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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Guter Rath.

Hält Armer dich gefangen noch
Des Erdentreibens Lust,
So drücke, dich zu retten, doch
Dein Kindlein an die Brust.
Blick' ihm in's Auge unverwandt,
Tief in den seel'gen Grund,
Hab Acht! du siehst das beste Land
Allein in seinem Rund.
Dann drück' es fester an das Herz,
Wo's anschlägt bang und laut,
Hab Acht! es zieht heraus den Schmerz
Recht wie ein heilend Kraut.
Dann leg' es ganz in's Herz hinein,
Und schließ das Herze zu,
Und laß nichts anders zu ihm ein,
Hab Acht! -- so heilest du.

Guter Rath.

Haͤlt Armer dich gefangen noch
Des Erdentreibens Luſt,
So druͤcke, dich zu retten, doch
Dein Kindlein an die Bruſt.
Blick' ihm in's Auge unverwandt,
Tief in den ſeel'gen Grund,
Hab Acht! du ſiehſt das beſte Land
Allein in ſeinem Rund.
Dann druͤck' es feſter an das Herz,
Wo's anſchlaͤgt bang und laut,
Hab Acht! es zieht heraus den Schmerz
Recht wie ein heilend Kraut.
Dann leg' es ganz in's Herz hinein,
Und ſchließ das Herze zu,
Und laß nichts anders zu ihm ein,
Hab Acht! — ſo heileſt du.

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[50/0062] Guter Rath. Haͤlt Armer dich gefangen noch Des Erdentreibens Luſt, So druͤcke, dich zu retten, doch Dein Kindlein an die Bruſt. Blick' ihm in's Auge unverwandt, Tief in den ſeel'gen Grund, Hab Acht! du ſiehſt das beſte Land Allein in ſeinem Rund. Dann druͤck' es feſter an das Herz, Wo's anſchlaͤgt bang und laut, Hab Acht! es zieht heraus den Schmerz Recht wie ein heilend Kraut. Dann leg' es ganz in's Herz hinein, Und ſchließ das Herze zu, Und laß nichts anders zu ihm ein, Hab Acht! — ſo heileſt du.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/62>, abgerufen am 22.11.2024.