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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Und dann liegt ihr in einer Lache,
Wißt ihr, Nachbar, wie gestern der Drache?
Der Todtengräber.
Freund! ihr versteht nichts von der Sache.
Der Schmid.
Wißt ihr, Nachbar, was ich mache?
(Leise zu ihm:)
Gold, Freundchen! mit dem fliegt man weit,
Den Stein der Weisen find' ich wahrscheinlich noch heut;
Dann könnt ihr in den Lüften schnaufen,
Könnt Sonnenschein und Mondschein saufen,
Als Adler oder Papagey
Durchfliegen aller Himmel Himmel.
Das ist mir einerlei!
Ihr bleibt bei all' dem mager wie mein Schimmel.
Der Todtengräber.
Im Strahl der Sonne,
Im Schein des Mondes, in der Stern' Gefunkel,
Da such' mein Gold ich, sel'ge Wonne!
Wird's rings auf Erden dunkel,
Werf' ich um mich mein seltsames Gefieder,
Und schwing' mich über meiner Gräber Hügel,
Ein Luftgespenst auf kühnem Flügel
Singend ein Lied aus dunkeln Lüften nieder.
Die Frau.
Bei solchen Reden zittern mir die Glieder.
Der Todtengräber.
O schwache Blume du! wie sprichst du wieder?
(Er tritt an das Fenster)
Da blick' hinaus und sieh mich frey und fröhlich schweben,
Und dann liegt ihr in einer Lache,
Wißt ihr, Nachbar, wie geſtern der Drache?
Der Todtengraͤber.
Freund! ihr verſteht nichts von der Sache.
Der Schmid.
Wißt ihr, Nachbar, was ich mache?
(Leiſe zu ihm:)
Gold, Freundchen! mit dem fliegt man weit,
Den Stein der Weiſen find' ich wahrſcheinlich noch heut;
Dann koͤnnt ihr in den Luͤften ſchnaufen,
Koͤnnt Sonnenſchein und Mondſchein ſaufen,
Als Adler oder Papagey
Durchfliegen aller Himmel Himmel.
Das iſt mir einerlei!
Ihr bleibt bei all' dem mager wie mein Schimmel.
Der Todtengraͤber.
Im Strahl der Sonne,
Im Schein des Mondes, in der Stern' Gefunkel,
Da ſuch' mein Gold ich, ſel'ge Wonne!
Wird's rings auf Erden dunkel,
Werf' ich um mich mein ſeltſames Gefieder,
Und ſchwing' mich uͤber meiner Graͤber Huͤgel,
Ein Luftgeſpenſt auf kuͤhnem Fluͤgel
Singend ein Lied aus dunkeln Luͤften nieder.
Die Frau.
Bei ſolchen Reden zittern mir die Glieder.
Der Todtengraͤber.
O ſchwache Blume du! wie ſprichſt du wieder?
(Er tritt an das Fenſter)
Da blick' hinaus und ſieh mich frey und froͤhlich ſchweben,
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[207/0219] Und dann liegt ihr in einer Lache, Wißt ihr, Nachbar, wie geſtern der Drache? Der Todtengraͤber. Freund! ihr verſteht nichts von der Sache. Der Schmid. Wißt ihr, Nachbar, was ich mache? (Leiſe zu ihm:) Gold, Freundchen! mit dem fliegt man weit, Den Stein der Weiſen find' ich wahrſcheinlich noch heut; Dann koͤnnt ihr in den Luͤften ſchnaufen, Koͤnnt Sonnenſchein und Mondſchein ſaufen, Als Adler oder Papagey Durchfliegen aller Himmel Himmel. Das iſt mir einerlei! Ihr bleibt bei all' dem mager wie mein Schimmel. Der Todtengraͤber. Im Strahl der Sonne, Im Schein des Mondes, in der Stern' Gefunkel, Da ſuch' mein Gold ich, ſel'ge Wonne! Wird's rings auf Erden dunkel, Werf' ich um mich mein ſeltſames Gefieder, Und ſchwing' mich uͤber meiner Graͤber Huͤgel, Ein Luftgeſpenſt auf kuͤhnem Fluͤgel Singend ein Lied aus dunkeln Luͤften nieder. Die Frau. Bei ſolchen Reden zittern mir die Glieder. Der Todtengraͤber. O ſchwache Blume du! wie ſprichſt du wieder? (Er tritt an das Fenſter) Da blick' hinaus und ſieh mich frey und froͤhlich ſchweben,

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/219>, abgerufen am 24.11.2024.