akt unterstützt. Die einfachste exorcistische Formel im Na- men Jesu oder der h. Dreyfaltigkeit ist die beste. Gaßner gebrauchte selten das vorgeschriebene römische Ri- tual, weswegen er auch von den Priestern vielfach ange- feindet wurde. Er gebot ganz einfach im Namen des Herrn, und es geschah. Denn das Senfkorn des Glaubens wächst zu einer unermeßlichen Macht, während ein Gran des Zwei- fels Alles zerstört. Exorcistische Formeln sind übrigens auch da zulässig, wo durch sie der Glaube an die Kraft des Namens Jesu eine Steigerung erhält, aber sie dürfen nichts unevangelisches enthalten, was ihre Kraft schwächen würde. In der Geschichte der Cäcilie legt der Pater Sicard den größten Werth auf die wunderthätige Maria von Steinbach, worüber ihn der Dämon mit dem bittersten Spott heimschickt, indem er ihm sagte: "Er solle nur bey der Steinbacherin bleiben, die werde ihn schon hinausbringen." Ein andermal sagte er zur Cäcilie: "Siehest du nicht, daß alles Beschwören nichts hilft? Es "sind ja so viele Schismen (Exorcismen) gesprochen wor- "den, daß die Vögel in der Luft sie bald singen und pfei- "fen werden. Die Steinbacherin kann und will dir nicht "helfen. Darum nimm ein kleines Stricklein und mach "deinem Leben ein Ende." Ein solcher Exorcismus kann nichts wirken, weil er unevangelisch ist. Ganz anders ver- hielt sich jener Dämon, welchen Pfarrer Hartmann in Döffingen mit Hölle und Verdammniß und dem Namen Jesu bedrohete, wobei der Dämon ausrief: O heiß! o heiß! O Qual! o Qual!
Ist nach der erwähnten Methode der Exorcismus gelun- gen, so muß die Person auch für die Zukunft verwahrt werden, eingedenk jenes Befehls Christi: "Fahre aus und kehre nicht mehr zurück." Uebrigens kann man sich des Gelingens nur dann versichert halten, wann die folgen- den Tage auf wiederholte Aufforderungen keine Zufälle mehr erscheinen.
So viel vom Exorcismus. Die Verständigen werden nun
akt unterſtützt. Die einfachſte exorciſtiſche Formel im Na- men Jeſu oder der h. Dreyfaltigkeit iſt die beſte. Gaßner gebrauchte ſelten das vorgeſchriebene römiſche Ri- tual, weswegen er auch von den Prieſtern vielfach ange- feindet wurde. Er gebot ganz einfach im Namen des Herrn, und es geſchah. Denn das Senfkorn des Glaubens wächst zu einer unermeßlichen Macht, während ein Gran des Zwei- fels Alles zerſtört. Exorciſtiſche Formeln ſind übrigens auch da zuläſſig, wo durch ſie der Glaube an die Kraft des Namens Jeſu eine Steigerung erhält, aber ſie dürfen nichts unevangeliſches enthalten, was ihre Kraft ſchwächen würde. In der Geſchichte der Cäcilie legt der Pater Sicard den größten Werth auf die wunderthätige Maria von Steinbach, worüber ihn der Dämon mit dem bitterſten Spott heimſchickt, indem er ihm ſagte: „Er ſolle nur bey der Steinbacherin bleiben, die werde ihn ſchon hinausbringen.“ Ein andermal ſagte er zur Cäcilie: „Sieheſt du nicht, daß alles Beſchwören nichts hilft? Es „ſind ja ſo viele Schismen (Exorcismen) geſprochen wor- „den, daß die Vögel in der Luft ſie bald ſingen und pfei- „fen werden. Die Steinbacherin kann und will dir nicht „helfen. Darum nimm ein kleines Stricklein und mach „deinem Leben ein Ende.“ Ein ſolcher Exorcismus kann nichts wirken, weil er unevangeliſch iſt. Ganz anders ver- hielt ſich jener Dämon, welchen Pfarrer Hartmann in Döffingen mit Hölle und Verdammniß und dem Namen Jeſu bedrohete, wobei der Dämon ausrief: O heiß! o heiß! O Qual! o Qual!
Iſt nach der erwähnten Methode der Exorcismus gelun- gen, ſo muß die Perſon auch für die Zukunft verwahrt werden, eingedenk jenes Befehls Chriſti: „Fahre aus und kehre nicht mehr zurück.“ Uebrigens kann man ſich des Gelingens nur dann verſichert halten, wann die folgen- den Tage auf wiederholte Aufforderungen keine Zufälle mehr erſcheinen.
So viel vom Exorcismus. Die Verſtändigen werden nun
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0174"n="160"/>
akt unterſtützt. Die einfachſte exorciſtiſche Formel <hirendition="#g">im Na-<lb/>
men Jeſu oder der h. Dreyfaltigkeit</hi> iſt die beſte.<lb/><hirendition="#g">Gaßner</hi> gebrauchte ſelten das vorgeſchriebene römiſche Ri-<lb/>
tual, weswegen er auch von den Prieſtern vielfach ange-<lb/>
feindet wurde. Er gebot ganz einfach im Namen des Herrn,<lb/>
und es geſchah. Denn das Senfkorn des Glaubens wächst<lb/>
zu einer unermeßlichen Macht, während ein Gran des Zwei-<lb/>
fels Alles zerſtört. Exorciſtiſche Formeln ſind übrigens auch<lb/>
da zuläſſig, wo durch ſie der Glaube an die Kraft des<lb/>
Namens Jeſu eine Steigerung erhält, aber ſie dürfen nichts<lb/>
unevangeliſches enthalten, was ihre Kraft ſchwächen würde.<lb/>
In der Geſchichte der Cäcilie legt der <hirendition="#g">Pater Sicard</hi> den<lb/>
größten Werth <hirendition="#g">auf die wunderthätige Maria von<lb/>
Steinbach</hi>, worüber ihn der Dämon mit dem bitterſten<lb/>
Spott heimſchickt, indem er ihm ſagte: „<hirendition="#g">Er ſolle nur<lb/>
bey der Steinbacherin bleiben, die werde ihn ſchon<lb/>
hinausbringen</hi>.“ Ein andermal ſagte er zur Cäcilie:<lb/>„Sieheſt du nicht, daß alles Beſchwören nichts hilft? Es<lb/>„ſind ja ſo viele Schismen (Exorcismen) geſprochen wor-<lb/>„den, daß die Vögel in der Luft ſie bald ſingen und pfei-<lb/>„fen werden. Die <hirendition="#g">Steinbacherin</hi> kann und will dir nicht<lb/>„helfen. Darum nimm ein kleines Stricklein und mach<lb/>„deinem Leben ein Ende.“ Ein ſolcher Exorcismus kann<lb/>
nichts wirken, weil er unevangeliſch iſt. Ganz anders ver-<lb/>
hielt ſich jener Dämon, welchen Pfarrer <hirendition="#g">Hartmann</hi> in<lb/>
Döffingen mit Hölle und Verdammniß und dem Namen<lb/>
Jeſu bedrohete, wobei der Dämon ausrief: O heiß! o heiß!<lb/>
O Qual! o Qual!</p><lb/><p>Iſt nach der erwähnten Methode der Exorcismus gelun-<lb/>
gen, ſo muß die Perſon auch für die Zukunft verwahrt<lb/>
werden, eingedenk jenes Befehls Chriſti: „Fahre aus und<lb/>
kehre nicht mehr zurück.“ Uebrigens kann man ſich des<lb/>
Gelingens nur dann verſichert halten, wann die folgen-<lb/>
den Tage auf wiederholte Aufforderungen keine Zufälle<lb/>
mehr erſcheinen.</p><lb/><p>So viel vom Exorcismus. Die Verſtändigen werden nun<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[160/0174]
akt unterſtützt. Die einfachſte exorciſtiſche Formel im Na-
men Jeſu oder der h. Dreyfaltigkeit iſt die beſte.
Gaßner gebrauchte ſelten das vorgeſchriebene römiſche Ri-
tual, weswegen er auch von den Prieſtern vielfach ange-
feindet wurde. Er gebot ganz einfach im Namen des Herrn,
und es geſchah. Denn das Senfkorn des Glaubens wächst
zu einer unermeßlichen Macht, während ein Gran des Zwei-
fels Alles zerſtört. Exorciſtiſche Formeln ſind übrigens auch
da zuläſſig, wo durch ſie der Glaube an die Kraft des
Namens Jeſu eine Steigerung erhält, aber ſie dürfen nichts
unevangeliſches enthalten, was ihre Kraft ſchwächen würde.
In der Geſchichte der Cäcilie legt der Pater Sicard den
größten Werth auf die wunderthätige Maria von
Steinbach, worüber ihn der Dämon mit dem bitterſten
Spott heimſchickt, indem er ihm ſagte: „Er ſolle nur
bey der Steinbacherin bleiben, die werde ihn ſchon
hinausbringen.“ Ein andermal ſagte er zur Cäcilie:
„Sieheſt du nicht, daß alles Beſchwören nichts hilft? Es
„ſind ja ſo viele Schismen (Exorcismen) geſprochen wor-
„den, daß die Vögel in der Luft ſie bald ſingen und pfei-
„fen werden. Die Steinbacherin kann und will dir nicht
„helfen. Darum nimm ein kleines Stricklein und mach
„deinem Leben ein Ende.“ Ein ſolcher Exorcismus kann
nichts wirken, weil er unevangeliſch iſt. Ganz anders ver-
hielt ſich jener Dämon, welchen Pfarrer Hartmann in
Döffingen mit Hölle und Verdammniß und dem Namen
Jeſu bedrohete, wobei der Dämon ausrief: O heiß! o heiß!
O Qual! o Qual!
Iſt nach der erwähnten Methode der Exorcismus gelun-
gen, ſo muß die Perſon auch für die Zukunft verwahrt
werden, eingedenk jenes Befehls Chriſti: „Fahre aus und
kehre nicht mehr zurück.“ Uebrigens kann man ſich des
Gelingens nur dann verſichert halten, wann die folgen-
den Tage auf wiederholte Aufforderungen keine Zufälle
mehr erſcheinen.
So viel vom Exorcismus. Die Verſtändigen werden nun
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/174>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.