Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

Bild:
<< vorherige Seite

Noch im selben Jar hat sichs zugetragen / daß D. Lutherus Anno 1545.in seinem schwachen Alter / etliches wüstes wesens / vnd grossen ärgerniß / so zu Wittenberg / seinem trewen warnen / ver manen / vnd ernstem straffen zuwider / von etlichen getrieben / vnnd je länger je mehr gehäuffet ward / müde vnd gantz vberdrüssig worden / vnnd Doctor Lutherus wil sich von Wittenberg weg begeben / vnd weiß / dz diß jar das letzte jat seines lebens in dieser welt seyn werde.dieweil seine Seele dadurch hefftig gequelet vnd abgemattet / hat er endlich von Wittenberg weg getrachtet / vnd hat sich ein zeit lang bey Fürst Georgen von Anhalt zu Merßburg auffgehalten / vnd seinem Weibe geschrieben / daß jetzt das letzte Jar seines lebens in dieser Welt verhanden / vnnd weil er nicht gedencke sich widerumb gen Wittenberg zubegeben / sintemal er deß ärgerlichen lebens müde sey / vnd thue jm zu wehe / daß er mit seinem lehren / predigen vnd anhalten / so wenig sol außrichten / so sol sie solches Philippo vnnd D. Pomerano anzeigen / daß er seinet halben die Kirche vnd Gemeine daselbst gesegne / vnd sie sol verkäuffen Hauß vnd Hofe / denn es werden sie doch die vier Element zu Wittenberg nach seinem Tode nicht wol tragen / etc.

Dieses schreibens ist die gantze Vniuersitet hefftig erschrocken / vnd haben die Professores, Rector, Magistri & Doctores, so bald ein gantz demütig schreiben an den Churfürsten lassen abgehen / welches wir auß allerhand vrsachen von wort zu wort erzehlen wöllen:

Die Vniuer siter zu Wit tenberg schreiber an Churfürsten / vnnd bitter D. Lutherum zuvermögen / daß er bey jhnen bleibe.

Gottes gnad / durch seinen eingebornen Son Jesum Christum vnsern Heiland zuvor. Durchleuchtigster / Hochgeborner / Gnädigster Churfürst vnd Herr / nach dem wir wissen / daß Ewer Churfürst. G. mit den allerhöchsten vnd großwichtigsten sachen / die sich in der Christlichen Kirchen / vnd Menschlicher Regierung zutragen mögen / beladen / wissen wir vns schüldig für E. Churfürst. G. mit Hertzen Gott anzuruffen / vnnd wolten nicht gerne E. Churfürstliche G. mehr betrübniß machen. Es ist aber eine Schrifft anher kommen / von dem Ehrwirdigen Herrn Doctor Martin Luther / vnserm lieben Vatter / deren Copeyen wir Ewer

Noch im selben Jar hat sichs zugetragen / daß D. Lutherus Anno 1545.in seinem schwachen Alter / etliches wüstes wesens / vnd grossen ärgerniß / so zu Wittenberg / seinem trewen warnen / ver manen / vnd ernstem straffen zuwider / von etlichen getrieben / vnnd je länger je mehr gehäuffet ward / müde vnd gantz vberdrüssig worden / vnnd Doctor Lutherus wil sich võ Wittẽberg weg begeben / vñ weiß / dz diß jar das letzte jat seines lebẽs in dieser welt seyn werde.dieweil seine Seele dadurch hefftig gequelet vnd abgemattet / hat er endlich von Wittenberg weg getrachtet / vñ hat sich ein zeit lang bey Fürst Georgen von Anhalt zu Merßburg auffgehalten / vnd seinem Weibe geschrieben / daß jetzt das letzte Jar seines lebens in dieser Welt verhanden / vnnd weil er nicht gedencke sich widerumb gen Wittenberg zubegeben / sintemal er deß ärgerlichẽ lebens müde sey / vnd thue jm zu wehe / daß er mit seinem lehren / predigen vnd anhalten / so wenig sol außrichten / so sol sie solches Philippo vnnd D. Pomerano anzeigen / daß er seinet halben die Kirche vnd Gemeine daselbst gesegne / vnd sie sol verkäuffen Hauß vnd Hofe / deñ es werden sie doch die vier Element zu Wittenberg nach seinem Tode nicht wol tragen / etc.

Dieses schreibens ist die gantze Vniuersitet hefftig erschrocken / vnd haben die Professores, Rector, Magistri & Doctores, so bald ein gantz demütig schreiben an den Churfürsten lassen abgehen / welches wir auß allerhand vrsachen von wort zu wort erzehlen wöllen:

Die Vniuer siter zu Wit tenberg schreiber an Churfürstẽ / vnnd bitter D. Lutherum zuvermögen / daß er bey jhnen bleibe.

Gottes gnad / durch seinen eingebornen Son Jesum Christum vnsern Heiland zuvor. Durchleuchtigster / Hochgeborner / Gnädigster Churfürst vnd Herr / nach dem wir wissen / daß Ewer Churfürst. G. mit den allerhöchsten vnd großwichtigsten sachen / die sich in der Christlichen Kirchen / vnd Menschlicher Regierung zutragen mögen / beladen / wissen wir vns schüldig für E. Churfürst. G. mit Hertzen Gott anzuruffen / vnnd wolten nicht gerne E. Churfürstliche G. mehr betrübniß machen. Es ist aber eine Schrifft anher kommen / von dem Ehrwirdigen Herrn Doctor Martin Luther / vnserm lieben Vatter / deren Copeyen wir Ewer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0510" n="464"/>
        <p>Noch im selben Jar hat sichs zugetragen / daß D. Lutherus <note place="left">Anno 1545.</note>in seinem schwachen Alter / etliches                      wüstes wesens / vnd grossen ärgerniß / so zu Wittenberg / seinem trewen warnen /                      ver manen / vnd ernstem straffen zuwider / von etlichen getrieben / vnnd je                      länger je mehr gehäuffet ward / müde vnd gantz vberdrüssig worden / vnnd <note place="left">Doctor Lutherus wil sich vo&#x0303; Witte&#x0303;berg weg begeben / vn&#x0303; weiß / dz diß jar das                          letzte jat seines lebe&#x0303;s in dieser welt seyn                      werde.</note>dieweil seine Seele dadurch hefftig gequelet vnd abgemattet / hat                      er endlich von Wittenberg weg getrachtet / vn&#x0303; hat sich ein zeit                      lang bey Fürst Georgen von Anhalt zu Merßburg auffgehalten / vnd seinem Weibe                      geschrieben / daß jetzt das letzte Jar seines lebens in dieser Welt verhanden /                      vnnd weil er nicht gedencke sich widerumb gen Wittenberg zubegeben / sintemal er                      deß ärgerliche&#x0303; lebens müde sey / vnd thue jm zu wehe / daß er mit                      seinem lehren / predigen vnd anhalten / so wenig sol außrichten / so sol sie                      solches Philippo vnnd D. Pomerano anzeigen / daß er seinet halben die Kirche vnd                      Gemeine daselbst gesegne / vnd sie sol verkäuffen Hauß vnd Hofe / den&#x0303; es werden sie doch die vier Element zu Wittenberg nach seinem                      Tode nicht wol tragen / etc.</p>
        <p>Dieses schreibens ist die gantze Vniuersitet hefftig erschrocken / vnd haben die                      Professores, Rector, Magistri &amp; Doctores, so bald ein gantz demütig                      schreiben an den Churfürsten lassen abgehen / welches wir auß allerhand vrsachen                      von wort zu wort erzehlen wöllen:</p>
        <note place="left">Die Vniuer siter zu Wit tenberg schreiber an Churfürste&#x0303; / vnnd bitter D. Lutherum zuvermögen / daß er bey jhnen                      bleibe.</note>
        <p>Gottes gnad / durch seinen eingebornen Son Jesum Christum vnsern Heiland zuvor.                      Durchleuchtigster / Hochgeborner / Gnädigster Churfürst vnd Herr / nach dem wir                      wissen / daß Ewer Churfürst. G. mit den allerhöchsten vnd großwichtigsten sachen                      / die sich in der Christlichen Kirchen / vnd Menschlicher Regierung zutragen                      mögen / beladen / wissen wir vns schüldig für E. Churfürst. G. mit Hertzen Gott                      anzuruffen / vnnd wolten nicht gerne E. Churfürstliche G. mehr betrübniß machen.                      Es ist aber eine Schrifft anher kommen / von dem Ehrwirdigen Herrn Doctor Martin                      Luther / vnserm lieben Vatter / deren Copeyen wir Ewer
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0510] Noch im selben Jar hat sichs zugetragen / daß D. Lutherus in seinem schwachen Alter / etliches wüstes wesens / vnd grossen ärgerniß / so zu Wittenberg / seinem trewen warnen / ver manen / vnd ernstem straffen zuwider / von etlichen getrieben / vnnd je länger je mehr gehäuffet ward / müde vnd gantz vberdrüssig worden / vnnd dieweil seine Seele dadurch hefftig gequelet vnd abgemattet / hat er endlich von Wittenberg weg getrachtet / vñ hat sich ein zeit lang bey Fürst Georgen von Anhalt zu Merßburg auffgehalten / vnd seinem Weibe geschrieben / daß jetzt das letzte Jar seines lebens in dieser Welt verhanden / vnnd weil er nicht gedencke sich widerumb gen Wittenberg zubegeben / sintemal er deß ärgerlichẽ lebens müde sey / vnd thue jm zu wehe / daß er mit seinem lehren / predigen vnd anhalten / so wenig sol außrichten / so sol sie solches Philippo vnnd D. Pomerano anzeigen / daß er seinet halben die Kirche vnd Gemeine daselbst gesegne / vnd sie sol verkäuffen Hauß vnd Hofe / deñ es werden sie doch die vier Element zu Wittenberg nach seinem Tode nicht wol tragen / etc. Anno 1545. Doctor Lutherus wil sich võ Wittẽberg weg begeben / vñ weiß / dz diß jar das letzte jat seines lebẽs in dieser welt seyn werde. Dieses schreibens ist die gantze Vniuersitet hefftig erschrocken / vnd haben die Professores, Rector, Magistri & Doctores, so bald ein gantz demütig schreiben an den Churfürsten lassen abgehen / welches wir auß allerhand vrsachen von wort zu wort erzehlen wöllen: Gottes gnad / durch seinen eingebornen Son Jesum Christum vnsern Heiland zuvor. Durchleuchtigster / Hochgeborner / Gnädigster Churfürst vnd Herr / nach dem wir wissen / daß Ewer Churfürst. G. mit den allerhöchsten vnd großwichtigsten sachen / die sich in der Christlichen Kirchen / vnd Menschlicher Regierung zutragen mögen / beladen / wissen wir vns schüldig für E. Churfürst. G. mit Hertzen Gott anzuruffen / vnnd wolten nicht gerne E. Churfürstliche G. mehr betrübniß machen. Es ist aber eine Schrifft anher kommen / von dem Ehrwirdigen Herrn Doctor Martin Luther / vnserm lieben Vatter / deren Copeyen wir Ewer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/510
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/510>, abgerufen am 22.11.2024.