Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Stille Liebe. Könnt' ich dich in Liedern preisen, Säng' ich dir das längste Lied, Ja! ich würd' in allen Weisen Dich zu singen nimmer müd. Doch was immer mich betrübte Ist, daß ich nur immer stumm, Tragen kann dich Herzgeliebte! In des Busens Heiligthum. Und daß du, was laut ich sage, Oder preis in Sangeslust, Meinest, daß ich tiefer trage Als dich, Herz, in warmer Brust. Dieser Schmerz hat mich bezwungen, Daß ich sang dieß kleine Lied, Doch von bittrem Leid durchdrungen, Daß noch keins auf dich gerieth. Stille Liebe. Koͤnnt' ich dich in Liedern preiſen, Saͤng' ich dir das laͤngſte Lied, Ja! ich wuͤrd' in allen Weiſen Dich zu ſingen nimmer muͤd. Doch was immer mich betruͤbte Iſt, daß ich nur immer ſtumm, Tragen kann dich Herzgeliebte! In des Buſens Heiligthum. Und daß du, was laut ich ſage, Oder preis in Sangesluſt, Meineſt, daß ich tiefer trage Als dich, Herz, in warmer Bruſt. Dieſer Schmerz hat mich bezwungen, Daß ich ſang dieß kleine Lied, Doch von bittrem Leid durchdrungen, Daß noch keins auf dich gerieth. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0158" n="146"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Stille Liebe</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Koͤnnt' ich dich in Liedern preiſen,</l><lb/> <l>Saͤng' ich dir das laͤngſte Lied,</l><lb/> <l>Ja! ich wuͤrd' in allen Weiſen</l><lb/> <l>Dich zu ſingen nimmer muͤd.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch was immer mich betruͤbte</l><lb/> <l>Iſt, daß ich nur immer ſtumm,</l><lb/> <l>Tragen kann dich Herzgeliebte!</l><lb/> <l>In des Buſens Heiligthum.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und daß du, was laut ich ſage,</l><lb/> <l>Oder preis in Sangesluſt,</l><lb/> <l>Meineſt, daß ich tiefer trage</l><lb/> <l>Als dich, Herz, in warmer Bruſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dieſer Schmerz hat mich bezwungen,</l><lb/> <l>Daß ich ſang dieß kleine Lied,</l><lb/> <l>Doch von bittrem Leid durchdrungen,</l><lb/> <l>Daß noch keins auf dich gerieth.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [146/0158]
Stille Liebe.
Koͤnnt' ich dich in Liedern preiſen,
Saͤng' ich dir das laͤngſte Lied,
Ja! ich wuͤrd' in allen Weiſen
Dich zu ſingen nimmer muͤd.
Doch was immer mich betruͤbte
Iſt, daß ich nur immer ſtumm,
Tragen kann dich Herzgeliebte!
In des Buſens Heiligthum.
Und daß du, was laut ich ſage,
Oder preis in Sangesluſt,
Meineſt, daß ich tiefer trage
Als dich, Herz, in warmer Bruſt.
Dieſer Schmerz hat mich bezwungen,
Daß ich ſang dieß kleine Lied,
Doch von bittrem Leid durchdrungen,
Daß noch keins auf dich gerieth.
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