Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

diese der Unnatur im Fluch, jene der Uebernatur im Segen
wirken.

Nehmen wir die bisher erhaltenen Charaktere der verschie-
denen Ordnungen in ihren Extremen zusammen, so wird
die Unnatur folgende für sich nehmen:

Es gibt Wesen, die einen persönlich-bösen Willen
haben, der zur absoluten Selbstsucht hinstrebt,
und welche mit einer größern und rohern Gewalt
ausgerüstet sind, als deren die menschliche Na-
tur fähig ist. Sie haben keine aus Fleisch und
Blut organisirte Leiber, sondern nur Schein-
körper, die sie aus Atomen beliebig zusammen-
setzen und wieder auflösen können. Denn auch
an der untern Gränze ist die Lebenskraft noch
individualisirend, d. h. die Stoffe zu irgend
einer Gestalt formend und bildend. Sind nun
diese Stoffe blose Atomen, so entsteht ein ato-
mistischer oder bloser Scheinkörper, der sich zwar
sinnlich nicht wahrnehmen läßt, in welchem
aber die Kraft der Bewegung und Handlung eben
so gut vorhanden sind, als in den sinnlich wahr-
nehmbaren organisirten Körpern. Sie wohnen
im Reiche der Schwere, beraubt
der Wärme und
des Lichts oder im Reich der Finsteriß
. Dieß sind
die Dämonen.

Die Uebernatur hingegen wird folgende Charaktere für
sich nehmen.

Es gibt Wesen, welche einen persönlich gu-
ten Willen haben, der zur absoluten Liebe hin-
strebt und welche gleichfalls mit einer größern,
aber geistigen Kraft ausgerüstet sind, als deren
die menschliche Natur fähig ist. Sie haben gleich-
falls keinen aus Fleisch und Blut, sondern höher
organisirten Lichtkörper, der im gewöhnlichen
Zustande für uns insensibel, aber doch unter
seltenen Bedingungen sensibel ist. Sie wohnen

dieſe der Unnatur im Fluch, jene der Uebernatur im Segen
wirken.

Nehmen wir die bisher erhaltenen Charaktere der verſchie-
denen Ordnungen in ihren Extremen zuſammen, ſo wird
die Unnatur folgende für ſich nehmen:

Es gibt Weſen, die einen perſönlich-böſen Willen
haben, der zur abſoluten Selbſtſucht hinſtrebt,
und welche mit einer größern und rohern Gewalt
ausgerüſtet ſind, als deren die menſchliche Na-
tur fähig iſt. Sie haben keine aus Fleiſch und
Blut organiſirte Leiber, ſondern nur Schein-
körper, die ſie aus Atomen beliebig zuſammen-
ſetzen und wieder auflöſen können. Denn auch
an der untern Gränze iſt die Lebenskraft noch
individualiſirend, d. h. die Stoffe zu irgend
einer Geſtalt formend und bildend. Sind nun
dieſe Stoffe bloſe Atomen, ſo entſteht ein ato-
miſtiſcher oder bloſer Scheinkörper, der ſich zwar
ſinnlich nicht wahrnehmen läßt, in welchem
aber die Kraft der Bewegung und Handlung eben
ſo gut vorhanden ſind, als in den ſinnlich wahr-
nehmbaren organiſirten Körpern. Sie wohnen
im Reiche der Schwere, beraubt
der Wärme und
des Lichts oder im Reich der Finſteriß
. Dieß ſind
die Dämonen.

Die Uebernatur hingegen wird folgende Charaktere für
ſich nehmen.

Es gibt Weſen, welche einen perſönlich gu-
ten Willen haben, der zur abſoluten Liebe hin-
ſtrebt und welche gleichfalls mit einer größern,
aber geiſtigen Kraft ausgerüſtet ſind, als deren
die menſchliche Natur fähig iſt. Sie haben gleich-
falls keinen aus Fleiſch und Blut, ſondern höher
organiſirten Lichtkörper, der im gewöhnlichen
Zuſtande für uns inſenſibel, aber doch unter
ſeltenen Bedingungen ſenſibel iſt. Sie wohnen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="127"/>
die&#x017F;e der Unnatur im Fluch, jene der Uebernatur im Segen<lb/>
wirken.</p><lb/>
          <p>Nehmen wir die bisher erhaltenen Charaktere der ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Ordnungen in ihren Extremen zu&#x017F;ammen, &#x017F;o wird<lb/>
die Unnatur folgende für &#x017F;ich nehmen:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Es gibt We&#x017F;en, die einen per&#x017F;önlich-bö&#x017F;en Willen<lb/>
haben, der zur ab&#x017F;oluten Selb&#x017F;t&#x017F;ucht hin&#x017F;trebt,<lb/>
und welche mit einer größern und rohern Gewalt<lb/>
ausgerü&#x017F;tet &#x017F;ind, als deren die men&#x017F;chliche Na-<lb/>
tur fähig i&#x017F;t. Sie haben keine aus Flei&#x017F;ch und<lb/>
Blut organi&#x017F;irte Leiber, &#x017F;ondern nur Schein-<lb/>
körper, die &#x017F;ie aus Atomen beliebig zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;etzen und wieder auflö&#x017F;en können. Denn auch<lb/>
an der untern Gränze i&#x017F;t die Lebenskraft noch<lb/>
individuali&#x017F;irend, d. h. die Stoffe zu irgend<lb/>
einer Ge&#x017F;talt formend und bildend. Sind nun<lb/>
die&#x017F;e Stoffe blo&#x017F;e Atomen, &#x017F;o ent&#x017F;teht ein ato-<lb/>
mi&#x017F;ti&#x017F;cher oder blo&#x017F;er Scheinkörper, der &#x017F;ich zwar<lb/>
&#x017F;innlich nicht wahrnehmen läßt, in welchem<lb/>
aber die Kraft der Bewegung und Handlung eben<lb/>
&#x017F;o gut vorhanden &#x017F;ind, als in den &#x017F;innlich wahr-<lb/>
nehmbaren organi&#x017F;irten Körpern. Sie wohnen<lb/>
im Reiche der Schwere, beraubt</hi> der <hi rendition="#g">Wärme und<lb/>
des Lichts oder im Reich der Fin&#x017F;teriß</hi>. Dieß &#x017F;ind<lb/>
die <hi rendition="#g">Dämonen</hi>.</p><lb/>
          <p>Die Uebernatur hingegen wird folgende Charaktere für<lb/>
&#x017F;ich nehmen.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g">Es gibt We&#x017F;en, welche einen per&#x017F;önlich gu-<lb/>
ten Willen haben, der zur ab&#x017F;oluten Liebe hin-<lb/>
&#x017F;trebt und welche gleichfalls mit einer größern,<lb/>
aber gei&#x017F;tigen Kraft ausgerü&#x017F;tet &#x017F;ind, als deren<lb/>
die men&#x017F;chliche Natur fähig i&#x017F;t. Sie haben gleich-<lb/>
falls keinen aus Flei&#x017F;ch und Blut, &#x017F;ondern höher<lb/>
organi&#x017F;irten Lichtkörper, der im gewöhnlichen<lb/>
Zu&#x017F;tande für uns in&#x017F;en&#x017F;ibel, aber doch unter<lb/>
&#x017F;eltenen Bedingungen &#x017F;en&#x017F;ibel i&#x017F;t. Sie wohnen<lb/></hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0141] dieſe der Unnatur im Fluch, jene der Uebernatur im Segen wirken. Nehmen wir die bisher erhaltenen Charaktere der verſchie- denen Ordnungen in ihren Extremen zuſammen, ſo wird die Unnatur folgende für ſich nehmen: Es gibt Weſen, die einen perſönlich-böſen Willen haben, der zur abſoluten Selbſtſucht hinſtrebt, und welche mit einer größern und rohern Gewalt ausgerüſtet ſind, als deren die menſchliche Na- tur fähig iſt. Sie haben keine aus Fleiſch und Blut organiſirte Leiber, ſondern nur Schein- körper, die ſie aus Atomen beliebig zuſammen- ſetzen und wieder auflöſen können. Denn auch an der untern Gränze iſt die Lebenskraft noch individualiſirend, d. h. die Stoffe zu irgend einer Geſtalt formend und bildend. Sind nun dieſe Stoffe bloſe Atomen, ſo entſteht ein ato- miſtiſcher oder bloſer Scheinkörper, der ſich zwar ſinnlich nicht wahrnehmen läßt, in welchem aber die Kraft der Bewegung und Handlung eben ſo gut vorhanden ſind, als in den ſinnlich wahr- nehmbaren organiſirten Körpern. Sie wohnen im Reiche der Schwere, beraubt der Wärme und des Lichts oder im Reich der Finſteriß. Dieß ſind die Dämonen. Die Uebernatur hingegen wird folgende Charaktere für ſich nehmen. Es gibt Weſen, welche einen perſönlich gu- ten Willen haben, der zur abſoluten Liebe hin- ſtrebt und welche gleichfalls mit einer größern, aber geiſtigen Kraft ausgerüſtet ſind, als deren die menſchliche Natur fähig iſt. Sie haben gleich- falls keinen aus Fleiſch und Blut, ſondern höher organiſirten Lichtkörper, der im gewöhnlichen Zuſtande für uns inſenſibel, aber doch unter ſeltenen Bedingungen ſenſibel iſt. Sie wohnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/141
Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/141>, abgerufen am 24.11.2024.