Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.Fürs dritte / wenn das wort sünde in diesem Spruch des Gegentheils wahn nach / so viel heissen solte / als der mensch selbst ohn vnterscheid / so müst folgen / das die sünde betete / das jhr Gott wolle gnedig sein / welchs aber aus der Schrifft nimmermehr mag erwiesen werden. Fürs vierde / so muß nu die art zu reden erwogen vnnd aus gleichen Sprüchen erkündigung genommen werden / was Dauid heisse seiner Missethat gnedig sein / Nemlich nicht der sünde eigendlich zu reden / sondern Dauid selbsten gnedig sein / sich vber jhn erbarmen / jhm seine Missethat aus gnaden erlassen / nicht zurechnen etc. Wie aus den folgenden worten des 25. Psalms zu sehen ist: da er spricht / wende dich zu mir vnnd sey mir gnedig. Item Ps: 51. Gott sey mir gnedig nach deiner güte / vnnd tilge meine sünde nach deiner grossen barmhertzigkeit. Da Dauid sich selbst fein rund erkleret / was er meine / wenn er sagt / sey meiner Missethat gnedig / Nemlich / nicht das er die sünde selbst sey / oder das Gott der sünde gnedig sey: sondern das er verstehe / das Gott jhme selbst / vnnd nicht der sünde / wolle gnedig sein / jhme seine Missethat verzeihen vnd nicht zurechnen. Denn wo er das thete / müste er mit Leib vnnd Seel ewig verdampt vnd verloren sein vnd bleiben. Wer darauff acht gibt / wird sich des Gegentheils falsche meinung nicht jrre machen oder verfüren lassen. Vnd also erkleret auch Christus diese weise zu reden Luc. 18. in der Parabel vom Phariseer vnnd Zölner / da er spricht / Der Zölner habe an seine Brust geschlagen vnd gebetet / Ach Gott biß mir sünder gnedig. Da der Zölner ja Christus selbst deutlich zwischen dem Zölner als einem sünder vnd der sünde vnterscheidet. Zeiget an / das die sünder beten sollen / nicht das Gott der sünden wolle gnedig sein / Fürs dritte / wenn das wort sünde in diesem Spruch des Gegentheils wahn nach / so viel heissen solte / als der mensch selbst ohn vnterscheid / so müst folgen / das die sünde betete / das jhr Gott wolle gnedig sein / welchs aber aus der Schrifft nimmermehr mag erwiesen werden. Fürs vierde / so muß nu die art zu reden erwogen vnnd aus gleichen Sprüchen erkündigung genommen werden / was Dauid heisse seiner Missethat gnedig sein / Nemlich nicht der sünde eigendlich zu reden / sondern Dauid selbsten gnedig sein / sich vber jhn erbarmen / jhm seine Missethat aus gnaden erlassen / nicht zurechnen etc. Wie aus den folgenden worten des 25. Psalms zu sehen ist: da er spricht / wende dich zu mir vnnd sey mir gnedig. Item Ps: 51. Gott sey mir gnedig nach deiner güte / vnnd tilge meine sünde nach deiner grossen barmhertzigkeit. Da Dauid sich selbst fein rund erkleret / was er meine / wenn er sagt / sey meiner Missethat gnedig / Nemlich / nicht das er die sünde selbst sey / oder das Gott der sünde gnedig sey: sondern das er verstehe / das Gott jhme selbst / vnnd nicht der sünde / wolle gnedig sein / jhme seine Missethat verzeihen vñ nicht zurechnen. Denn wo er das thete / müste er mit Leib vnnd Seel ewig verdampt vnd verloren sein vnd bleiben. Wer darauff acht gibt / wird sich des Gegentheils falsche meinung nicht jrre machen oder verfüren lassen. Vnd also erkleret auch Christus diese weise zu reden Luc. 18. in der Parabel vom Phariseer vnnd Zölner / da er spricht / Der Zölner habe an seine Brust geschlagen vnd gebetet / Ach Gott biß mir sünder gnedig. Da der Zölner ja Christus selbst deutlich zwischen dem Zölner als einem sünder vnd der sünde vnterscheidet. 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Da Dauid sich selbst fein rund erkleret / was er meine / wenn er sagt / sey meiner Missethat gnedig / Nemlich / nicht das er die sünde selbst sey / oder das Gott der sünde gnedig sey: sondern das er verstehe / das Gott jhme selbst / vnnd nicht der sünde / wolle gnedig sein / jhme seine Missethat verzeihen vñ nicht zurechnen. Denn wo er das thete / müste er mit Leib vnnd Seel ewig verdampt vnd verloren sein vnd bleiben.</p> <p>Wer darauff acht gibt / wird sich des Gegentheils falsche meinung nicht jrre machen oder verfüren lassen.</p> <p>Vnd also erkleret auch Christus diese weise zu reden Luc. 18. in der Parabel vom Phariseer vnnd Zölner / da er spricht / Der Zölner habe an seine Brust geschlagen vnd gebetet / Ach Gott biß mir sünder gnedig. Da der Zölner ja Christus selbst deutlich zwischen dem Zölner als einem sünder vnd der sünde vnterscheidet. Zeiget an / das die sünder beten sollen / nicht das Gott der sünden wolle gnedig sein / </p> </div> </body> </text> </TEI> [0181]
Fürs dritte / wenn das wort sünde in diesem Spruch des Gegentheils wahn nach / so viel heissen solte / als der mensch selbst ohn vnterscheid / so müst folgen / das die sünde betete / das jhr Gott wolle gnedig sein / welchs aber aus der Schrifft nimmermehr mag erwiesen werden.
Fürs vierde / so muß nu die art zu reden erwogen vnnd aus gleichen Sprüchen erkündigung genommen werden / was Dauid heisse seiner Missethat gnedig sein / Nemlich nicht der sünde eigendlich zu reden / sondern Dauid selbsten gnedig sein / sich vber jhn erbarmen / jhm seine Missethat aus gnaden erlassen / nicht zurechnen etc. Wie aus den folgenden worten des 25. Psalms zu sehen ist: da er spricht / wende dich zu mir vnnd sey mir gnedig. Item Ps: 51. Gott sey mir gnedig nach deiner güte / vnnd tilge meine sünde nach deiner grossen barmhertzigkeit. Da Dauid sich selbst fein rund erkleret / was er meine / wenn er sagt / sey meiner Missethat gnedig / Nemlich / nicht das er die sünde selbst sey / oder das Gott der sünde gnedig sey: sondern das er verstehe / das Gott jhme selbst / vnnd nicht der sünde / wolle gnedig sein / jhme seine Missethat verzeihen vñ nicht zurechnen. Denn wo er das thete / müste er mit Leib vnnd Seel ewig verdampt vnd verloren sein vnd bleiben.
Wer darauff acht gibt / wird sich des Gegentheils falsche meinung nicht jrre machen oder verfüren lassen.
Vnd also erkleret auch Christus diese weise zu reden Luc. 18. in der Parabel vom Phariseer vnnd Zölner / da er spricht / Der Zölner habe an seine Brust geschlagen vnd gebetet / Ach Gott biß mir sünder gnedig. Da der Zölner ja Christus selbst deutlich zwischen dem Zölner als einem sünder vnd der sünde vnterscheidet. Zeiget an / das die sünder beten sollen / nicht das Gott der sünden wolle gnedig sein /
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/181>, abgerufen am 16.02.2025. |