Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.Jesuiten halben / ob / vnd wie fern wirs mit jhnen halten / oder nicht / vns gnugsam erklert / dabey wirs nochmals beruhen lassen. Vnd zweiffeln gleichwol gar nicht / das viel gelerter verstendiger Leut vnter jhnen erzogen werden / die der Warheit mit ernst nachforschen / vnd die Sachen vieleicht besser / denn sie sich dürffen vernemen / oder mercken lassen / verstehen. Für welche wir Gott nicht vnbillig anruffen / das jnen das Licht des erkentnis / wie in diesem / also auch in andern streittigen Artickeln / so wol / als vns / von tag zu tag mehr / vnd klärer angezündet / vnd mitgetheilet werde. Vnserm gegenteil aber geben wir nochmals den Spruch Tertulliani zu einem Latein auff: Veritas non ex personis, sed personae ex veritate aestimari debent. Oder / wie der Heide Seneca recht gesagt: Non semper spectandum est, quis dicat, sed quid dicatur. Wenn Gott redet / so bleibts billig dabey: Ipse dixit. Wenn aber Menschen reden / so heissts: Man sol nicht vff die Person / sondern auff die Sachen sehen. Denn die Warheit / so fern sie recht / vnd schlecht tractirt / vnd erkleret wird / endert sich mit nichten nach den eusserlichen vmbstenden der zeit / Ort / vnd Personen / sondern ist / vnd bleibet vnwandelbar ewiglich. Derwegen auch von vnserm gegenteil hieran seht vnbillig geschicht / das sie der Apostolischen Regel zu wider: Omnia probate, quod bonum est, tenete; jhres gegenteils Bücher zu lesen stracks verbieten. In massen newlich D. Dauid Voigt (der sonsten die Sachen viel besser verstehet / wie jn denn sein Praeceptor Philippus Melanthon viel anders vnterrichtet / vnd freilich auch viel besser / nisi vetus dor- Jesuiten halben / ob / vnd wie fern wirs mit jhnen halten / oder nicht / vns gnugsam erklert / dabey wirs nochmals beruhen lassen. Vnd zweiffeln gleichwol gar nicht / das viel gelerter verstendiger Leut vnter jhnen erzogen werden / die der Warheit mit ernst nachforschen / vnd die Sachen vieleicht besser / denn sie sich dürffen vernemen / oder mercken lassen / verstehen. Für welche wir Gott nicht vnbillig anruffen / das jnen das Licht des erkentnis / wie in diesem / also auch in andern streittigen Artickeln / so wol / als vns / von tag zu tag mehr / vnd klärer angezündet / vnd mitgetheilet werde. Vnserm gegenteil aber geben wir nochmals den Spruch Tertulliani zu einem Latein auff: Veritas non ex personis, sed personae ex veritate aestimari debent. Oder / wie der Heide Seneca recht gesagt: Non semper spectandum est, quis dicat, sed quid dicatur. Wenn Gott redet / so bleibts billig dabey: Ipse dixit. Wenn aber Menschen reden / so heissts: Man sol nicht vff die Person / sondern auff die Sachen sehen. Denn die Warheit / so fern sie recht / vnd schlecht tractirt / vnd erkleret wird / endert sich mit nichten nach den eusserlichen vmbstenden der zeit / Ort / vnd Personen / sondern ist / vnd bleibet vnwandelbar ewiglich. Derwegen auch von vnserm gegenteil hieran seht vnbillig geschicht / das sie der Apostolischen Regel zu wider: Omnia probate, quod bonum est, tenete; jhres gegenteils Bücher zu lesen stracks verbieten. In massen newlich D. Dauid Voigt (der sonsten die Sachen viel besser verstehet / wie jn denn sein Praeceptor Philippus Melanthon viel anders vnterrichtet / vnd freilich auch viel besser / nisi vetus dor- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0209" n="205"/> Jesuiten halben / ob / vnd wie fern wirs mit jhnen halten / oder nicht / vns gnugsam erklert / dabey wirs nochmals beruhen lassen. Vnd zweiffeln gleichwol gar nicht / das viel gelerter verstendiger Leut vnter jhnen erzogen werden / die der Warheit mit ernst nachforschen / vnd die Sachen vieleicht besser / denn sie sich dürffen vernemen / oder mercken lassen / verstehen. Für welche wir Gott nicht vnbillig anruffen / das jnen das Licht des erkentnis / wie in diesem / also auch in andern streittigen Artickeln / so wol / als vns / von tag zu tag mehr / vnd klärer angezündet / vnd mitgetheilet werde.</p> <p>Vnserm gegenteil aber geben wir nochmals den Spruch Tertulliani zu einem Latein auff: Veritas non ex personis, sed personae ex veritate aestimari debent. Oder / wie der Heide Seneca recht gesagt: Non semper spectandum est, quis dicat, sed quid dicatur.</p> <p>Wenn Gott redet / so bleibts billig dabey: Ipse dixit. Wenn aber Menschen reden / so heissts: Man sol nicht vff die Person / sondern auff die Sachen sehen. Denn die Warheit / so fern sie recht / vnd schlecht tractirt / vnd erkleret wird / endert sich mit nichten nach den eusserlichen vmbstenden der zeit / Ort / vnd Personen / sondern ist / vnd bleibet vnwandelbar ewiglich.</p> <p>Derwegen auch von vnserm gegenteil hieran seht vnbillig geschicht / das sie der Apostolischen Regel zu wider: Omnia probate, quod bonum est, tenete; jhres gegenteils Bücher zu lesen stracks verbieten. In massen newlich D. Dauid Voigt (der sonsten die Sachen viel besser verstehet / wie jn denn sein Praeceptor Philippus Melanthon viel anders vnterrichtet / vnd freilich auch viel besser / nisi vetus dor- </p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0209]
Jesuiten halben / ob / vnd wie fern wirs mit jhnen halten / oder nicht / vns gnugsam erklert / dabey wirs nochmals beruhen lassen. Vnd zweiffeln gleichwol gar nicht / das viel gelerter verstendiger Leut vnter jhnen erzogen werden / die der Warheit mit ernst nachforschen / vnd die Sachen vieleicht besser / denn sie sich dürffen vernemen / oder mercken lassen / verstehen. Für welche wir Gott nicht vnbillig anruffen / das jnen das Licht des erkentnis / wie in diesem / also auch in andern streittigen Artickeln / so wol / als vns / von tag zu tag mehr / vnd klärer angezündet / vnd mitgetheilet werde.
Vnserm gegenteil aber geben wir nochmals den Spruch Tertulliani zu einem Latein auff: Veritas non ex personis, sed personae ex veritate aestimari debent. Oder / wie der Heide Seneca recht gesagt: Non semper spectandum est, quis dicat, sed quid dicatur.
Wenn Gott redet / so bleibts billig dabey: Ipse dixit. Wenn aber Menschen reden / so heissts: Man sol nicht vff die Person / sondern auff die Sachen sehen. Denn die Warheit / so fern sie recht / vnd schlecht tractirt / vnd erkleret wird / endert sich mit nichten nach den eusserlichen vmbstenden der zeit / Ort / vnd Personen / sondern ist / vnd bleibet vnwandelbar ewiglich.
Derwegen auch von vnserm gegenteil hieran seht vnbillig geschicht / das sie der Apostolischen Regel zu wider: Omnia probate, quod bonum est, tenete; jhres gegenteils Bücher zu lesen stracks verbieten. In massen newlich D. Dauid Voigt (der sonsten die Sachen viel besser verstehet / wie jn denn sein Praeceptor Philippus Melanthon viel anders vnterrichtet / vnd freilich auch viel besser / nisi vetus dor-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/209>, abgerufen am 23.07.2024. |