über, welche den Namen des Herrn in dieser Sache auf vielfältige Weise verherrlichte. Die moderne Theologie ist dieser Ansicht nicht hold, und unter dem Vorwand, daß seit Christi Zeiten die Besitzungen aufgehört hätten, und daß man den Mißbräuchen steuern müsse, hebt sie den guten Gebrauch auf und legt einen Bann an den Namen des Herrn, was unchristlich ist. Die Welt will immer durch die Thatsachen überwältigt seyn, und so kommt es immer, daß, wenn eine christliche Lehre zu Grunde gehen soll, die Macht des Geschehens sie aufs neue wieder erfrischt. Mit den Thatsachen soll aber auch die Erklärung gleichen Schritt halten, und so können wir auch der Lehre von der Besitzung eine tiefere Bedeutung gewinnen.
Nach der Johanneischen Weissagung ist der Satan vom Himmel auf die Erde geworfen mit allen seinen Engeln. Er hat einen großen Zorn und erregt das größte Wehe der Menschheit, in dessen Periode wir selbst noch begriffen sind. Diese Periode ist wohl von der zu unterscheiden, in wel- cher der Satan gebunden und in den Abgrund verschlossen wird. Erst dann ist seine Macht auf der Erde vertilgt, und seine Rolle ausgespielt. Wer etwa glauben mag, der Satan habe mit der Sendung Christi aufgehört, Schaden in der Welt zu stiften, der hat die Gerichte Gottes über den Satan nicht erkannt. Durch den Sturz auf die Erde ist blos der Himmel von ihm gereinigt worden, aber de- nen, die auf der Erde wohnen, ist großes Wehe prophe- zeiht. Die Schriftstellen führen uns blos dahin, daß ihn Gott dem Namen Christi unterthan ge- macht und seine Gewalt an den Glaubigen gebro- chen habe. Im Uebrigen aber ist er noch der alte Menschenfeind und alte Menschenverführer. In dem Reich der Unnatur ist keine Fortpflanzung möglich; denn nur da, wo Leben, Lust und Liebe in Eins verschmel- zen, kann die höhere Gattung sich fortzeugen und dieß ist in der menschlichen Natur der Fall, dem satanischen Reiche hingegen ist dieß nicht gewährt. Daher rührt eben der große
uͤber, welche den Namen des Herrn in dieſer Sache auf vielfältige Weiſe verherrlichte. Die moderne Theologie iſt dieſer Anſicht nicht hold, und unter dem Vorwand, daß ſeit Chriſti Zeiten die Beſitzungen aufgehört hätten, und daß man den Mißbräuchen ſteuern müſſe, hebt ſie den guten Gebrauch auf und legt einen Bann an den Namen des Herrn, was unchriſtlich iſt. Die Welt will immer durch die Thatſachen überwältigt ſeyn, und ſo kommt es immer, daß, wenn eine chriſtliche Lehre zu Grunde gehen ſoll, die Macht des Geſchehens ſie aufs neue wieder erfriſcht. Mit den Thatſachen ſoll aber auch die Erklärung gleichen Schritt halten, und ſo können wir auch der Lehre von der Beſitzung eine tiefere Bedeutung gewinnen.
Nach der Johanneiſchen Weiſſagung iſt der Satan vom Himmel auf die Erde geworfen mit allen ſeinen Engeln. Er hat einen großen Zorn und erregt das größte Wehe der Menſchheit, in deſſen Periode wir ſelbſt noch begriffen ſind. Dieſe Periode iſt wohl von der zu unterſcheiden, in wel- cher der Satan gebunden und in den Abgrund verſchloſſen wird. Erſt dann iſt ſeine Macht auf der Erde vertilgt, und ſeine Rolle ausgeſpielt. Wer etwa glauben mag, der Satan habe mit der Sendung Chriſti aufgehört, Schaden in der Welt zu ſtiften, der hat die Gerichte Gottes über den Satan nicht erkannt. Durch den Sturz auf die Erde iſt blos der Himmel von ihm gereinigt worden, aber de- nen, die auf der Erde wohnen, iſt großes Wehe prophe- zeiht. Die Schriftſtellen führen uns blos dahin, daß ihn Gott dem Namen Chriſti unterthan ge- macht und ſeine Gewalt an den Glaubigen gebro- chen habe. Im Uebrigen aber iſt er noch der alte Menſchenfeind und alte Menſchenverführer. In dem Reich der Unnatur iſt keine Fortpflanzung möglich; denn nur da, wo Leben, Luſt und Liebe in Eins verſchmel- zen, kann die höhere Gattung ſich fortzeugen und dieß iſt in der menſchlichen Natur der Fall, dem ſataniſchen Reiche hingegen iſt dieß nicht gewährt. Daher rührt eben der große
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uͤber, welche den Namen des Herrn in dieſer Sache auf
vielfältige Weiſe verherrlichte. Die moderne Theologie iſt
dieſer Anſicht nicht hold, und unter dem Vorwand, daß ſeit
Chriſti Zeiten die Beſitzungen aufgehört hätten, und daß
man den Mißbräuchen ſteuern müſſe, hebt ſie den guten
Gebrauch auf und legt einen Bann an den Namen des
Herrn, was unchriſtlich iſt. Die Welt will immer durch
die Thatſachen überwältigt ſeyn, und ſo kommt es immer,
daß, wenn eine chriſtliche Lehre zu Grunde gehen ſoll, die
Macht des Geſchehens ſie aufs neue wieder erfriſcht. Mit
den Thatſachen ſoll aber auch die Erklärung gleichen Schritt
halten, und ſo können wir auch der Lehre von der Beſitzung
eine tiefere Bedeutung gewinnen.
Nach der Johanneiſchen Weiſſagung iſt der Satan vom
Himmel auf die Erde geworfen mit allen ſeinen Engeln.
Er hat einen großen Zorn und erregt das größte Wehe der
Menſchheit, in deſſen Periode wir ſelbſt noch begriffen ſind.
Dieſe Periode iſt wohl von der zu unterſcheiden, in wel-
cher der Satan gebunden und in den Abgrund verſchloſſen
wird. Erſt dann iſt ſeine Macht auf der Erde vertilgt,
und ſeine Rolle ausgeſpielt. Wer etwa glauben mag, der
Satan habe mit der Sendung Chriſti aufgehört, Schaden
in der Welt zu ſtiften, der hat die Gerichte Gottes über
den Satan nicht erkannt. Durch den Sturz auf die Erde
iſt blos der Himmel von ihm gereinigt worden, aber de-
nen, die auf der Erde wohnen, iſt großes Wehe prophe-
zeiht. Die Schriftſtellen führen uns blos dahin,
daß ihn Gott dem Namen Chriſti unterthan ge-
macht und ſeine Gewalt an den Glaubigen gebro-
chen habe. Im Uebrigen aber iſt er noch der alte
Menſchenfeind und alte Menſchenverführer. In
dem Reich der Unnatur iſt keine Fortpflanzung möglich;
denn nur da, wo Leben, Luſt und Liebe in Eins verſchmel-
zen, kann die höhere Gattung ſich fortzeugen und dieß iſt
in der menſchlichen Natur der Fall, dem ſataniſchen Reiche
hingegen iſt dieß nicht gewährt. Daher rührt eben der große
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Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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