Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.
Dem Vogel gleich in Lüsten frey zu schweben Wirst blindlings du nach meinem Willen leben. Der Todtengräber. König der Nacht! dir sey ich ganz gegeben! Der Vorhang fällt. Harfenspiel. Neuer Aufzug. Zwischenspiel. Wilde Waldgegend. Ein dunkelblauer See. Der Tod steigt aus dem See. Der Tod. Bey Gerippen, Leichen, Schlangen, In des alten Sees Tiefen Lausch' verborgen ich schon lange, Bleicher Geist geheimer Mächte, Daß ich meine Opfer fange. Und die hier vorüber liefen All' noch faßte meine Rechte, Niederziehend in die Tiefen. (Sinkt in den See.) Ein Mönch erscheint. Der Mönch. Leb' ich doch schon lange Jahre Da in diesem Kloster neben, Doch noch nie hab' ich gewahret Diesen See als jezt so eben. Seht! dort seh' ich's aufwärts streben. Muß im Nachen näher fahren: Denn da muß es Fische geben.
Dem Vogel gleich in Luͤſten frey zu ſchweben Wirſt blindlings du nach meinem Willen leben. Der Todtengraͤber. Koͤnig der Nacht! dir ſey ich ganz gegeben! Der Vorhang faͤllt. Harfenſpiel. Neuer Aufzug. Zwiſchenſpiel. Wilde Waldgegend. Ein dunkelblauer See. Der Tod ſteigt aus dem See. Der Tod. Bey Gerippen, Leichen, Schlangen, In des alten Sees Tiefen Lauſch' verborgen ich ſchon lange, Bleicher Geiſt geheimer Maͤchte, Daß ich meine Opfer fange. Und die hier voruͤber liefen All' noch faßte meine Rechte, Niederziehend in die Tiefen. (Sinkt in den See.) Ein Moͤnch erſcheint. Der Moͤnch. Leb' ich doch ſchon lange Jahre Da in dieſem Kloſter neben, Doch noch nie hab' ich gewahret Dieſen See als jezt ſo eben. Seht! dort ſeh' ich's aufwaͤrts ſtreben. Muß im Nachen naͤher fahren: Denn da muß es Fiſche geben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <p><pb facs="#f0226" n="214"/> Dem Vogel gleich in Luͤſten frey zu ſchweben<lb/> Wirſt blindlings du nach meinem Willen leben.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Todtengraͤber</hi>.</speaker><lb/> <p>Koͤnig der Nacht! dir ſey ich ganz gegeben!</p> </sp><lb/> <stage><hi rendition="#g">Der Vorhang faͤllt.<lb/> Harfenſpiel</hi>.</stage> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Neuer Aufzug.<lb/> Zwiſchenſpiel</hi>.</head><lb/> <stage>Wilde Waldgegend. Ein dunkelblauer See.</stage><lb/> <stage><hi rendition="#g">Der Tod</hi> ſteigt aus dem See.</stage><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Tod</hi>.</speaker><lb/> <p>Bey Gerippen, Leichen, Schlangen,<lb/> In des alten Sees Tiefen<lb/> Lauſch' verborgen ich ſchon lange,<lb/> Bleicher Geiſt geheimer Maͤchte,<lb/> Daß ich meine Opfer fange.<lb/> Und die hier voruͤber liefen<lb/> All' noch faßte meine Rechte,<lb/> Niederziehend in die Tiefen.</p> </sp><lb/> <stage>(Sinkt in den See.)</stage><lb/> <stage><hi rendition="#g">Ein Moͤnch</hi> erſcheint.</stage><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Moͤnch</hi>.</speaker><lb/> <p>Leb' ich doch ſchon lange Jahre<lb/> Da in dieſem Kloſter neben,<lb/> Doch noch nie hab' ich gewahret<lb/> Dieſen See als jezt ſo eben.<lb/> Seht! dort ſeh' ich's aufwaͤrts ſtreben.<lb/> Muß im Nachen naͤher fahren:<lb/> Denn da muß es Fiſche geben.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0226]
Dem Vogel gleich in Luͤſten frey zu ſchweben
Wirſt blindlings du nach meinem Willen leben.
Der Todtengraͤber.
Koͤnig der Nacht! dir ſey ich ganz gegeben!
Der Vorhang faͤllt.
Harfenſpiel.
Neuer Aufzug.
Zwiſchenſpiel.
Wilde Waldgegend. Ein dunkelblauer See.
Der Tod ſteigt aus dem See.
Der Tod.
Bey Gerippen, Leichen, Schlangen,
In des alten Sees Tiefen
Lauſch' verborgen ich ſchon lange,
Bleicher Geiſt geheimer Maͤchte,
Daß ich meine Opfer fange.
Und die hier voruͤber liefen
All' noch faßte meine Rechte,
Niederziehend in die Tiefen.
(Sinkt in den See.)
Ein Moͤnch erſcheint.
Der Moͤnch.
Leb' ich doch ſchon lange Jahre
Da in dieſem Kloſter neben,
Doch noch nie hab' ich gewahret
Dieſen See als jezt ſo eben.
Seht! dort ſeh' ich's aufwaͤrts ſtreben.
Muß im Nachen naͤher fahren:
Denn da muß es Fiſche geben.
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/226>, abgerufen am 23.02.2025. |