Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung. Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quod dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / a dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden. Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern. Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt. Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassen mit dicker finsternis ein zeitlang behafft sein können. Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es. geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung. Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quòd dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / â dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden. Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern. Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt. Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassẽ mit dicker finsternis ein zeitlãg behafft sein köñẽ. Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0084" n="80"/> geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung.</p> <p>Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quòd dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / â dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden.</p> <p>Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern.</p> <p>Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt.</p> <p>Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassẽ mit dicker finsternis ein zeitlãg behafft sein köñẽ.</p> <p>Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es.</p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0084]
geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung.
Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quòd dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / â dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden.
Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern.
Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt.
Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassẽ mit dicker finsternis ein zeitlãg behafft sein köñẽ.
Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/84>, abgerufen am 23.07.2024. |