Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Lust der Sturmnacht. Wann durch Berg und Thale draußen Regen schauert, Stürme brausen, Schild und Fenster hell erklirren Und in Nacht die Wandrer irren. Ruht es sich so süß hier innen, Aufgelöst in sel'ges Minnen, Blau und Gold, all' Himmelsschimmer, Flieht herein in's stille Zimmer. Reiches Leben! hab' Erbarmen! Halt mich fest in linden Armen! Lenzesblumen aufwärts dringen, Wölklein ziehen, Vögel singen. Ende wie du Sturmnacht wilde! Klirrt ihr Fenster! schwankt ihr Schilde! Bäumt euch, Wälder! braus', o Welle! Mich umfängt des Himmels Helle. Luſt der Sturmnacht. Wann durch Berg und Thale draußen Regen ſchauert, Stuͤrme brauſen, Schild und Fenſter hell erklirren Und in Nacht die Wandrer irren. Ruht es ſich ſo ſuͤß hier innen, Aufgeloͤst in ſel'ges Minnen, Blau und Gold, all' Himmelsſchimmer, Flieht herein in's ſtille Zimmer. Reiches Leben! hab' Erbarmen! Halt mich feſt in linden Armen! Lenzesblumen aufwaͤrts dringen, Woͤlklein ziehen, Voͤgel ſingen. Ende wie du Sturmnacht wilde! Klirrt ihr Fenſter! ſchwankt ihr Schilde! Baͤumt euch, Waͤlder! braus', o Welle! Mich umfaͤngt des Himmels Helle. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0044" n="32"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Luſt der Sturmnacht</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Wann durch Berg und Thale draußen</l><lb/> <l>Regen ſchauert, Stuͤrme brauſen,</l><lb/> <l>Schild und Fenſter hell erklirren</l><lb/> <l>Und in Nacht die Wandrer irren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ruht es ſich ſo ſuͤß hier innen,</l><lb/> <l>Aufgeloͤst in ſel'ges Minnen,</l><lb/> <l>Blau und Gold, all' Himmelsſchimmer,</l><lb/> <l>Flieht herein in's ſtille Zimmer.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Reiches Leben! hab' Erbarmen!</l><lb/> <l>Halt mich feſt in linden Armen!</l><lb/> <l>Lenzesblumen aufwaͤrts dringen,</l><lb/> <l>Woͤlklein ziehen, Voͤgel ſingen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ende wie du Sturmnacht wilde!</l><lb/> <l>Klirrt ihr Fenſter! ſchwankt ihr Schilde!</l><lb/> <l>Baͤumt euch, Waͤlder! braus', o Welle!</l><lb/> <l>Mich umfaͤngt des Himmels Helle.</l> </lg> </lg><lb/> </body> </text> </TEI> [32/0044]
Luſt der Sturmnacht.
Wann durch Berg und Thale draußen
Regen ſchauert, Stuͤrme brauſen,
Schild und Fenſter hell erklirren
Und in Nacht die Wandrer irren.
Ruht es ſich ſo ſuͤß hier innen,
Aufgeloͤst in ſel'ges Minnen,
Blau und Gold, all' Himmelsſchimmer,
Flieht herein in's ſtille Zimmer.
Reiches Leben! hab' Erbarmen!
Halt mich feſt in linden Armen!
Lenzesblumen aufwaͤrts dringen,
Woͤlklein ziehen, Voͤgel ſingen.
Ende wie du Sturmnacht wilde!
Klirrt ihr Fenſter! ſchwankt ihr Schilde!
Baͤumt euch, Waͤlder! braus', o Welle!
Mich umfaͤngt des Himmels Helle.
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/44>, abgerufen am 16.07.2024. |