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Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

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ten Anno 1538.beyder Naturen in Christo / daß er / nach dem er ein Gott ist / allenthalben sey: nach dem er aber Mensch ist / im Himmel / vnd nicht Eigenschafft menschlicher natur. De loco certe nihil habemus in Scriptura. Christus ergetzt vnd erfüllet alles im Himmel vnd Erden. Christus im Himmel. Christus auff Erden. Christus ist nit im jrrdischen thun / vnd hat die Welt verlas sen / vnnd ist doch auch auff Erden bey vns / biß zu ende der welt / nit nur mit seinem Geist oder Krafft / sondern gantz Gott vnnd Mensch / wie ers im wort selbs außge sprochen vnd verheissen hat / Ich bin bey euch. Item / Diß ist mein Leib.allenthalben diffusus, außgossen. Item / er schreibet / daß der Leib deß HERRN allweg endlich sey / vnd sein maß habe. Das alles bekennen wir auch / vnd sagen gern / daß der HERR nach der form deß fleisches / wie der H. Augustinus redet / an seinem ort sey im Himmel / endlich vnd gemessen / vnd mit aller eigenschafft der menschlichen Natur / daß er seinem fleisch die vnsterbligkeit gegeben / vnd die Natur nicht genommen hat. Von weiter eigenschafft aber dieses orts / thun vnd wesens / denn daß es Göttlich ist / vnd also / daß er daher alles ergentze vnd erfülle / im Himmel vnd Erden / wissen weder jr noch wir etwas gewisses anzuzeigen / denn wir haben davon keine Schrifft / so mag die vernunfft dahin nicht reichen.

Zürcher: Ist aber der HERR nun leiblich im Himmel / so ist er nicht leiblich auff Erden?

Bucer: Ja dermassen / wie er im Himmel ist / also ist er nicht auff Erden: Dort sihet man jn von Angesicht zu Angesicht / auff Erden im spiegel vnd dunckeln wort der Predigt vnd Sacrament / wie auch der H. Augustinus lehret.

Zürcher: Mögen wir aber nicht sagen / Er sey nicht auff Erden?

Bucer: Im jrrdischen thun / wolt ich lieber sagen / vnd in der Welt: Denn also redet die Schrifft: Er habe die Welt vnd das jrrdisch Leben vnd wesen verlassen / noch ist er bey vns biß zum ende der Welt / vnd gibt vns die ware gemeinschafft seines Leibes vnnd Bluts im heiligen Abendmal / aber nicht auff weiß dieser Welt / denn jn da weder sinn noch vernunfft befindet / aber Himmlischer vnd Göttlicher weiß / die wir mit dem Glauben begreiffen / das gläubig gemüt / das sicht vnd befindet jn allein.

Zürcher: Reden wir denn nicht recht / so wir sagen: Der HERR ist leiblich im Himmel / Aber durch seine krafft vnd Geist bey vns auff Erden?

ten Anno 1538.beyder Naturen in Christo / daß er / nach dem er ein Gott ist / allenthalben sey: nach dem er aber Mensch ist / im Himmel / vñ nicht Eigẽschafft menschlicher natur. De loco certe nihil habemus in Scriptura. Christus ergetzt vnd erfüllet alles im Himmel vñ Erden. Christus im Himmel. Christus auff Erden. Christus ist nit im jrrdischen thun / vnd hat die Welt verlas sen / vnnd ist doch auch auff Erden bey vns / biß zu ende der welt / nit nur mit seinem Geist oder Krafft / sondern gantz Gott vnnd Mensch / wie ers im wort selbs außge sprochen vñ verheissen hat / Ich bin bey euch. Item / Diß ist mein Leib.allenthalben diffusus, außgossen. Item / er schreibet / daß der Leib deß HERRN allweg endlich sey / vnd sein maß habe. Das alles bekennen wir auch / vñ sagen gern / daß der HERR nach der form deß fleisches / wie der H. Augustinus redet / an seinem ort sey im Himmel / endlich vnd gemessen / vnd mit aller eigenschafft der menschlichen Natur / daß er seinem fleisch die vnsterbligkeit gegeben / vñ die Natur nicht genommen hat. Von weiter eigenschafft aber dieses orts / thun vnd wesens / denn daß es Göttlich ist / vñ also / daß er daher alles ergentze vnd erfülle / im Himmel vnd Erden / wissen weder jr noch wir etwas gewisses anzuzeigen / denn wir haben davon keine Schrifft / so mag die vernunfft dahin nicht reichen.

Zürcher: Ist aber der HERR nun leiblich im Himmel / so ist er nicht leiblich auff Erden?

Bucer: Ja dermassen / wie er im Himmel ist / also ist er nicht auff Erden: Dort sihet man jn von Angesicht zu Angesicht / auff Erden im spiegel vnd dunckeln wort der Predigt vñ Sacrament / wie auch der H. Augustinus lehret.

Zürcher: Mögen wir aber nicht sagen / Er sey nicht auff Erden?

Bucer: Im jrrdischen thun / wolt ich lieber sagen / vnd in der Welt: Denn also redet die Schrifft: Er habe die Welt vnd das jrrdisch Leben vnd wesen verlassen / noch ist er bey vns biß zum ende der Welt / vnd gibt vns die ware gemeinschafft seines Leibes vnnd Bluts im heiligen Abendmal / aber nicht auff weiß dieser Welt / denn jn da weder sinn noch vernunfft befindet / aber Him̃lischer vñ Göttlicher weiß / die wir mit dem Glauben begreiffen / das gläubig gemüt / das sicht vnd befindet jn allein.

Zürcher: Reden wir denn nicht recht / so wir sagen: Der HERR ist leiblich im Himmel / Aber durch seine krafft vnd Geist bey vns auff Erden?

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[420/0436] ten beyder Naturen in Christo / daß er / nach dem er ein Gott ist / allenthalben sey: nach dem er aber Mensch ist / im Himmel / vñ nicht allenthalben diffusus, außgossen. Item / er schreibet / daß der Leib deß HERRN allweg endlich sey / vnd sein maß habe. Das alles bekennen wir auch / vñ sagen gern / daß der HERR nach der form deß fleisches / wie der H. Augustinus redet / an seinem ort sey im Himmel / endlich vnd gemessen / vnd mit aller eigenschafft der menschlichen Natur / daß er seinem fleisch die vnsterbligkeit gegeben / vñ die Natur nicht genommen hat. Von weiter eigenschafft aber dieses orts / thun vnd wesens / denn daß es Göttlich ist / vñ also / daß er daher alles ergentze vnd erfülle / im Himmel vnd Erden / wissen weder jr noch wir etwas gewisses anzuzeigen / denn wir haben davon keine Schrifft / so mag die vernunfft dahin nicht reichen. Anno 1538. Eigẽschafft menschlicher natur. De loco certe nihil habemus in Scriptura. Christus ergetzt vnd erfüllet alles im Himmel vñ Erden. Christus im Himmel. Christus auff Erden. Christus ist nit im jrrdischen thun / vnd hat die Welt verlas sen / vnnd ist doch auch auff Erden bey vns / biß zu ende der welt / nit nur mit seinem Geist oder Krafft / sondern gantz Gott vnnd Mensch / wie ers im wort selbs außge sprochen vñ verheissen hat / Ich bin bey euch. Item / Diß ist mein Leib. Zürcher: Ist aber der HERR nun leiblich im Himmel / so ist er nicht leiblich auff Erden? Bucer: Ja dermassen / wie er im Himmel ist / also ist er nicht auff Erden: Dort sihet man jn von Angesicht zu Angesicht / auff Erden im spiegel vnd dunckeln wort der Predigt vñ Sacrament / wie auch der H. Augustinus lehret. Zürcher: Mögen wir aber nicht sagen / Er sey nicht auff Erden? Bucer: Im jrrdischen thun / wolt ich lieber sagen / vnd in der Welt: Denn also redet die Schrifft: Er habe die Welt vnd das jrrdisch Leben vnd wesen verlassen / noch ist er bey vns biß zum ende der Welt / vnd gibt vns die ware gemeinschafft seines Leibes vnnd Bluts im heiligen Abendmal / aber nicht auff weiß dieser Welt / denn jn da weder sinn noch vernunfft befindet / aber Him̃lischer vñ Göttlicher weiß / die wir mit dem Glauben begreiffen / das gläubig gemüt / das sicht vnd befindet jn allein. Zürcher: Reden wir denn nicht recht / so wir sagen: Der HERR ist leiblich im Himmel / Aber durch seine krafft vnd Geist bey vns auff Erden?

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/436>, abgerufen am 24.11.2024.