Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Hohenstaufen. An Conz.Es steht in stiller Dämmerung Der alte Fels', öd' und beraubt; Nachtvogel kreist in trägem Schwung Wehklagend um sein moosig Haupt. Doch wie der Mond aus Wolken bricht, Und mit der Sterne klares Heer, Umströmt den Fels' ein seltsam Licht, Draus bilden sich Gestalten hehr. Die alte Burg mit Thurm und Thor Erbauet sich aus Wolken klar, Die alte Linde sproßt empor, Und alles wird, wie's vormals war. So Harfe wie Trompetenstoß Ertönt hinab in's grüne Thal, Gezogen kommt auf schwarzem Roß Rothbart' der Held, gekleid't in Stahl. Und Philipp und Irene traut,
Sie wall'n zur Linde Hand in Hand; Ein Vogel singt mit süßem Laut Vom schönen griech'schen Heimat-Land. Hohenſtaufen. An Conz.Es ſteht in ſtiller Daͤmmerung Der alte Fels', oͤd' und beraubt; Nachtvogel kreiſt in traͤgem Schwung Wehklagend um ſein mooſig Haupt. Doch wie der Mond aus Wolken bricht, Und mit der Sterne klares Heer, Umſtroͤmt den Fels' ein ſeltſam Licht, Draus bilden ſich Geſtalten hehr. Die alte Burg mit Thurm und Thor Erbauet ſich aus Wolken klar, Die alte Linde ſproßt empor, Und alles wird, wie's vormals war. So Harfe wie Trompetenſtoß Ertoͤnt hinab in's gruͤne Thal, Gezogen kommt auf ſchwarzem Roß Rothbart' der Held, gekleid't in Stahl. Und Philipp und Irene traut,
Sie wall'n zur Linde Hand in Hand; Ein Vogel ſingt mit ſuͤßem Laut Vom ſchoͤnen griech'ſchen Heimat-Land. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0185" n="173"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Hohenſtaufen</hi>.</head><lb/> <l> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">An Conz</hi>.</hi> </l><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Es ſteht in ſtiller Daͤmmerung</l><lb/> <l>Der alte Fels', oͤd' und beraubt;</l><lb/> <l>Nachtvogel kreiſt in traͤgem Schwung</l><lb/> <l>Wehklagend um ſein mooſig Haupt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch wie der Mond aus Wolken bricht,</l><lb/> <l>Und mit der Sterne klares Heer,</l><lb/> <l>Umſtroͤmt den Fels' ein ſeltſam Licht,</l><lb/> <l>Draus bilden ſich Geſtalten hehr.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die alte Burg mit Thurm und Thor</l><lb/> <l>Erbauet ſich aus Wolken klar,</l><lb/> <l>Die alte Linde ſproßt empor,</l><lb/> <l>Und alles wird, wie's vormals war.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So Harfe wie Trompetenſtoß</l><lb/> <l>Ertoͤnt hinab in's gruͤne Thal,</l><lb/> <l>Gezogen kommt auf ſchwarzem Roß</l><lb/> <l>Rothbart' der Held, gekleid't in Stahl.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und Philipp und Irene traut,</l><lb/> <l>Sie wall'n zur Linde Hand in Hand;</l><lb/> <l>Ein Vogel ſingt mit ſuͤßem Laut</l><lb/> <l>Vom ſchoͤnen griech'ſchen Heimat-Land.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [173/0185]
Hohenſtaufen.
An Conz.
Es ſteht in ſtiller Daͤmmerung
Der alte Fels', oͤd' und beraubt;
Nachtvogel kreiſt in traͤgem Schwung
Wehklagend um ſein mooſig Haupt.
Doch wie der Mond aus Wolken bricht,
Und mit der Sterne klares Heer,
Umſtroͤmt den Fels' ein ſeltſam Licht,
Draus bilden ſich Geſtalten hehr.
Die alte Burg mit Thurm und Thor
Erbauet ſich aus Wolken klar,
Die alte Linde ſproßt empor,
Und alles wird, wie's vormals war.
So Harfe wie Trompetenſtoß
Ertoͤnt hinab in's gruͤne Thal,
Gezogen kommt auf ſchwarzem Roß
Rothbart' der Held, gekleid't in Stahl.
Und Philipp und Irene traut,
Sie wall'n zur Linde Hand in Hand;
Ein Vogel ſingt mit ſuͤßem Laut
Vom ſchoͤnen griech'ſchen Heimat-Land.
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