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Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

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Das ist / Darumb sind die sünde nicht warhafftig / da sie gesehen vnnd empfunden werden. Denn nach S. Pauli Theologia ist keine sünde / kein todt / kein fluch mehr in der welt / Sondern in Christo welcher ist das lamb Gottes / das weggenommen hat die sünde der welt / der ist worden ein fluch / das er vns vom fluch erlösete. Hergegen aber nach der Philosophia vnd der vernunfft / ist sünde todt vnd fluch nirgend denn in der welt / im fleisch vnnd in den sündern. Denn es kan ein Sophistischer Theologus nicht anders von der sünde reden / denn wie ein heidnischer Philosophus / nemlich also / qualites / das ist / ein zufellig ding klebet oder hanget an dem wesen. Wie nu die farbe an der wand ist / also ist auch die sünde in der welt / fleisch vnnd gewissen / darumb mus man sie auswaschen oder vertreiben / durch wiederwertige bewegung / nemlich durch die liebe. Aber die rechte warhafftige Theologia leret / das keine sünde mehr in der welt sey. Denn Christus auff welchen der vater der gantzen welt sünde geworffen Jesa. 53. hat die sünde in se nem leibe vberwunden / vertilget vnnd getödtet / vnnd nach dem er von den todten erstanden stirbt er nicht mehr. Darumb wo der glaube an Christum ist / daselbst ist warhafftig die sünde vertilgt gestorben vnnd begraben. Wo aber der glaube an Christum nicht ist / da bleibt die sünde / wiewol auch noch sünde bleibet in den heiligen / denn sie gleuben nicht vollkommen / wiewol sie gestorben sind / darumb das sie von wegen des glaubens an Christum nicht zugerechnet werden. Bisher Lutherus.

Antwort / Das D. Lutherus das wort qualitas vnart oder accidens (denn qualitas wird vnter die accidentia gezehlet) nicht simpliciter oder gentzlich verwerffe / erscheinet erstlich aus seiner auslegung vber den 90. Psalm

Das ist / Darumb sind die sünde nicht warhafftig / da sie gesehen vnnd empfunden werden. Denn nach S. Pauli Theologia ist keine sünde / kein todt / kein fluch mehr in der welt / Sondern in Christo welcher ist das lamb Gottes / das weggenommen hat die sünde der welt / der ist worden ein fluch / das er vns vom fluch erlösete. Hergegen aber nach der Philosophia vnd der vernunfft / ist sünde todt vnd fluch nirgend denn in der welt / im fleisch vnnd in den sündern. Denn es kan ein Sophistischer Theologus nicht anders von der sünde reden / denn wie ein heidnischer Philosophus / nemlich also / qualites / das ist / ein zufellig ding klebet oder hanget an dem wesen. Wie nu die farbe an der wand ist / also ist auch die sünde in der welt / fleisch vnnd gewissen / darumb mus man sie auswaschen oder vertreiben / durch wiederwertige bewegung / nemlich durch die liebe. Aber die rechte warhafftige Theologia leret / das keine sünde mehr in der welt sey. Denn Christus auff welchen der vater der gantzen welt sünde geworffen Jesa. 53. hat die sünde in se nem leibe vberwunden / vertilget vnnd getödtet / vnnd nach dem er von den todten erstanden stirbt er nicht mehr. Darumb wo der glaube an Christum ist / daselbst ist warhafftig die sünde vertilgt gestorben vnnd begraben. Wo aber der glaube an Christum nicht ist / da bleibt die sünde / wiewol auch noch sünde bleibet in den heiligen / denn sie gleuben nicht vollkommen / wiewol sie gestorben sind / darumb das sie von wegen des glaubens an Christum nicht zugerechnet werden. Bisher Lutherus.

Antwort / Das D. Lutherus das wort qualitas vnart oder accidens (denn qualitas wird vnter die accidentia gezehlet) nicht simpliciter oder gentzlich verwerffe / erscheinet erstlich aus seiner auslegung vber den 90. Psalm

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[0218] Das ist / Darumb sind die sünde nicht warhafftig / da sie gesehen vnnd empfunden werden. Denn nach S. Pauli Theologia ist keine sünde / kein todt / kein fluch mehr in der welt / Sondern in Christo welcher ist das lamb Gottes / das weggenommen hat die sünde der welt / der ist worden ein fluch / das er vns vom fluch erlösete. Hergegen aber nach der Philosophia vnd der vernunfft / ist sünde todt vnd fluch nirgend denn in der welt / im fleisch vnnd in den sündern. Denn es kan ein Sophistischer Theologus nicht anders von der sünde reden / denn wie ein heidnischer Philosophus / nemlich also / qualites / das ist / ein zufellig ding klebet oder hanget an dem wesen. Wie nu die farbe an der wand ist / also ist auch die sünde in der welt / fleisch vnnd gewissen / darumb mus man sie auswaschen oder vertreiben / durch wiederwertige bewegung / nemlich durch die liebe. Aber die rechte warhafftige Theologia leret / das keine sünde mehr in der welt sey. Denn Christus auff welchen der vater der gantzen welt sünde geworffen Jesa. 53. hat die sünde in se nem leibe vberwunden / vertilget vnnd getödtet / vnnd nach dem er von den todten erstanden stirbt er nicht mehr. Darumb wo der glaube an Christum ist / daselbst ist warhafftig die sünde vertilgt gestorben vnnd begraben. Wo aber der glaube an Christum nicht ist / da bleibt die sünde / wiewol auch noch sünde bleibet in den heiligen / denn sie gleuben nicht vollkommen / wiewol sie gestorben sind / darumb das sie von wegen des glaubens an Christum nicht zugerechnet werden. Bisher Lutherus. Antwort / Das D. Lutherus das wort qualitas vnart oder accidens (denn qualitas wird vnter die accidentia gezehlet) nicht simpliciter oder gentzlich verwerffe / erscheinet erstlich aus seiner auslegung vber den 90. Psalm

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/218>, abgerufen am 24.11.2024.