Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Ruhe bei Ihr. In diesen bangen Tagen Was kann man Bess'res thun, Als, jeder Sorg' entschlagen, An treuem Herzen ruhn? Ja, komm du Herz voll Liebe, Du Kind, o süßer Klang! Du Mai im Winter trübe, Du Tag in Nächten bang! Wie Blumen ohne Schmerzen Bey'm Schein der Sonne sind, Wie an dem Mutterherzen In Wonne ruht ein Kind; Wie Vogel ohne Sorgen Bey Kraut und Blume thut, Wie in dem Wald verborgen Ein Reh bey'm Borne ruht; So laß mich bey dir bleiben, Daß von der Menschen Qual, Von all dem bangen Treiben Dies Herz ausschlägt einmal. Ruhe bei Ihr. In dieſen bangen Tagen Was kann man Beſſ'res thun, Als, jeder Sorg' entſchlagen, An treuem Herzen ruhn? Ja, komm du Herz voll Liebe, Du Kind, o ſuͤßer Klang! Du Mai im Winter truͤbe, Du Tag in Naͤchten bang! Wie Blumen ohne Schmerzen Bey'm Schein der Sonne ſind, Wie an dem Mutterherzen In Wonne ruht ein Kind; Wie Vogel ohne Sorgen Bey Kraut und Blume thut, Wie in dem Wald verborgen Ein Reh bey'm Borne ruht; So laß mich bey dir bleiben, Daß von der Menſchen Qual, Von all dem bangen Treiben Dies Herz ausſchlaͤgt einmal. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0087" n="75"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Ruhe bei Ihr</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>In dieſen bangen Tagen</l><lb/> <l>Was kann man Beſſ'res thun,</l><lb/> <l>Als, jeder Sorg' entſchlagen,</l><lb/> <l>An treuem Herzen ruhn?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ja, komm du Herz voll Liebe,</l><lb/> <l>Du Kind, o ſuͤßer Klang!</l><lb/> <l>Du Mai im Winter truͤbe,</l><lb/> <l>Du Tag in Naͤchten bang!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie Blumen ohne Schmerzen</l><lb/> <l>Bey'm Schein der Sonne ſind,</l><lb/> <l>Wie an dem Mutterherzen</l><lb/> <l>In Wonne ruht ein Kind;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie Vogel ohne Sorgen</l><lb/> <l>Bey Kraut und Blume thut,</l><lb/> <l>Wie in dem Wald verborgen</l><lb/> <l>Ein Reh bey'm Borne ruht;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>So laß mich bey dir bleiben,</l><lb/> <l>Daß von der Menſchen Qual,</l><lb/> <l>Von all dem bangen Treiben</l><lb/> <l>Dies Herz ausſchlaͤgt einmal.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [75/0087]
Ruhe bei Ihr.
In dieſen bangen Tagen
Was kann man Beſſ'res thun,
Als, jeder Sorg' entſchlagen,
An treuem Herzen ruhn?
Ja, komm du Herz voll Liebe,
Du Kind, o ſuͤßer Klang!
Du Mai im Winter truͤbe,
Du Tag in Naͤchten bang!
Wie Blumen ohne Schmerzen
Bey'm Schein der Sonne ſind,
Wie an dem Mutterherzen
In Wonne ruht ein Kind;
Wie Vogel ohne Sorgen
Bey Kraut und Blume thut,
Wie in dem Wald verborgen
Ein Reh bey'm Borne ruht;
So laß mich bey dir bleiben,
Daß von der Menſchen Qual,
Von all dem bangen Treiben
Dies Herz ausſchlaͤgt einmal.
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/87>, abgerufen am 16.08.2024. |