Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826. Ein Bürger. Aber er war doch ein Verbrecher, er hat Frau und Kind erstochen. Handwerksbursche. Feinsliebchen ist betrübt, Als ich so flieg und weint: Wer dich so fliegen lehrt, Das ist der böse Feind. Tralirumla! Tralirumla! Ein Bürger. Warum hat er sich aber auch alsbald selbst der Gerech- tigkeit ausgeliefert? Noch alles hätte er vertuschen können. Er habe Frau und Kind aus Liebe ermordet, sprach er vor dem Gericht. Wahnsinn! -- Handwerksbursche. Feinsliebchen weint und schreit, Daß ich am Schrei erwacht'; Da lieg ich ach in Augsburg, Gefangen auf der Wacht. Tralirumla! Tralirumla! Der Schmid. Die Hand hat er mir noch gedrückt und hat gesprochen: Freund Schmid! sagt allen, daß es mein Wille, und daß ich's bei gesundem Verstande gethan; auch daß ich oft gesehn, daß endlich Alles so enden müsse. Er wollte noch was sagen, da schlugen sie die Trommeln. O mein Nachbar! mein lieber Nachbar! Ein Gerichtsdiener. Ja, ein schöner Kerl! fort! fort von diesen Gräbern! Ein Buͤrger. Aber er war doch ein Verbrecher, er hat Frau und Kind erſtochen. Handwerksburſche. Feinsliebchen iſt betruͤbt, Als ich ſo flieg und weint: Wer dich ſo fliegen lehrt, Das iſt der boͤſe Feind. Tralirumla! Tralirumla! Ein Buͤrger. Warum hat er ſich aber auch alsbald ſelbſt der Gerech- tigkeit ausgeliefert? Noch alles haͤtte er vertuſchen koͤnnen. Er habe Frau und Kind aus Liebe ermordet, ſprach er vor dem Gericht. Wahnſinn! — Handwerksburſche. Feinsliebchen weint und ſchreit, Daß ich am Schrei erwacht'; Da lieg ich ach in Augsburg, Gefangen auf der Wacht. Tralirumla! Tralirumla! Der Schmid. Die Hand hat er mir noch gedruͤckt und hat geſprochen: Freund Schmid! ſagt allen, daß es mein Wille, und daß ich's bei geſundem Verſtande gethan; auch daß ich oft geſehn, daß endlich Alles ſo enden muͤſſe. Er wollte noch was ſagen, da ſchlugen ſie die Trommeln. O mein Nachbar! mein lieber Nachbar! Ein Gerichtsdiener. Ja, ein ſchoͤner Kerl! fort! fort von dieſen Graͤbern! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0235" n="223"/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Ein Buͤrger</hi>.</speaker><lb/> <p>Aber er war doch ein Verbrecher, er hat Frau und Kind<lb/> erſtochen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Handwerksburſche</hi>.</speaker><lb/> <p>Feinsliebchen iſt betruͤbt,<lb/> Als ich ſo flieg und weint:<lb/> Wer dich ſo fliegen lehrt,<lb/> Das iſt der boͤſe Feind.<lb/> Tralirumla! Tralirumla!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Ein Buͤrger</hi>.</speaker><lb/> <p>Warum hat er ſich aber auch alsbald ſelbſt der Gerech-<lb/> tigkeit ausgeliefert? Noch alles haͤtte er vertuſchen koͤnnen.<lb/> Er habe Frau und Kind aus Liebe ermordet, ſprach er vor<lb/> dem Gericht. Wahnſinn! —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Handwerksburſche</hi>.</speaker><lb/> <p>Feinsliebchen weint und ſchreit,<lb/> Daß ich am Schrei erwacht';<lb/> Da lieg ich ach in Augsburg,<lb/> Gefangen auf der Wacht.<lb/> Tralirumla! Tralirumla!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Schmid</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Hand hat er mir noch gedruͤckt und hat geſprochen:<lb/> Freund Schmid! ſagt allen, daß es mein Wille, und daß ich's<lb/> bei geſundem Verſtande gethan; auch daß ich oft geſehn, daß<lb/> endlich Alles ſo enden muͤſſe. Er wollte noch was ſagen, da<lb/> ſchlugen ſie die Trommeln. O mein Nachbar! mein lieber<lb/> Nachbar!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Ein Gerichtsdiener</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, ein ſchoͤner Kerl! fort! fort von dieſen Graͤbern!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0235]
Ein Buͤrger.
Aber er war doch ein Verbrecher, er hat Frau und Kind
erſtochen.
Handwerksburſche.
Feinsliebchen iſt betruͤbt,
Als ich ſo flieg und weint:
Wer dich ſo fliegen lehrt,
Das iſt der boͤſe Feind.
Tralirumla! Tralirumla!
Ein Buͤrger.
Warum hat er ſich aber auch alsbald ſelbſt der Gerech-
tigkeit ausgeliefert? Noch alles haͤtte er vertuſchen koͤnnen.
Er habe Frau und Kind aus Liebe ermordet, ſprach er vor
dem Gericht. Wahnſinn! —
Handwerksburſche.
Feinsliebchen weint und ſchreit,
Daß ich am Schrei erwacht';
Da lieg ich ach in Augsburg,
Gefangen auf der Wacht.
Tralirumla! Tralirumla!
Der Schmid.
Die Hand hat er mir noch gedruͤckt und hat geſprochen:
Freund Schmid! ſagt allen, daß es mein Wille, und daß ich's
bei geſundem Verſtande gethan; auch daß ich oft geſehn, daß
endlich Alles ſo enden muͤſſe. Er wollte noch was ſagen, da
ſchlugen ſie die Trommeln. O mein Nachbar! mein lieber
Nachbar!
Ein Gerichtsdiener.
Ja, ein ſchoͤner Kerl! fort! fort von dieſen Graͤbern!
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