Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.Hergegen aber hat D. Lutherus niemals geleret / oder ge schrieben / das die Erbsünde ein substantz oder wesen sey / oder wie man in Schulen zu reden pflegt in das praedicamentum substantiae gehöre (wie vnser Gegentheil streitet) sondern viel mehr das Gegenspiel: nemlich das die Erbsünde keine substantz sey / wie Aristoteles vnnd die Dialectici in Schulen die substantz beschreiben / vnd derwegen ins praedi camentum substantiae nicht zu setzen sey. Tom. 2. Ienensi contra Latomum Pag. 418. Der dritte / das Gegentheil hat bißher gestritten vnnd 3. vnterscheid.noch / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde selbst sey. Anathematisiert auch alle / so es disfals mit jhrer meinung nicht halten wollen / wie dessen alle jhre Bücher voll sein. Hergegen kan es nimmermehr aus D. Lutheri Schrifften dargethan oder erwiesen werden / das er jemals geschrieben / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid eigentlich die Erbsünde selbst sey. Das die Erbsünde in der vernünfftigen Seele sey / vnd dieselbige verderbt habe / das findet man wol in D. Luthers Schrifften offt / das aber die vernünfftige Seele ohne allen vnterscheid die Erbsünde eigentlich selbst sein solle / das stehet in Lutheri Büchern nicht / mag auch daraus nicht beygebracht werden. 4. vnterscheid.Der vierde / Illyricus hat öffentlich gestritten in seinen Büchern so noch verhanden sind / das die Erbsünde eine vernünfftige oder verstendige mechtige Creatur sey. Dieses hat D. Luthero niemals getreumet / geschweige denn / das er solche Gotteslesterung solle gelehret / oder von sich geschrieben haben / Beruffen vns derwegen getrost auff seine Tomos vnnd sind des ge- Hergegen aber hat D. Lutherus niemals geleret / oder ge schrieben / das die Erbsünde ein substantz oder wesen sey / oder wie man in Schulen zu reden pflegt in das praedicamentum substantiae gehöre (wie vnser Gegentheil streitet) sondern viel mehr das Gegenspiel: nemlich das die Erbsünde keine substantz sey / wie Aristoteles vnnd die Dialectici in Schulen die substantz beschreiben / vnd derwegen ins praedi camentum substantiae nicht zu setzen sey. Tom. 2. Ienensi contra Latomum Pag. 418. Der dritte / das Gegentheil hat bißher gestritten vnnd 3. vnterscheid.noch / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde selbst sey. Anathematisiert auch alle / so es disfals mit jhrer meinung nicht halten wollen / wie dessen alle jhre Bücher voll sein. Hergegen kan es nimmermehr aus D. Lutheri Schrifften dargethan oder erwiesen werden / das er jemals geschrieben / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid eigentlich die Erbsünde selbst sey. Das die Erbsünde in der vernünfftigen Seele sey / vnd dieselbige verderbt habe / das findet man wol in D. Luthers Schrifften offt / das aber die vernünfftige Seele ohne allen vnterscheid die Erbsünde eigentlich selbst sein solle / das stehet in Lutheri Büchern nicht / mag auch daraus nicht beygebracht werden. 4. vnterscheid.Der vierde / Illyricus hat öffentlich gestritten in seinen Büchern so noch verhanden sind / das die Erbsünde eine vernünfftige oder verstendige mechtige Creatur sey. Dieses hat D. Luthero niemals getreumet / geschweige denn / das er solche Gotteslesterung solle gelehret / oder von sich geschrieben haben / Beruffen vns derwegen getrost auff seine Tomos vnnd sind des ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0084"/> Hergegen aber hat D. Lutherus niemals geleret / oder ge schrieben / das die Erbsünde ein substantz oder wesen sey / oder wie man in Schulen zu reden pflegt in das praedicamentum substantiae gehöre (wie vnser Gegentheil streitet) sondern viel mehr das Gegenspiel: nemlich das die Erbsünde keine substantz sey / wie Aristoteles vnnd die Dialectici in Schulen die substantz beschreiben / vnd derwegen ins praedi camentum substantiae nicht zu setzen sey. Tom. 2. Ienensi contra Latomum Pag. 418.</p> <p>Der dritte / das Gegentheil hat bißher gestritten vnnd <note place="left">3. vnterscheid.</note>noch / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde selbst sey. Anathematisiert auch alle / so es disfals mit jhrer meinung nicht halten wollen / wie dessen alle jhre Bücher voll sein. Hergegen kan es nimmermehr aus D. Lutheri Schrifften dargethan oder erwiesen werden / das er jemals geschrieben / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid eigentlich die Erbsünde selbst sey.</p> <p>Das die Erbsünde in der vernünfftigen Seele sey / vnd dieselbige verderbt habe / das findet man wol in D. Luthers Schrifften offt / das aber die vernünfftige Seele ohne allen vnterscheid die Erbsünde eigentlich selbst sein solle / das stehet in Lutheri Büchern nicht / mag auch daraus nicht beygebracht werden.</p> <note place="left">4. vnterscheid.</note> <p>Der vierde / Illyricus hat öffentlich gestritten in seinen Büchern so noch verhanden sind / das die Erbsünde eine vernünfftige oder verstendige mechtige Creatur sey. Dieses hat D. Luthero niemals getreumet / geschweige denn / das er solche Gotteslesterung solle gelehret / oder von sich geschrieben haben / Beruffen vns derwegen getrost auff seine Tomos vnnd sind des ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0084]
Hergegen aber hat D. Lutherus niemals geleret / oder ge schrieben / das die Erbsünde ein substantz oder wesen sey / oder wie man in Schulen zu reden pflegt in das praedicamentum substantiae gehöre (wie vnser Gegentheil streitet) sondern viel mehr das Gegenspiel: nemlich das die Erbsünde keine substantz sey / wie Aristoteles vnnd die Dialectici in Schulen die substantz beschreiben / vnd derwegen ins praedi camentum substantiae nicht zu setzen sey. Tom. 2. Ienensi contra Latomum Pag. 418.
Der dritte / das Gegentheil hat bißher gestritten vnnd noch / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde selbst sey. Anathematisiert auch alle / so es disfals mit jhrer meinung nicht halten wollen / wie dessen alle jhre Bücher voll sein. Hergegen kan es nimmermehr aus D. Lutheri Schrifften dargethan oder erwiesen werden / das er jemals geschrieben / das die vernünfftige Seele des menschen ohne allen vnterscheid eigentlich die Erbsünde selbst sey.
3. vnterscheid. Das die Erbsünde in der vernünfftigen Seele sey / vnd dieselbige verderbt habe / das findet man wol in D. Luthers Schrifften offt / das aber die vernünfftige Seele ohne allen vnterscheid die Erbsünde eigentlich selbst sein solle / das stehet in Lutheri Büchern nicht / mag auch daraus nicht beygebracht werden.
Der vierde / Illyricus hat öffentlich gestritten in seinen Büchern so noch verhanden sind / das die Erbsünde eine vernünfftige oder verstendige mechtige Creatur sey. Dieses hat D. Luthero niemals getreumet / geschweige denn / das er solche Gotteslesterung solle gelehret / oder von sich geschrieben haben / Beruffen vns derwegen getrost auff seine Tomos vnnd sind des ge-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/84>, abgerufen am 16.07.2024. |