi heilsam der Seel / so muß es geistlich gessen werden / nicht leiblich. Vnd diß dienet auch zur Sache der Sacramenten (ad sacramentorum materiam) das Geist von Geist geboren wird / vnd von keinem leiblichen dinge. Paulus berichtet vns / das er habe Christum etwa bekennet nach dem fleisch / so kenne er doch jhn nimmer nach dem fleisch.

MIt den orten werden wir gezwungen zuuerjehen / das die wort / Das ist min leib / nicht natürlich / sondern bedeutlich / müssen genommen werden / gleich als die: Hoc est Passa, das ist der vberschritt / denn das Lamb / das man jherlich aß / vnd das hochzitlich Fest (feriarum celebratio) waren nicht der vberschritt / sondern es bedeutet das fürgahn (praeteritionem & saltum) oder vberschritt / der vor zeiten beschehen was. Darzu dienet auch das nachkommen (successio) das das Nachtmal / nach dem Lamb kommen ist (quod agno successit coena) denn Christus brauchet gleiche wort / vnd zusamen setzung der wort (compositionem verborum, etc.) Darzu dienet auch die eigenschafft aller gedechtnis / die behalten den Namen deß / dessen sie gedechtnis halten / als wie die Athenienser genant haben [fremdsprachliches Material] [fremdsprachliches Material], schuldlüffterung (leuationem oneris seu debiti, leichterung der schulden) nicht das alle jhar die schuld geringert würde / sondern das Solon ein mal gethan hat / das preisen sie für vnd für / vnd halten jhr gedechtnis mit dem namen dessen / das ein mal geschehen / rei ipsius nomine. Also wird der leib vnd blut Christi genennet / das / das doch allein ein symbolum vnd zeichen deß leibs vnd bluts Christi ist. Nun folgen auch argumenta.

1. Zwingel gibt klugheit für / in Göttlichen sachen / vnd füret Christum zur Schuel.

WIe der leib mit geistlichen dingen nicht mag gespeiset werden / also mag auch die Seele nicht mit leiblichen dingen gespeiset werden. Wird nu der selbs natürlich leib Christi gessen / so frage ich / ob er den leib oder die seele speise? den leib aber speiset er nicht / ergo / so muß er die seele speisen / So er aber die Seele leiblich speiset / so jsset die seele fleisch / vnd bleibet das nicht war / das Geist allein aus Geist geboren werde.

Anno 1530.vnserm munde nicht gegessen werde / hat er selbst geleret / da er den Jüden / die von dem leiblichen essen seines fleisches zancketen / also sagt: Das fleisch ist gar nichts nütz / ja natürlich zu essen / aber Geistlich zu essen ists viel nütze / dann es bringet das leben.

Was aus dem fleisch geborn ist / das ist fleisch / vnd was aus dem Geist geborn ist / das ist Geist. Wenn nun der natürliche leib Christi mit vnserm mund gessen würde / was solte aus dem fleisch / das natürlich geessen wird / anders / weder fleisch werden? Vnd damit diese rechnung niemand leicht düncke (ne leue videatur alicui argumentum) so höre den andern theil / was aus dem Geist geboren wird / das ist Geist. Daraus folget das / was Geist ist / das mus aus Geist geboren sein. Ist nun das fleisch Christi heilsam der Seel / so muß es geistlich gessen werden / nicht leiblich. Vnd diß dienet auch zur Sache der Sacramenten (ad sacramentorum materiam) das Geist von Geist geboren wird / vnd von keinem leiblichen dinge. Paulus berichtet vns / das er habe Christum etwa bekennet nach dem fleisch / so kenne er doch jhn nimmer nach dem fleisch.

MIt den orten werden wir gezwungen zuuerjehen / das die wort / Das ist min leib / nicht natürlich / sondern bedeutlich / müssen genommen werden / gleich als die: Hoc est Passa, das ist der vberschritt / denn das Lamb / das man jherlich aß / vnd das hochzitlich Fest (feriarum celebratio) waren nicht der vberschritt / sondern es bedeutet das fürgahn (praeteritionem & saltum) oder vberschritt / der vor zeiten beschehen was. Darzu dienet auch das nachkommen (successio) das das Nachtmal / nach dem Lamb kommen ist (quod agno successit coena) denn Christus brauchet gleiche wort / vnd zusamẽ setzung der wort (compositionem verborum, etc.) Darzu dienet auch die eigenschafft aller gedechtnis / die behalten den Namen deß / dessen sie gedechtnis halten / als wie die Athenienser genant haben [fremdsprachliches Material] [fremdsprachliches Material], schuldlüffterung (leuationem oneris seu debiti, leichterung der schulden) nicht das alle jhar die schuld geringert würde / sondern das Solon ein mal gethan hat / das preisen sie für vnd für / vnd halten jhr gedechtnis mit dem namen dessen / das ein mal geschehen / rei ipsius nomine. Also wird der leib vnd blut Christi genennet / das / das doch allein ein symbolum vnd zeichen deß leibs vnd bluts Christi ist. Nun folgen auch argumenta.

1. Zwingel gibt klugheit für / in Göttlichen sachen / vnd füret Christum zur Schuel.

WIe der leib mit geistlichen dingen nicht mag gespeiset werden / also mag auch die Seele nicht mit leiblichen dingen gespeiset werden. Wird nu der selbs natürlich leib Christi gessen / so frage ich / ob er den leib oder die seele speise? den leib aber speiset er nicht / ergo / so muß er die seele speisen / So er aber die Seele leiblich speiset / so jsset die seele fleisch / vnd bleibet das nicht war / das Geist allein aus Geist geboren werde.

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[132/0148] vnserm munde nicht gegessen werde / hat er selbst geleret / da er den Jüden / die von dem leiblichen essen seines fleisches zancketen / also sagt: Das fleisch ist gar nichts nütz / ja natürlich zu essen / aber Geistlich zu essen ists viel nütze / dann es bringet das leben. Anno 1530. Was aus dem fleisch geborn ist / das ist fleisch / vnd was aus dem Geist geborn ist / das ist Geist. Wenn nun der natürliche leib Christi mit vnserm mund gessen würde / was solte aus dem fleisch / das natürlich geessen wird / anders / weder fleisch werden? Vnd damit diese rechnung niemand leicht düncke (ne leue videatur alicui argumentum) so höre den andern theil / was aus dem Geist geboren wird / das ist Geist. Daraus folget das / was Geist ist / das mus aus Geist geboren sein. Ist nun das fleisch Christi heilsam der Seel / so muß es geistlich gessen werden / nicht leiblich. Vnd diß dienet auch zur Sache der Sacramenten (ad sacramentorum materiam) das Geist von Geist geboren wird / vnd von keinem leiblichen dinge. Paulus berichtet vns / das er habe Christum etwa bekennet nach dem fleisch / so kenne er doch jhn nimmer nach dem fleisch. MIt den orten werden wir gezwungen zuuerjehen / das die wort / Das ist min leib / nicht natürlich / sondern bedeutlich / müssen genommen werden / gleich als die: Hoc est Passa, das ist der vberschritt / denn das Lamb / das man jherlich aß / vnd das hochzitlich Fest (feriarum celebratio) waren nicht der vberschritt / sondern es bedeutet das fürgahn (praeteritionem & saltum) oder vberschritt / der vor zeiten beschehen was. Darzu dienet auch das nachkommen (successio) das das Nachtmal / nach dem Lamb kommen ist (quod agno successit coena) denn Christus brauchet gleiche wort / vnd zusamẽ setzung der wort (compositionem verborum, etc.) Darzu dienet auch die eigenschafft aller gedechtnis / die behalten den Namen deß / dessen sie gedechtnis halten / als wie die Athenienser genant haben _ , schuldlüffterung (leuationem oneris seu debiti, leichterung der schulden) nicht das alle jhar die schuld geringert würde / sondern das Solon ein mal gethan hat / das preisen sie für vnd für / vnd halten jhr gedechtnis mit dem namen dessen / das ein mal geschehen / rei ipsius nomine. Also wird der leib vnd blut Christi genennet / das / das doch allein ein symbolum vnd zeichen deß leibs vnd bluts Christi ist. Nun folgen auch argumenta. _ WIe der leib mit geistlichen dingen nicht mag gespeiset werden / also mag auch die Seele nicht mit leiblichen dingen gespeiset werden. Wird nu der selbs natürlich leib Christi gessen / so frage ich / ob er den leib oder die seele speise? den leib aber speiset er nicht / ergo / so muß er die seele speisen / So er aber die Seele leiblich speiset / so jsset die seele fleisch / vnd bleibet das nicht war / das Geist allein aus Geist geboren werde.

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/148>, abgerufen am 23.11.2024.