Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein. Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden. Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen. Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis. Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben. Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe. Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein. Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden. Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen. Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis. Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben. Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe. Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0059" n="55"/> <p>Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein.</p> <p>Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden.</p> <p>Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen.</p> <p>Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis.</p> <p>Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben.</p> <p>Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe.</p> <p>Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel </p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0059]
Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein.
Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden.
Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen.
Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis.
Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben.
Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe.
Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/59>, abgerufen am 23.07.2024. |