Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.DAs siebenzehende argument hat denXVII. Herrn Verfassern nicht einen geringen schweis ausgejagt / dieweil sie es an so vielen Orten widerholen / vnd gern soluiren wolten / wenn sie könten. Aber es stehet noch fest / vnd vnbeweglich / wird auch wol in Ewigkeit vnumbgestossen bleiben. Die Frage ist diese. Nach dem der Spruch des Apostels: In Christo wohnet die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig / oder persönlich / Col. 2. von vnserm gegenteil also verstanden / vnd erkleret wird: Der Leib / oder das Fleisch / oder die menschliche Natur in Christo / ist durch die persönliche vereinigung mit dem ewigen Wort teilhafftig worden der völligen göttlichen almechtigkeit / alwissenheit / allenthalbenheit / glori / Maiestet / vnd herrligkeit / also / das sie nu mehr / so wol als die Gottheit / almechtig / alwissend / allenthalben / ja Gott selbst sey: So fragen wir nicht vnbillig / ob sie denn auch von ewigkeit hero sey / vnd was mehr zu der fülle der Gottheit gehört / zugleich empfangen habe? Denn wo alle fülle der Gottheit ist / da wird nichts ausgeschlossen. Müste also jhrem gedichte nach / Christus nach seinem fleisch nicht zu Bethlehem geborn / sondern mit seinem Leib vom Himel herab komen sein / wie die Apollinaristen geschwermet. Hierauff pflegten bisher vnser Widersacher zu antworten / das alle göttliche eigenschafften des ewigen Worts (nota, ALLE; derwegen auch / one anfang / vnd von ewigkeit / ja aus des Vaters Natur / vnd Wesen geborn / vnd also mit dem Wort vom Himel komen sein) der menschlichen Natur mitgeteilt werden / aber nicht auff einerley weis. DAs siebenzehende argument hat denXVII. Herrn Verfassern nicht einen geringen schweis ausgejagt / dieweil sie es an so vielen Orten widerholen / vnd gern soluiren wolten / wenn sie könten. Aber es stehet noch fest / vnd vnbeweglich / wird auch wol in Ewigkeit vnumbgestossen bleiben. Die Frage ist diese. Nach dem der Spruch des Apostels: In Christo wohnet die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig / oder persönlich / Col. 2. von vnserm gegenteil also verstanden / vnd erkleret wird: Der Leib / oder das Fleisch / oder die menschliche Natur in Christo / ist durch die persönliche vereinigung mit dem ewigen Wort teilhafftig worden der völligen göttlichen almechtigkeit / alwissenheit / allenthalbenheit / glori / Maiestet / vnd herrligkeit / also / das sie nu mehr / so wol als die Gottheit / almechtig / alwissend / allenthalben / ja Gott selbst sey: So fragen wir nicht vnbillig / ob sie denn auch von ewigkeit hero sey / vnd was mehr zu der fülle der Gottheit gehört / zugleich empfangen habe? Denn wo alle fülle der Gottheit ist / da wird nichts ausgeschlossen. Müste also jhrem gedichte nach / Christus nach seinem fleisch nicht zu Bethlehem geborn / sondern mit seinem Leib vom Himel herab komen sein / wie die Apollinaristen geschwermet. Hierauff pflegten bisher vnser Widersacher zu antworten / das alle göttliche eigenschafften des ewigen Worts (nota, ALLE; derwegen auch / one anfang / vnd von ewigkeit / ja aus des Vaters Natur / vnd Wesen geborn / vnd also mit dem Wort vom Himel komen sein) der menschlichen Natur mitgeteilt werden / aber nicht auff einerley weis. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0191" n="187"/> <p>DAs siebenzehende argument hat den<note place="right">XVII.</note> Herrn Verfassern nicht einen geringen schweis ausgejagt / dieweil sie es an so vielen Orten widerholen / vnd gern soluiren wolten / wenn sie könten. Aber es stehet noch fest / vnd vnbeweglich / wird auch wol in Ewigkeit vnumbgestossen bleiben.</p> <p>Die Frage ist diese. Nach dem der Spruch des Apostels: In Christo wohnet die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig / oder persönlich / Col. 2. von vnserm gegenteil also verstanden / vnd erkleret wird: Der Leib / oder das Fleisch / oder die menschliche Natur in Christo / ist durch die persönliche vereinigung mit dem ewigen Wort teilhafftig worden der völligen göttlichen almechtigkeit / alwissenheit / allenthalbenheit / glori / Maiestet / vnd herrligkeit / also / das sie nu mehr / so wol als die Gottheit / almechtig / alwissend / allenthalben / ja Gott selbst sey: So fragen wir nicht vnbillig / ob sie denn auch von ewigkeit hero sey / vnd was mehr zu der fülle der Gottheit gehört / zugleich empfangen habe?</p> <p>Denn wo alle fülle der Gottheit ist / da wird nichts ausgeschlossen. Müste also jhrem gedichte nach / Christus nach seinem fleisch nicht zu Bethlehem geborn / sondern mit seinem Leib vom Himel herab komen sein / wie die Apollinaristen geschwermet.</p> <p>Hierauff pflegten bisher vnser Widersacher zu antworten / das alle göttliche eigenschafften des ewigen Worts (nota, ALLE; derwegen auch / one anfang / vnd von ewigkeit / ja aus des Vaters Natur / vnd Wesen geborn / vnd also mit dem Wort vom Himel komen sein) der menschlichen Natur mitgeteilt werden / aber nicht auff einerley weis. </p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0191]
DAs siebenzehende argument hat den Herrn Verfassern nicht einen geringen schweis ausgejagt / dieweil sie es an so vielen Orten widerholen / vnd gern soluiren wolten / wenn sie könten. Aber es stehet noch fest / vnd vnbeweglich / wird auch wol in Ewigkeit vnumbgestossen bleiben.
XVII. Die Frage ist diese. Nach dem der Spruch des Apostels: In Christo wohnet die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig / oder persönlich / Col. 2. von vnserm gegenteil also verstanden / vnd erkleret wird: Der Leib / oder das Fleisch / oder die menschliche Natur in Christo / ist durch die persönliche vereinigung mit dem ewigen Wort teilhafftig worden der völligen göttlichen almechtigkeit / alwissenheit / allenthalbenheit / glori / Maiestet / vnd herrligkeit / also / das sie nu mehr / so wol als die Gottheit / almechtig / alwissend / allenthalben / ja Gott selbst sey: So fragen wir nicht vnbillig / ob sie denn auch von ewigkeit hero sey / vnd was mehr zu der fülle der Gottheit gehört / zugleich empfangen habe?
Denn wo alle fülle der Gottheit ist / da wird nichts ausgeschlossen. Müste also jhrem gedichte nach / Christus nach seinem fleisch nicht zu Bethlehem geborn / sondern mit seinem Leib vom Himel herab komen sein / wie die Apollinaristen geschwermet.
Hierauff pflegten bisher vnser Widersacher zu antworten / das alle göttliche eigenschafften des ewigen Worts (nota, ALLE; derwegen auch / one anfang / vnd von ewigkeit / ja aus des Vaters Natur / vnd Wesen geborn / vnd also mit dem Wort vom Himel komen sein) der menschlichen Natur mitgeteilt werden / aber nicht auff einerley weis.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/191>, abgerufen am 23.07.2024. |