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von Keyserling, Eduard: Beate und Mareile. Eine Schloßgeschichte. Berlin, [1909].

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- seid kostbare Träume - kostbar und vergänglich; nur für Festtage da - für heiße Stunden ganz voller Licht - für die Dämmerstunden sind die andern da, die stillen, weißen Frauen ... aber ihr, ihr müßt vergehen, wenn ihr nicht glücklich seid." Mareile lächelte. Günthers Worte taten ihr wohl. Sie wollte dieses kostbare, vergängliche und unverantwortliche Festtagswesen sein, das keinen Montag erleben konnte. Dann war es gut. Ziepens "lütte Mareile", die gerne Baronesse wäre, die Inspektorstochter, die der Gräfin den Herrn stiehlt, all das war dann nicht mehr da.

"Ja - ja," sagte sie mit der tragischen Musik ihrer Stimme. "Aber wenn wir da sind, sind wir alles." Sie beugte sich auf Günther nieder, der die Augen schloß, bleich, fast ohnmächtig vor übergroßer Erregung.

Mit dem ersten flüggen Volke Rebhühner langten das Ehepaar Sterneck und der Major von Tettau in Kaltin an. Der Major meinte, wenn er sein erstes Rebhuhn im Jahr nicht in Kaltin schösse, dann fielen ihm die Bestien in dem Jahre nicht.

Es war vor dem Diner. Abendlicht lag über dem Garten. Der Duft der Reseden und Tuberosen mischte sich mit dem Dufte der Pflaumen und Frühbirnen. Die Herren und Damen, schon für das Diner angekleidet, gingen noch ein wenig zwischen den Blumenbeeten auf und ab. Seneide und Beate standen auf der Veranda und schauten in den Garten hinab. Unten gingen Mareile und Günther eine Allee von Georginen entlang. Hübsch waren die hohen Pflanzen mit ihren weinroten Blumen; dazwischen Stockrosen,

– seid kostbare Träume – kostbar und vergänglich; nur für Festtage da – für heiße Stunden ganz voller Licht – für die Dämmerstunden sind die andern da, die stillen, weißen Frauen … aber ihr, ihr müßt vergehen, wenn ihr nicht glücklich seid.“ Mareile lächelte. Günthers Worte taten ihr wohl. Sie wollte dieses kostbare, vergängliche und unverantwortliche Festtagswesen sein, das keinen Montag erleben konnte. Dann war es gut. Ziepens „lütte Mareile“, die gerne Baronesse wäre, die Inspektorstochter, die der Gräfin den Herrn stiehlt, all das war dann nicht mehr da.

„Ja – ja,“ sagte sie mit der tragischen Musik ihrer Stimme. „Aber wenn wir da sind, sind wir alles.“ Sie beugte sich auf Günther nieder, der die Augen schloß, bleich, fast ohnmächtig vor übergroßer Erregung.

Mit dem ersten flüggen Volke Rebhühner langten das Ehepaar Sterneck und der Major von Tettau in Kaltin an. Der Major meinte, wenn er sein erstes Rebhuhn im Jahr nicht in Kaltin schösse, dann fielen ihm die Bestien in dem Jahre nicht.

Es war vor dem Diner. Abendlicht lag über dem Garten. Der Duft der Reseden und Tuberosen mischte sich mit dem Dufte der Pflaumen und Frühbirnen. Die Herren und Damen, schon für das Diner angekleidet, gingen noch ein wenig zwischen den Blumenbeeten auf und ab. Seneïde und Beate standen auf der Veranda und schauten in den Garten hinab. Unten gingen Mareile und Günther eine Allee von Georginen entlang. Hübsch waren die hohen Pflanzen mit ihren weinroten Blumen; dazwischen Stockrosen,

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[106/0108] – seid kostbare Träume – kostbar und vergänglich; nur für Festtage da – für heiße Stunden ganz voller Licht – für die Dämmerstunden sind die andern da, die stillen, weißen Frauen … aber ihr, ihr müßt vergehen, wenn ihr nicht glücklich seid.“ Mareile lächelte. Günthers Worte taten ihr wohl. Sie wollte dieses kostbare, vergängliche und unverantwortliche Festtagswesen sein, das keinen Montag erleben konnte. Dann war es gut. Ziepens „lütte Mareile“, die gerne Baronesse wäre, die Inspektorstochter, die der Gräfin den Herrn stiehlt, all das war dann nicht mehr da. „Ja – ja,“ sagte sie mit der tragischen Musik ihrer Stimme. „Aber wenn wir da sind, sind wir alles.“ Sie beugte sich auf Günther nieder, der die Augen schloß, bleich, fast ohnmächtig vor übergroßer Erregung. Mit dem ersten flüggen Volke Rebhühner langten das Ehepaar Sterneck und der Major von Tettau in Kaltin an. Der Major meinte, wenn er sein erstes Rebhuhn im Jahr nicht in Kaltin schösse, dann fielen ihm die Bestien in dem Jahre nicht. Es war vor dem Diner. Abendlicht lag über dem Garten. Der Duft der Reseden und Tuberosen mischte sich mit dem Dufte der Pflaumen und Frühbirnen. Die Herren und Damen, schon für das Diner angekleidet, gingen noch ein wenig zwischen den Blumenbeeten auf und ab. Seneïde und Beate standen auf der Veranda und schauten in den Garten hinab. Unten gingen Mareile und Günther eine Allee von Georginen entlang. Hübsch waren die hohen Pflanzen mit ihren weinroten Blumen; dazwischen Stockrosen,

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Zitationshilfe: von Keyserling, Eduard: Beate und Mareile. Eine Schloßgeschichte. Berlin, [1909], S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keyserling_beatemareile_1903/108>, abgerufen am 22.11.2024.