Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Einsame. Wohl gehest du an Liebeshand, Ein übersel'ger Mann; Ich geh' allein, doch mit mir geht Was mich beglücken kann. Es ist des Himmels heilig Blau, Der Aue Blumenpracht, Einsamer Nachtigallen Schlag In wolk'ger Wälder Nacht. Es ist der Wolke stiller Lauf Lebend'ger Wasser Zug, Der grünen Saaten wogend Meer Und leichter Vögel Flug. Du ruhst im zarten Frauenarm, Am Rosenmund voll Duft; Einsam geh' ich, im Mantel spielt Die kühle Abendluft. Es kommt kein Wandrer mehr des Wegs, Der Vogel ruht im Baum: Ich schreite durch die düstre Nacht, In mir den hellsten Traum. Der Einſame. Wohl geheſt du an Liebeshand, Ein uͤberſel'ger Mann; Ich geh' allein, doch mit mir geht Was mich begluͤcken kann. Es iſt des Himmels heilig Blau, Der Aue Blumenpracht, Einſamer Nachtigallen Schlag In wolk'ger Waͤlder Nacht. Es iſt der Wolke ſtiller Lauf Lebend'ger Waſſer Zug, Der gruͤnen Saaten wogend Meer Und leichter Voͤgel Flug. Du ruhſt im zarten Frauenarm, Am Roſenmund voll Duft; Einſam geh' ich, im Mantel ſpielt Die kuͤhle Abendluft. Es kommt kein Wandrer mehr des Wegs, Der Vogel ruht im Baum: Ich ſchreite durch die duͤſtre Nacht, In mir den hellſten Traum. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0023" n="11"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Der Einſame</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Wohl geheſt du an Liebeshand,</l><lb/> <l>Ein uͤberſel'ger Mann;</l><lb/> <l>Ich geh' allein, doch mit mir geht</l><lb/> <l>Was mich begluͤcken kann.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es iſt des Himmels heilig Blau,</l><lb/> <l>Der Aue Blumenpracht,</l><lb/> <l>Einſamer Nachtigallen Schlag</l><lb/> <l>In wolk'ger Waͤlder Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Es iſt der Wolke ſtiller Lauf</l><lb/> <l>Lebend'ger Waſſer Zug,</l><lb/> <l>Der gruͤnen Saaten wogend Meer</l><lb/> <l>Und leichter Voͤgel Flug.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Du ruhſt im zarten Frauenarm,</l><lb/> <l>Am Roſenmund voll Duft;</l><lb/> <l>Einſam geh' ich, im Mantel ſpielt</l><lb/> <l>Die kuͤhle Abendluft.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Es kommt kein Wandrer mehr des Wegs,</l><lb/> <l>Der Vogel ruht im Baum:</l><lb/> <l>Ich ſchreite durch die duͤſtre Nacht,</l><lb/> <l>In mir den hellſten Traum.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [11/0023]
Der Einſame.
Wohl geheſt du an Liebeshand,
Ein uͤberſel'ger Mann;
Ich geh' allein, doch mit mir geht
Was mich begluͤcken kann.
Es iſt des Himmels heilig Blau,
Der Aue Blumenpracht,
Einſamer Nachtigallen Schlag
In wolk'ger Waͤlder Nacht.
Es iſt der Wolke ſtiller Lauf
Lebend'ger Waſſer Zug,
Der gruͤnen Saaten wogend Meer
Und leichter Voͤgel Flug.
Du ruhſt im zarten Frauenarm,
Am Roſenmund voll Duft;
Einſam geh' ich, im Mantel ſpielt
Die kuͤhle Abendluft.
Es kommt kein Wandrer mehr des Wegs,
Der Vogel ruht im Baum:
Ich ſchreite durch die duͤſtre Nacht,
In mir den hellſten Traum.
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/23>, abgerufen am 16.02.2025. |